Sonntag, 27. November 2011

Gustav Mahler in Hamburg

©Sarah-Maria
In seiner Hamburger Zeit lebte Gustav Mahler in der Bundesstraße 10. Damals lag dort in unmittelbarer Nachbarschaft ein Zoo. Als Mahler einmal gefragt wurde, ob ihn das Löwengebrüll nicht bei seiner Arbeit störe, soll er entgegnet haben, dass es zwar nicht gerade von Vorteil sei, aber immer noch besser als „der Beifall des Hamburger Publikums an einer unrichtigen Stelle in der Oper.“

Gustav Mahler brachte das Hamburger Opernhaus, mit seinem nach absoluter Perfektion strebenden Dirigat, zu Weltruhm. Doch Perfektion ist oftmals nicht von allen gleichermaßen geliebt. Am wenigsten von denen, die sie ausbaden müssen: dem Orchester. Und so war er einige seiner Musiker auch schneller wieder los, als ihm lieb war. 1895 musste er sogar das nicht mal ein Jahr zuvor übernommene Dirigat für die Hamburger Abo-Konzerte aufgrund von nicht zu knappen Streitigkeiten mit dem Orchester wieder aufgeben, und nach seinen Vorstellungen im Opernhaus stand sogar ab und an mal eine Polizeieskorte bereit, die ihn nach Hause begleitete.

In der Spielzeit 1894/95 dirigierte er die unglaubliche Anzahl von 138 Vorstellungen im Hamburger Opernhaus und 1895/96 waren es sogar 148. Sein Resümee über seine Zuhörer war allerdings nicht sehr optimistisch: „Da studiere ich unter solcher Anspannung aller meiner Kräfte und was schwerer ist, mit dem Musikerhandwerkervolk unter mir, das mich darum haßt, bis ins kleinste Detail meine Vorstellungen ein, bis sie wirklich klappen und wie aus einem Guß gehen: und für wen geschieht das? Für welche Herde von Schafen, die es gedankenlos und nutzlos anhören, denen es bei dem einen Ohr hinein, bei dem anderen wieder hinausgeht, wie den Fischen bei der Predigt des heiligen Antonius von Padua!“

P.S.: Und man beachte dabei seine Feststellung „Endlich Fortissimo!“, die er angesichts der Niagarafälle gefällt haben soll  - sie dürfte einen Hinweis darauf geben, dass seine Vorstellungen, wie etwas zu klingen hat, nicht immer leicht zu realisieren waren..... ;)

Quellen:
Borchardt, G.: Sehr unberühmt und sehr unaufgeführt – Gustav Mahlers Hamburger Jahre. http://www.gustav-mahler-vereinigung.de/1891-1897/body_1891-1897.html (zuletzt abgerufen am 30. Juni 2011).
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Führung durch das Hamburger Opernhaus

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