Montag, 19. März 2012

Live-Stream aus München - Eugen Onegin

Nach Fidelio, L’Elisir d’Amore und Don Carlo folgt am kommenden Samstag, also am 24.03., ein weiterer kostenloser Live-Stream aus der Bayrischen Staatsoper in München.

Es wird die Tschaikowsky Oper Eugen Onegin in der Regie von Krzysztof Warlikowski übertragen. In den Titelpartien werden Simon Keenlyside als Eugen Onegin, Pavol Breslik als Lenski und Ekaterina Scherbachenko als Tatjana zu sehen sein. Am Dirigentenpult wird Pietari Inkinen zu erleben sein. Weitere Infos und wie ihr zum Stream gelangt, könnt ihr <hier> auf der Website der bayrischen Staatsoper nachlesen.

Hier schonmal der Trailer (in anderer Besetzung) zur Einstimmung:


P.S.: Leider gibt es erneut keine Untertitel.

Dienstag, 13. März 2012

Tristan und Isolde - Staatsoper Berlin


Der Schock saß tief, als ich ein paar Tage vor der Vorstellung auf der Facebook-Seite der Berliner Staatsoper lesen musste, dass Waltraud Meier für den 10.03. als Isolde abgesagt hat. Denn als eingefleischter Fan habe ich die Vorstellung wegen ihr gebucht….

Dennoch: Der Abend war grandios! Die Inszenierung von Harry Kupfer habe ich schon, ich glaube, 5x gesehen und ich mag sie sehr. Auf der Bühne liegt ein riesiger gefallener Engel auf, unter und neben dem die Sänger agieren. Ein puristisches und schönes Bühnenbild, das durch wunderschöne Beleuchtung diverse ästhetische Highlights bereit hält.

Iréne Theorins Isolde war grandios. Absolute Weltklasse und kaum zu überbieten. Sie führte ihre Stimme wunderschön und niemals zu schrill (in dem Punkt bin ich sehr eigen und mag deswegen so manche, objektiv wohl recht gute, Isolden-Interpretation nicht) durch die Partie. Und ihr Liebestod war absolut fesselnd und trieb einem gleich beim ersten Ton die Tränen in die Augen. Doch trotzdem: Waltraud Meier, die ich in Berlin schon 2x in dieser Inszenierung gesehen habe, finde ich noch ein wenig besser. Ihre Interpretation finde ich einfach noch eindrucksvoller und fesselnder. Aber da mag aus mir vielleicht auch ein klein wenig der trotzige Fan sprechen. ;)

Der Tristan wurde von Ian Storey gesungen, den ich in Berlin auch schon 3x in der Rolle gesehen habe und sehr schätze. Seine Stimme ist wunderschön. Doch leider kämpfte er am Samstag offenbar mit einigen gesundheitlichen Problemen. Im zweiten Aufzug hielt er sich in einigen Passagen zurück und sang nicht immer alles voll aus. Zum dritten Aufzug holte er aber nochmal alles, was ging aus sich heraus und sang diesen Akt, in dem der Tristan ja am meisten zu singen hat, stimmschön und auf höchsten Niveau. Respekt!! René Pape als König Marke ist und bleibt selbstverständlich ein Knüller. Egal was er anpackt, er ist einfach nur grandios und die Berliner Staatsoper kann sich absolut glücklich schätzen so einen genialen und vielseitigen Sänger im Ensemble zu haben. Wenn er auf dem Besetzungszettel steht lohnt es sich immer und grundsätzlich hinzugehen.

Der Kurwenal war von einer weiteren Umbesetzung betroffen: statt Roman Trekel sang Martin Gantner die Partie – und dies wirklich sehr respektabel. Definitiv eine Umbesetzung die nicht weh tat. Die Brangäne wurde von Ekaterina Gubanova, wie gewohnt, einwandfrei und wunderschön gesungen. Ich habe sie in der Rolle schon mehrfach in Berlin gesehen und war bisher jedesmal ganz angetan von ihr. 

Im Orchestergraben stand der Generalmusikdirektor der Staatsoper Daniel Barenboim und hat mal wieder unter Beweis gestellt, dass er einer DER Wagner-Dirigenten überhaupt ist. Genial! Sein Orchester spielte auf absolut höchstem Niveau. Am Ende gab es - auch von mir - nicht enden wollenden Applaus und stehende Ovationen.

+++Nachtrag+++
Waltraud Meier hat nun auch für den 18.3. und 25.3. abgesagt. Die Partie der Isolde wird jeweils Linda Watson übernehmen.

