Mittwoch, 30. November 2011

Gioachino Rossinis Unmöglichkeit

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Theobald Böhm war schon zu Lebzeiten einer der bekanntesten Flötenvirtuosen und –erfinder überhaupt. Auf einer seiner Reisen wollte er dem weltberühmten Komponisten Gioachino Rossini seine neuste Flöte präsentieren und stattete ihm frühmorgens einen Besuch ab. Der Maestro befand sich noch im Bad und so wartete Böhm geduldig auf ihn. Währenddessen begann er zum Zeitvertreib ein wenig auf seiner Flöte zu spielen. Daraufhin riss Rossini prompt und gerade erst halb rasiert die Badezimmertür auf und rief: „Das geht gar nicht, das kann man gar nicht spielen!“ Böhm erwiderte das Offensichtliche: „Aber ich spiele es doch…“ Darauf Rossini:“ Ich schere mich nicht darum, ob Sie es können … es ist völlig unmöglich!“

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Sonntag, 27. November 2011

Gustav Mahler in Hamburg

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In seiner Hamburger Zeit lebte Gustav Mahler in der Bundesstraße 10. Damals lag dort in unmittelbarer Nachbarschaft ein Zoo. Als Mahler einmal gefragt wurde, ob ihn das Löwengebrüll nicht bei seiner Arbeit störe, soll er entgegnet haben, dass es zwar nicht gerade von Vorteil sei, aber immer noch besser als „der Beifall des Hamburger Publikums an einer unrichtigen Stelle in der Oper.“

Gustav Mahler brachte das Hamburger Opernhaus, mit seinem nach absoluter Perfektion strebenden Dirigat, zu Weltruhm. Doch Perfektion ist oftmals nicht von allen gleichermaßen geliebt. Am wenigsten von denen, die sie ausbaden müssen: dem Orchester. Und so war er einige seiner Musiker auch schneller wieder los, als ihm lieb war. 1895 musste er sogar das nicht mal ein Jahr zuvor übernommene Dirigat für die Hamburger Abo-Konzerte aufgrund von nicht zu knappen Streitigkeiten mit dem Orchester wieder aufgeben, und nach seinen Vorstellungen im Opernhaus stand sogar ab und an mal eine Polizeieskorte bereit, die ihn nach Hause begleitete.

In der Spielzeit 1894/95 dirigierte er die unglaubliche Anzahl von 138 Vorstellungen im Hamburger Opernhaus und 1895/96 waren es sogar 148. Sein Resümee über seine Zuhörer war allerdings nicht sehr optimistisch: „Da studiere ich unter solcher Anspannung aller meiner Kräfte und was schwerer ist, mit dem Musikerhandwerkervolk unter mir, das mich darum haßt, bis ins kleinste Detail meine Vorstellungen ein, bis sie wirklich klappen und wie aus einem Guß gehen: und für wen geschieht das? Für welche Herde von Schafen, die es gedankenlos und nutzlos anhören, denen es bei dem einen Ohr hinein, bei dem anderen wieder hinausgeht, wie den Fischen bei der Predigt des heiligen Antonius von Padua!“

P.S.: Und man beachte dabei seine Feststellung „Endlich Fortissimo!“, die er angesichts der Niagarafälle gefällt haben soll  - sie dürfte einen Hinweis darauf geben, dass seine Vorstellungen, wie etwas zu klingen hat, nicht immer leicht zu realisieren waren..... ;)

Quellen:
Borchardt, G.: Sehr unberühmt und sehr unaufgeführt – Gustav Mahlers Hamburger Jahre. http://www.gustav-mahler-vereinigung.de/1891-1897/body_1891-1897.html (zuletzt abgerufen am 30. Juni 2011).
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Führung durch das Hamburger Opernhaus

Freitag, 25. November 2011

Wilhelm Furtwänglers Führungsqualitäten

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Werner Thärichen (1921-2008) erinnerte sich aus seiner Zeit als erster Solopaukist der Berliner Philharmoniker an eine Probe unter einem Gastdirigenten, in der sich urplötzlich der Klang des Orchesters änderte. Dies jedoch nicht, weil der Gast-Maestro plötzlich zu Hochtouren auflief – im Gegenteil die Musiker blickten schnurstracks an jenem vorbei zur Tür des Raumes: Wilhelm Furtwängler, damaliger musikalischer Leiter der Philharmoniker, hatte soeben den Raum betreten und offenbar genügte seine pure Anwesenheit, um den Philharmonikern einen perfekten, wunderschönen Klang zu entlocken.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009

Donnerstag, 24. November 2011

Gertrud Bindernagels Götterdämmerung

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Am Abend des 3. November 1932 trat Gertrud Bindernagel unglaubliche Elfmal vor den Vorgang der Deutschen Oper Berlin (damals noch Deutsches Opernhaus Charlottenburg), bis das Publikum sie in ihre Garderobe entließ. Sie hatte soeben eine wirklich unvergesslich brilliante Brünnhilde in Richard Wagners „Siegfried“ abgeliefert. Doch es sollte ihr letzter Auftritt gewesen sein, denn nur wenige Minuten später wurde sie von ihrem Ehemann Wilhelm Hintze auf dem Heimweg erschossen.

Ihr Gatte und Bankier hatte seine Frau im Verdacht ihn zu betrügen und war der festen Überzeugung, dass sie und ihr vermeintlicher Liebhaber sich gegen ihn verschworen haben, um sich sein Vermögen unter den Nagel zu reißen. Wie sich herausstellte zu Unrecht. Doch es war zu spät: die Götterdämmerung musste ohne Brünnhildes selbstgewählte Erlösung stattfinden.

Quellen:
Studnitz, P.: Schirach über famose Berliner Verbrechen. In: B.Z., 21.07.2010.
Kulturradio rbb: 125 Jahre Berliner Philharmoniker. http://www.kulturradio.de/download/manuskripte/0/1199964.file.pdf (zuletzt abgerufen am 23. Juni 2011).

Mittwoch, 23. November 2011

Teatro alla Scala

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Wer sich beim Namen der in nur 24 Monaten unter der Schirmherrschaft der Habsburger Fürstin Maria Theresia und in architektonischer Gestaltung von Giuseppe Piermarini erbauten Mailänder Scala bisher in metaphorische Höhen à la: scala = italienisch Treppe/ Leiter = die Kunst schwingt sich auf der Himmelstreppe empor oder aber Skala = irgendwas messen = unvermessen gut!, der hat sich ordentlich verrechnet. Denn der Name geht auf eine Kirche zurück, die u.a. zuvor auf dem Grundstück des Mailänder Opernhauses stand und für den Neubau dran glauben musste....

Die Kirche "Santa Maria della Scala" wurde 1381 geweiht und trägt den Beinamen della Scala aufgrund ihrer Stifterin: der Gräfin Beatrice della Scala. Ob die werte Gräfin sich damals wohl damit einverstanden erklärt hätte, dass ihr Name fortan nicht mehr ein Gotteshaus schmücken sollte, sondern ein frivoles Theater, wird wohl unbeantwortet bleiben.

Eingeweiht wurde das Teatro alla Scala jedenfalls am 3. August 1778 mit Antonio Salieris Oper "L'Europa riconosciuta"

Dienstag, 22. November 2011

Hans Richters Erfolgsrezept

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Als der Dirigent Hans Richter einst mit den Wiener Philharmonikern Bruckners Vierte einstudierte, saß niemand geringeres als Anton Bruckner selbst im Saal und lauschte den Proben. Als das Orchester zu der berühmt berüchtigten Hornstelle kam und diese mit Bravour meisterte, warf der entzückte Komponist den Protagonisten Kusshände zu. Hans Richter bemerkte dies und fühlte sich offenbar gestört, denn er zischte in Richtung Bruckner: „San S‘ staad!“ Zu hochdeutsch: „Sind Sie wohl ruhig!“