Montag, 12. März 2012

Das bronzene Pferd - Komische Oper Berlin

Ich war verwirrt – und bin es noch. Denn den gestrigen Abend fand ich, vorsichtig ausgedrückt, katastrophal. Doch mit dieser Ansicht befand ich mich, zusammen mit meinen beiden Mitstreitern, in der absoluten Minderheit. Denn die Premiere von Aubers Bronzenem Pferd wurde rundum vom Publikum bejubelt.

Vorweg erstmal: es war meine erste Auber-Oper. Als Fazit kann ich festhalten, dass er zwar nicht mein Lieblingskomponist wird, ich aber das Stück an und für sich durchaus sehenswert fand. Soweit das unter den gebotenen Umständen zu beurteilen war. Denn zunächst einmal hat die Komische Oper, wie sie das stets mit nicht-deutschen Texten zu tun pflegt, das Libretto von Eugène Scribe verhunzt, indem sie es ins Deutsche übersetzen ließ. Ich erinnere mich da z.B. (leider) noch sehr gut an einen Rigoletto-Besuch 2009, als der Rigoletto anstatt aus voller Schicksalswut ein ordentliches und voluminöses „Assassini“ hinauszusonoren, nur ein klägliches, irisch akzentuiertes „Ihr fiesen Hüüüüüühhhhhnde“ hervorbrachte. Und gestern war’s so ähnlich. Jedenfalls vermute ich das in Anbetracht der zahlreichen nicht gerade wohlklingenden, ins Deutsche gepresste Passagen.

Ich habe also versucht mich nur auf die Musik zu konzentrieren und den Libretto-Mord soweit es irgend ging auszublenden, doch das wurde einem nicht gerade einfach gemacht. Denn die Sänger waren echt nicht gut – um genau zu sein würde ich einigen sogar nachsagen, dass sie auf dem berühmten „Nicht mal auf Stadttheater-Niveau“ gesungen haben. Es gab zahlreiche schiefliegende Töne, eiernde Koloraturen und zudem extrem dünne, völlig uninteressante Stimmen. Die Auflistung der Namen spare ich mir an dieser Stelle einmal, denn auch wenn’s echt nicht meins war, möchte ich, als Laie, auch niemanden völlig diffamieren. Wen die Besetzung genauer interessiert, kann auf der Homepage der Komischen Oper nachsehen.

Dennoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass der Mezzosopran von Annelie Sophie Müller (Pe-Ki) mir wirklich gut gefallen hat. Ich hatte anfänglich vermutet, dass es sich bei ihr um eine Alt-Stimme handelt, weil sie mit vollem Einsatz in die Tiefen greifen konnte. Sie ist Mitglied im jungen Opernstudio und recht kurzfristig im Sänger-Ensemble dieser Produktion aufgenommen worden - wie auf der Premierenfeier mitgeteilt wurde. Von ihr würden mich durchaus weitere Interpretationen interessieren. Und auch Erika Roos als Tao-Jin führte die Negativ-Liste keinesfalls an. Ihre Koloraturen saßen zwar nicht immer – aber an einigen Stellen durchaus. Zum Dirigat von Maurizio Barbacini fällt es mir schwer mich zu äußern, da mir wie gesagt die Oper vorher unbekannt war.

Auf der Negativ-Seite stand für mich jedoch ebenfalls die Regie von Frank Hilbrich. Ich konnte da kein wirkliches Konzept erkennen. Damit ihr überhaupt eine Idee bekommen könnt, was ich meine, erkläre ich mal kurz die Handlung, die, wie ich vermute, eher wenige kennen: Es gibt, wie so oft, diverse Liebespaare. Das eine ist verheiratet, kann sich aber nicht riechen; ein anderes soll verheiratet werden, ist aber zu 50% ganz und gar nicht begeistert von dieser Idee und einem wieder anderem ist die Herzensdame/ der Göttergatte im Traum erschienen. Im Mittelpunkt dieser Wirrungen steht ein bronzenes Pferd, dass seine Reiter auf die Venus befördert. Dort gilt es 24h allen weiblichen Verlockungen zu wiederstehen. Gelingt dies nicht, werden die Herren umgehend wieder auf die Erde geschickt. Dort dürfen sie niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen über ihre Reise erzählen, sonst werden sie zu Stein. Pe-Ki, die, um sich vor ihrem Verlobten zu verstecken, in Männerkluft steckt und ihren versteinerten Liebsten ins Leben zurückholen will, geht auf die Reise. Wiedersteht – freilich. Bekommt so das zauberbrechende Armband und erlöst alle.