Hans Richter dirigierte übrigens 1876 die erste Aufführung von Wagners Ring in Bayreuth und wurde schließlich sogar zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Sonntag, 20. November 2011

Die Rosenkavalier-Abwicklungs GmbH

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Im Januar 1929 hatte die Wiener Dirigentin und Komponistin Lise Maria Mayer in der damals noch in der Bernburger Straße 22a/23 ansässigen Berliner Philharmonie ihren ersten und zugleich letzten Auftritt in Berlin. Auf dem Programm stand Beethoven, Carl Maria von Weber und eine ihrer eigenen Kreationen mit dem Titel „Kokain“.

Dass nach der Konzertpause ein völlig empörter Mann die Bühne stürmte, hatte jedoch weder mit der Stückauswahl noch mit der künstlerischen Leistung insgesamt zu tun. Er fühlte sich vielmehr um ein Date betrogen, denn im Vorfeld des Konzertes war in einer Berliner Kontaktanzeige zu lesen gewesen, dass eine junge, schöne, verwitwete und damit stinkreich gewordene Wienerin in Berlin einen Mann suche.

Auf über hundert Rückzuschriften antwortete das begehrte Fräulein blanko, dass sie an Abend des Konzertes in der Philharmonie auf den vordersten Plätzen sitze und als Erkennungszeichen einen Strauß weißer Rosen bei sich trägt. Ergo tummelten sich an besagten Abend ein Haufen Single-Männer in den vordersten Reihen, um ganz nah bei der schönen Unbekannten zu sein. Jedoch war von der Dame mit den weißen Rosen weit und breit keine Spur.

In der Konzertpause passierte dann das unvermeidliche und die Sache flog auf. Wütend darüber, dass sie offenbar einem Betrüger ins Netz gegangen waren und alle auf die selbe Dame warteten, ließen die geprellten Herren ihrem Unmut freien Lauf: die Dirigentin fiel in Ohnmacht, die Polizei musste eingreifen und der Männer-Mob erstatteten schlussendlich Anzeige wegen Betrugs. Der Gesamt-Schaden um den es ging war nicht zu unterschätzen, denn die Karten in den vordersten Reihen waren nicht gerade billig und einer der Herren hatte sich sogar extra einen Smoking schneidern lassen.

Zum Glück der Betrogenen konnte der Übeltäter schnell ausgemacht werden: es war der Ehemann der Dirigentin, welcher mit der Aktion den Kartenverkauf ein wenig ankurbeln wollte. Ob jener den Pausen-Tumult, zwecks Publicity, nicht sogar auch noch eingefädelt hatte, konnte nie ganz geklärt werden. Die Herren gründeten jedenfalls die „Rosenkavalier-Abwicklungs GmbH“, um ihr Geld wiederzubekommen und Lise Marie Mayer verzieh, nach anfänglichen Scheidungsplänen, ihrem werten Gatten.

Quellen:
Haffner, H.: Der "Kokain-Skandal" in der Berliner Philharmonie. In: Berliner Morgenpost, (05.06.2008).

Samstag, 19. November 2011

Spam-Angriff

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Hallo zusammen,

auf mein Blog klicken seit einigen Minuten unkontrolliert drei Seiten:

777seo. com
justforlaughsgags. tv
googlecorrection. com

Meine Statistik schießt in die Höhe wie Blöde.... Grundsätzlich ja nix Schlechtes, aber in so einem Spam-Fall doch unerwünscht. Weiß jemand, was ich dagegen tun kann?

Ich habe mich natürlich schon selbst zum Problemlösungs-Googlen aufgemacht und an verschiedenen Stellen gelesen, dass man die Links nicht anklicken soll - warum stand da allerdings nicht.... Ähhh ja, ich hab natürlich draufgeklickt. Hüstel.... Aber ich habe soeben von einer anderen Bloggerin, die das Problem vor einigen Tagen hatte eine Nachricht bekommen, dass sich das Problem a) nach einigen Tagen von alleine löst und b) ihr Virenprogramm, obwohl sie auch draufgeklickt hat, nix auf ihrem PC gefunden hat .... Woanders habe ich den Tipp gelesen, diese Blogs bei google als Spam zu melden, ob's was nützt, weiß ich allerdings leider nicht :(

UPDATE vom 23.11.:
Ich weiß jetzt auch was das ist: das ist "Referer-Spam": die tun so, als ob ihre Website auf mein Blog verweist, mit dem Ziel, dass ich auf den Link in meiner Statistik klicke und dadurch Traffic auf der jeweiligen Website produziere.
Eine speziell für Blog-Eigentümer generierte Spamidee. Aber nichts, was meine Daten angreift, Viren verbreitet oder dergleichen.

Wie Einstein zählen lernte....

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Albert Einstein war ein großer Musikliebhaber und spielte selber die Violine. Zum gemeinsamen Musizieren lud er gerne bekannte und geniale Pianisten ein. So kam es, dass er einmal zusammen mit Arthur Schnabel eine Mozartsonate spielte. Dieser erwies sich als sehr geduldig mit dem Wissenschaftler, doch irgendwann platze ihm doch die Hutschnur: „Albert! Kannst du denn nicht bis vier zählen?! Eins, zwei, drei, vier!“

Artur Schnabel lebte von 1906 bis 1933 übrigens in der Wielandtraße 14 und somit genau wie Einstein in Berlin. Beide emigrierten 1933 unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Ausland.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Donnerstag, 17. November 2011

Von Avantgarde zur Massenware

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Wer sich schon immer gefragt hat, warum in der Deutschen Oper Berlin überall diese weißen Papierlampen eines schwedischen Möbelhauses hängen, dem sei gesagt, dass sie dort schon von der Decke baumelten, bevor sie in das Sortiment des Möbelriesens aufgenommen wurden. Denn Architekt und Innenarchitekt - des 1959 nach dem Krieg wiederaufgebauten Opernhauses - Fritz Bornemann hat sie eigens für die Deutsche Oper entworfen.

Quelle:
Eine Führung durch die Deutsche Oper Berlin

Mittwoch, 16. November 2011

Die Gründung der Berliner Philharmoniker

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Die Berliner Philharmoniker sind heute eines der berühmtesten Orchester der Welt, doch auch sie fingen mal ganz klein an: zu verdanken haben wir dieses Orchester einer Rebellion von etwa 50 Musikern gegen ihren Chef Benjamin Blise. Sie waren eh schon nicht gerade gut auf ihn zu sprechen und als dieser sie dann im Frühling 1882, bei gewohnt magerer Entlohnung, auch noch in der vierten Klasse nach Warschau zu einem Konzert schicken wollte, reichte es ihnen und sie quittierten den Dienst.

Sie gründeten mit der „Früheren Bilseschen Kapelle“ ihr eigenes Orchester und fanden in dem Konzertagenten Hermann Wolff einen wichtigen Förderer und Namensgeber, denn er verpasste ihnen den Namen „Philharmonisches Orchester“. Zudem konnte er den absoluten Megastar Hans von Bülow als musikalischen Leiter engagieren und ihnen in der ehemaligen Rollschuhbahn, in der Bernburger Straße 22a/23 (Berlin), einen Veranstaltungsort sichern. Schon am 17. Oktober 1882 konnte das erste Konzert des neuen Philharmonischen Orchesters stattfinden.

Die Philharmonie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der letzte noch erhaltene Stuhl (siehe Foto) ist heute übrigens im Berliner Musikinstrumentenmuseum ausgestellt. Es befindet sich nahe des Potsdamer Platzes, neben der neuen Philharmonie.

Quellen:
Galli, M.: Berlin, die Kunststadt. München: Bucher, 2009.
Berliner Philharmoniker: Orchestergeschichte. http://www.berliner-philharmoniker.de/berliner-philharmoniker/orchestergeschichte/ (abgerufen am 26. Juni 2011).