Hilbrich wollte offensichtlich in seiner Regie das Triebhafte (nicht mal 24h schaffen die männlichen Protagonisten durchzuhalten) integrieren. Um dies zu visualisieren hat er mit Affen genervt, die stets fickend und rammelnd über die Bühne hüpften. Am Ende rammelte dann der Chor und die Affen wurden zu Menschen, die schließlich zu Stein wurden. Irgendwie passt dieser Gedankengang in meinen Augen nicht: Denn wenn es um’s Treibhafte im Sinne von tierischer Sexualität ohne Vernunft und gesellschaftlicher Schranken geht, dann müssten doch gerade diejenigen, die oben auf der Venus keine drei Minuten durchstehen zu Tieren oder sonst was werden, aber doch nicht zu frigidem Stein. Außerdem endet die Erlösung von der Versteinerung im Libretto ja eben nicht darin, dass die Protagonisten eine Orgie feiern, sondern sich monogame Paare bilden. Macht für mich irgendwie alles keinen Sinn. Und zudem wurden die stückimmanenten Gags in der Regel auch noch im karnevalsstyle dargeboten. Hat nur noch gefehlt, dass anschließend jedesmal einer „Tata-Tata-Tata“ geleiert hat. Ich fand’s irgendwas zwischen albern und peinlich - aber niemals komisch.

Schade. Ich hatte mich wirklich auf meine erste Auber-Oper gefreut und finde es traurig, dass ich mit so einem Eindruck nach Hause ging.

L'Elisir d'Amore - Staatsoper Berlin

Ich war ein paar Tage in Berlin und habe das Kulturangebot der Hauptstadt selbstverständlich in vollen Zügen ausgekostet. Begonnen habe ich mit Donizettis L’Elisir d’Amore mit Rolando Villazón als promiente Nemorino-Besetzung

Zuerst die gute Nachricht: an seiner wunderschönen weichen Stimmfarbe hat sich nix geändert. Die ist und bleibt spektakulär. Jedoch: Leider hat Villazóns Stimme nicht mehr die einstige Ausdruckskraft. Es fehlt ihm an dem nötigen Volumen. Verglichen mit seinen Bühnenkollegen war er daher recht leise und sparte während des Abends einiges an Kraft für sein berühmtes Una furtiva lagrima – welches ihm auch stimmschön gelang.

Villazóns Bühnenliebe Adina wurde von Anna Samuil gesungen, die ich bereits 2008 als Violetta (La Traviata) und 2009 als Tatjana (Eugen Onegin) gesehen habe. Als Violetta hat sie mir ganz und gar nicht gefallen, als Tatjana schon – damals hat Rolando Villazon übrigens den Lenski gesungen. Anna Samuils Adina fand ich ein wenig schwerfällig. Es fehlte ihr meines Erachtens an stimmlicher Leichtigkeit. Zudem wirkte ihr Schauspiel, neben Villazóns gewohnt aufgedrehter Clownerie, irgendwie recht steif.

Am besten hat mir Alfonso Antoniozzi gefallen. Er konnte mit stimmlicher Finesse und darstellerischem Witz punkten. Alfredo Daza als Belcore hat mich hingegen nicht sonderlich mitgerissen. Ich bin aber generell einfach kein Fan von ihm. Ich fand ihn noch nie richtig schlecht, aber auch noch nicht wirklich gut. Am Dirigentenpult sorgte Antonello Allemandi für die nötige italienische Würze.

Die Inszenierung von Percy Adlon war zwar kein Kracher, hatte aber durchaus einige schöne Einfälle zu bieten: es gab z.B. einen Steg vor dem Orchestergraben, auf dem die Sänger hin und wieder agierten. Passgenau war auch der herzförmige Wohnwagen in dem der Dulcamara durch’s Land reiste. Zudem ließ die Inszenierung den Sängern genügend Freiraum für eigene Interpretationen.

Nach der Vorstellung gab’s reichlich Blumen für Rolando Villazón und eine Autogrammstunde für seine Fans. Alles in allem ein runder Abend. Dennoch: Villazóns Stimme ist nicht mehr die, die sie war – und das ist mehr als tragisch, denn sein wunderbar weicher Tenor, gepaart mit seinem berühmten Feuer, der Spielfreunde und Ausdruckskraft war wirklich sensationell.