Dienstag, 15. November 2011

Hanseatische Musikalität


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Komponisten und ihr Publikum – eine Sache für sich. Nie reagiert es so, wie es sich die werten Künstler wünschen.....

In einem Brief an Gustav Mahler findet Johannes Brahms für die hanseatischen Konzertgänger folgende Worte: „Die Bremer sind unmusikalisch, aber die Hamburger antimusikalisch.“


Quellen:
Borchardt, G.: Sehr unberühmt und sehr unaufgeführt - Gustav Mahlers Hamburger Jahre. http://www.gustav-mahler-vereinigung.de/1891-1897/body_1891-1897.html (zuletzt abgerufen am 15.11.2011).

Montag, 14. November 2011

Bei Richard Strauss Daheim


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Am 4. November 1924 hatte in der Dresdener Semperoper Richard Strauss Oper „Intermezzo“ Premiere. In den Hauptrollen – Hofkapellmeister Robert Storch und seine Frau Christine – konnte man unschwer das Ehepaar Strauss erkennen. Und wem der Namenswandel von Strauss zu Storch noch nicht reichte, dem wurde mit einer Originalnachbildung des Strauss’schen Landhaus-Wohnzimmers auf die Sprünge geholfen.

Die Aufführung wurde vom Publikum mit zahlreichen Bravi belohnt – wohl nicht zuletzt, weil sie die erhofften Einblicke in das Privatleben des Komponisten geboten hatte. Einzig die Begeisterung von Frau Strauss hielt sich in Grenzen, denn ihr war die Rolle der übereifersüchtigen Gattin wohl ganz und gar nicht recht.

Den Text zur Oper hat übrigens, nicht wie üblich sein Lieblings-Librettist Hugo von Hoffmannstal geschrieben, sondern Richard Strauss himself – ob das weiteren Zündstoff in seine Ehe gebracht hat, ist nicht überliefert.

Samstag, 12. November 2011

Franz Schubert - Streichquintett

Isch hab ne neue Pladde! :D Hab sie zu meinem neulich stattgefundenen Geburtstag geschenkt bekommen. 

Zu hören ist auf dem guten Stück Franz Schubert - und genauer sein Quintett in C-Du, D. 956 für zwei Violinen, Viola und zwei Violoncelli. Gespielt wird das Ganze vom Alban Berg Quartett. Tja, da mag man sich zunächst fragen, wie ein Quartett – und sei es noch so genial – ein Quintett spielen will, doch die Antwort ist recht simpel: sie haben sich einen Gast-Musiker ins Boot geholt.


Laut Wikipedia sagt Kritikerpapst Joachim Kaiser folgendes über das Stück: „Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen. Das Werk nimmt einen singulären Platz in Schuberts Schaffen, ja gar in der Musikliteratur ein. Es ist rätselhaft, und es ist vollendet … Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.“

Große Worte! Und es ist leider auch schon eine ganze Weile her, dass ich das Streichquintett vollständig und nicht nur satzweise auf CD gehört habe – geschweige denn live…. Öhm, das war – glaube ich – in der Bremer Glocke vor zwei oder drei Jahren. Und da das ein ernstzunehmender Frevel ist und auch weil ich nach etwa einer Woche konsequentem Ignorieren diverser Erkältungssymptome nun endgültig krank bin, werde ich mich jetzt auf’s Sofa hängen und die CD ausgiebig hören…..
..

Freitag, 11. November 2011

Prost!

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Wer glaubt, dass Orgelbauer keinen Humor haben, der hat sich getäuscht! Ein Beweis dafür findet sich in der St. Martins Pfarrkirche in Cochem: die Orgel besitzt ein Register mit dem Namen „Riesling 2fach“ – und der Name ist Programm, denn dort befinden sich zwei Flaschen Riesling.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Donnerstag, 10. November 2011

Aus einem Totenhaus

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1929 ging’s heiß her in der damals am heutigen Platz der Republik (Berlin), nahe des Bundeskanzleramtes ansässigen Krolloper: der Dirigent und Intendant Otto Klemperer führte gegen den Willen Siegfried Wagners (Sohn von Richard Wagner) und seiner Frau Winifred den „Fliegenden Holländer“ auf – und das auch noch im Gewand einer sehr modernen Inszenierung. Zu allem Überfluss tat er es in der 1843 erschienen Urfassung. Als Wagner diese Fassung schrieb war er ein recht glühender Revolutionär und wurde nach dem Dresdener Maiaufstand von 1849 sogar steckbrieflich gesucht, so dass er ins Schweizer Exil gehen musste.

Der „Hochschulring Deutscher Art“ drohte Stinkbomben zu werfen, der „Richard-Wagner-Verband Deutscher Frauen“ demonstrierte mit Plakaten und die Nationalsozialisten riefen zum Boykott auf. Doch das änderte nix: Otto Klemperer brachte das Stück zusammen mit dem Regisseur Jürgen Fehling wie geplant im Januar 1929 auf die Bühne. Nach der Vorstellung stürmten Siegfried und Winifred Wagner in völliger Entrüstung Klemperers Garderobe - und wurden von ihm mit den Worten „Herr Wagner ent-setzen Sie sich“ empfangen.

Die rechte Presse hetzte mit Parolen wie der Holländer sei zu einem „bolschewistischer Agitator“ und Senta zu einem „fanatisch exzentrisches Kommunistenweib“ entstellt worden. Und überhaupt sollte man die Krolloper schließen: „Hinaus mit den Schädlingen!“ Doch auch positive Kritik wurde z.B. in einer Frankfurter Zeitung veröffentlicht: „Der Regie gelang es, bei diesem Operntext an Hamsun denken zu lassen – in geistigen Gegenden, die Edvard Munch gemalt hat.“ Daran anknüpfend bot Klemperer der konservativen Presse im Sommer bereits neues Material sich zu ereifern, denn in Hindemith Oper „Neues vom Tage“ saß die Sopranistin zeitweise halbnackt in einer Badewanne.

Als nächstes sollte „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Bert Brecht und Kurt Weill auf dem Programm stehen, doch dazu kam es nicht. Klemperer zögerte in Angst vor der aufgeheizten Stimmung. Sein Dramaturg Curjel versuchte ihn zu ermutigen das Stück dennoch und gerade deshalb auf die Bühne zu bringen: „Selbstverständlich liegt schon in der Form des Werks ein gutes Stück Kritik am Bestehenden. […] Aber gerade auch deshalb gehört seine Aufführung zu unserer eigentlichen Aufgabe. Zu dem Stück zu stehen, braucht gar nicht heißen, es für eine absolute künstlerische Erfüllung zu halten, sondern baucht zunächst nur die grundsätzlicher Bejahung eines ernsten und lauteren Experiments zu sein.“ Doch Klemperer lehnte (mit Tränen in den Augen, wie Kurt Weill berichtete) schlussendlich ab. „Mahagonny“ wurde kurz darauf in Leipzig uraufgeführt und löste einen der größten Theaterskandale des Jahrhunderts aus.

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Otto Klemperer wandelte jedoch weiterhin gekonnt zwischen zeitgenössischer Oper und den alten Meistern. In allem was er tat war er ein absoluter Perfektionist – nicht immer zur Freude seiner Mitarbeiter. Als 1930 Beethovens „Missa Solemnis“ auf dem Programm stand, kam es während der endlosen Chorproben sogar zu einigen Ohnmachtsanfällen auf Seiten der SängerInnen. Klemperers Entschuldigung: „Es ist enorm schwierig, ein Werk zu dirigieren, in dem die Realität nicht berücksichtigt wird.“

1930, mit wachsender politischer Bedeutung der Nazis, ging die Hetze gegen die Krolloper dann erst richtig los. Die Nazis riefen den „Opernkulturkampf“ aus und wetterten gegen Klemperer als Opernintendant. Nicht nur seine künstlerische Arbeit war den Nazis ein Dorn im Auge, auch seine jüdische Abstammung war zunehmend Thema in der konservativen Presse. Paul Zschorlich etwa verlangte in einem Artikel, dass Klemperer sein „kulturbolschewistisches Unternehmen […] als „Jüdische Oper“ ankündigt. […] Denn mit deutscher Kulturbetätigung hat das nichts zu tun.“ Einige Intelektuelle lehnten sich dagegen. Wie etwa Thomas Mann: „Wenn das Problem der Oper heute noch oder wieder eine geistige Angelegenheit und ein Gegenstand geistiger Auseinandersetzung ist, so ist das in erster Linie ein Verdienst dieses Instituts.“

Doch der Untergang der Krolloper war nicht mehr aufzuhalten. Im Reichstag wurde gegen die weitere Finanzierung von drei Opernhäusern in Berlin gestimmt und am 6. November 1930 war es beschlossene Sache, dass die Krolloper ihre Pforten schließen muss. Klemperer versucht es zu einem Prozess gegen die Schließung kommen zu lassen, wurde aber im Ergebnis nur an die Lindenoper als Kapellmeister weitergereicht. Dort musste er, ohne Entscheidungsgewalt, dirigieren, was Intendant Heinz Tietjen ihm vorgab. Klemperer schrieb in einem Artikel für die Berliner Zeitung: „Dann muss der „Nächste“ das Begonnene fortsetzen. Man kann unser Theater schließen, aber die Idee kann man nicht töten.“

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Zur letzten Neuinszenierung in der Krolloper nahm Klemperer eine Konzertverpflichtung in Argentinien an und schickte zur Premiere nicht mal ein Telegramm nach Berlin. Einige Jahre später sagte er: „Was sollte ich sagen? Es gibt Todesfälle, bei denen man nicht mal kondolieren kann.“ Die Arbeit der Krolloper endete mit der deutsche Erstaufführung Leo Janaceks Oper „Aus einem Totenhaus“. Für dessen Aufführung hatte Klemperer jahrelang gekämpft. Nach der Premiere spottete Tietjen: „Wir spielen das Totenhaus, denn das Haus ist ein totes Haus.“

Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 diente die Krolloper als provisorischer Sitz des Parlaments. Hier wurde u.a. das Ermächtigungsgesetzt verabschiedet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude teilweise beschädigt und Ende der 50er Jahre abgerissen.

Quellen:
SWR: SWR2 Musikstunde mit Katharina Eickhoff. http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/musikstunde/-/id=7530346/property=download/nid=659552/llnqze/swr2-musikstunde-20110302.pdf (abgerufen am 04. Juni 2011).
Komander, G.H.M.: Unterm grünen Grasen: Die Krolloper, Sitz des Reichstages 1933 bis 1945. In: Berliner Lindenblatt, (Nr. 13, September 2007).

Mittwoch, 9. November 2011

Verdächtige Skizzen

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Fritz Heitmann, Organist im Berliner Dom, wurde 1933 nach einer Tournee durch die Sowjetunion verhaftet und stundenlang verhört. Man hatte bei ihm einen Zettel mit verdächtig wirkenden Plänen gefunden und ihn der Spionage bezichtigt. Es dauerte eine Weile bis den Beamten klar gemacht werden konnte, dass es sich bei der Zeichnung um die Moskauer Konservatoriumsorgel handelte. Heitmann hatte sich für den Fall, dass er etwas zum Besten geben sollte, die Anordnung der Orgelregister skizziert.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Ärmel hochkrempeln -> und los!

©Sarah-Maria
Äh ja, nachdem mein Blogprojekt nun mehrere Monate brach lag, werde ich einen Wiederbelebungsversuch starten..... der hoffentlich nicht nur beim bloßen Vorsatz bleibt!!!

Und damit ihr merkt, dass es mir ernst ist, werde ich auch gleich loslegen mit dem Posten! :D