Dienstag, 30. November 2010

Eine Orchesterprobe mit Otto Klemperer

©Sarah-Maria

Der Dirigent Otto Klemperer unterbrach einmal wütend eine Orchesterprobe und rief: "Die zweite Trompete ist viel zu laut!" Darauf gab der erste Trompeter zu bedenken: "Entschuldigen Sie, die zweite Trompete ist noch gar nicht da!" Klemperer erwiderte prompt: "Dann richten Sie es ihm aus, wenn er eintrifft!"

Montag, 29. November 2010

Die erste Oper der Welt

©Sarah-Maria
Die Oper ist in Italien in der Zeit der Renaissance entstanden. Denn damals orientierte sich nicht nur die Architektur und Malerei an den Idealen der Antike, sondern es gab auch einige Gelehrte und Künstler, die sich mit dem antiken griechischem Theater beschäftigten - von dem man wusste, dass es Musik und Text miteinander verbunden hat. Unter diesen Forschern befand sich auch der Musiker Vincenzo Galilei (übrigens der Vater von Galileo Galilei), der in seinen Schriften z.B. auch einige erhaltene antike musikalische Überreste publizierte.

Bald bildete sich um den italienischen Grafen Giovanni Bardi die „Camerata“ – eine Art Club, der sich für die Wiederbelebung des antiken Theaters einsetzte. Unter ihnen befand sich auch der Komponist Jacopo Peri. Er komponierte schließlich zwischen 1594 und 1598 die Musik zur ersten Oper: dem Stück Dafne. Der Text wurde von dem Dichter Ottaio Rinuccini verfasst, welcher demnach der aller erste Librettist der Geschichte ist. Uraufgeführt wurde diese erste Oper in Florenz, im Haus von Jacopo Corsi, der zu diesem Zeitpunkt das Oberhaupt der Camerata war und selbst auch einige Vorschläge zur musikalischen Gestaltung beigetragen hat. Eine komplette Abschrift der Oper ist heute leider nicht mehr erhalten – nur noch einige Fragmente. Dennoch ist zu erkennen, dass Peris Stück nicht sehr viel mit dem griechischem Theater gemein hatte, sondern eine neue Kunstform geschaffen wurde: die Oper.

Wenige Jahre später wurde Peris zweite Oper L‘Euridice anlässlich der Hochzeit von Heinrich IV. von Frankreich und der Prinzessin Maria de Medici im Palazzo Pitti (Florenz) aufgeführt. Das Orchester bestand aus einem Cembalo, einer Lyra, zwei Lauten und drei Flöten. Zudem gab es neben elf Solisten einen Chor und ein Ballett. 1607 wurde der Mythos um Orfeo und Euridice erneut von Monteverdi vertont (welche fälschlich oft als erste Oper in der Geschichte betitelt wird): in seinem Orchester waren bereits 33 Instrumente vertreten.

Doch auch schon vor den ersten „richtigen“ Opern gab es z.T. aufwändig gestaltete Singspiele: Im Mittelalter wurde dem Volk z.B. anlässlich großer kirchlicher Festtage durch Mysterienspiele der Inhalt der Bibel näher gebracht. Später etablierte sich eine weitere Form: die Pastorale oder Hirtenspiele, zu denen gemeinhin Lieder und Chöre gehörten. Einige typische Elemente wurden später von der Oper übernommen: Verwechslungsspiele, Einschübe von komischen Nebenfiguren oder auch das Happy End haben in den Hirtenspielen ihre Wurzeln. Etwa zeitgleich entwickelte sich der Brauch die Pausen von Theaterstücken mit kurzen Intermezzi zu füllen. In der ältesten Form (Madrigalkomödien) dieser „Mini-Opern“ gab es die Besonderheit, dass zwischen dem Chor und den Protagonisten nicht unterschieden wurde. Es wurde immer alles Mehrstimmig gesungen. Bei den Adeligen wurden in den Intermezzi meist antike oder komische (die Haupthandlung nicht betreffende) Themen gewählt, während sich in der Kirche oftmals für allegorische Darstellungen von Figuren wie die Seele, der Körper, der Verstand, die Zeit oder die Welt entschieden wurde. Diese sinnbildlichen Figuren debattierten singend über die Prioritäten im Weltgeschehen.

Jene inhaltliche Form blieb noch lange etabliert: In Mozarts erster Oper „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ (1767) treten z.B. neben einem „lauen und hinnach eifrigen Christen“ die Barmherzigkeit, die Gerechtigkeit, ein Christgeist und ein Weltgeist auf. Das Stück war eine Auftragsarbeit und alle drei Teile wurden von unterschiedlichen Komponisten geschrieben. Allerdings ist nur die Komposition von Mozart bis heute erhalten. Er schrieb das Stück mit elf Jahren. Einige Jahre später (1775) schrieb Mozart mit „Il re Pastore“ außerdem ein Stück, welches inhaltlich an die Hirtenspiele erinnerte.

Das Wort „Oper“ hat sich übrigens erst Mitte des 17 Jahrhunderts etabliert und bedeutet eigentlich nix anderes als Werk. Zuvor nannte man Opern einfach „Drama per Musica“ oder „Favola in Musica“ (Favola = Fabel). Das Wort „Inszenierung“ geht ursprünglich auf das griechische „skene” zurück, was so viel wie „Zelt” oder „Hütte” bedeutet. So wurde im antiken Theater das hölzerne Hintergrundgebäude im Anschluss zur Bühne bezeichnete.

Auf eine spektakuläre Inszenierung wurde schon in der Geburtsstunde der Oper Wert gelegt: Eine komplizierte Bühnenmaschinierie machte es möglich, dass Götter, Musen, usw. aus dem Nix auftauchen konnten oder Bühnenbilder im Nu wechselten.

Quellen:
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.
Der Brockhaus: Oper. Gütersloh: Brockhaus in der Wissenmedia, 2002.

Dienstag, 23. November 2010

Gottfried Semper und seine berühmten Barrikaden

©Sarah-Maria
Im Zuge der deutschen Revolution von 1848/49 kam es in Dresden zu schweren Straßenschlachten. Gottfried Semper, Architekt der berühmten Semper-Oper, beteiligte sich Seite an Seite mit anderen Intelektuellen wie z.B. Richard Wagner oder Michail Bakunin an den Aufständen. Er war damals Professor für Architektur an der Königlichen Akademie der bildenden Künste zu Dresden und schon damals ein berühmter Mann: die Bauarbeiten des von ihm entworfenen Dresdener Hoftheaters wurden bereits 1841 abgeschlossen.

Während der Straßenkämpfe nahm Semper die Barrikaden genauer unter die Lupe und stellte fest, dass sie kaum einem Kampf standhalten würden. Er ließ sie kurzerhand umbauen. Unter seiner Leitung entstand auch die Hauptbarrikade in der Wilsdruffer Gasse, die schon damals als „Semper-Barrikade“ berühmt berüchtigt war. Denn sie konnte letztendlich nur bezwungen werden, indem die Truppen der Regierung die umstehenden Gebäude z.T. einrissen. Semper selbst hatte das Kommando über die Barrikade Nr. 13 unweit seiner Wohnung in der Waisenhausstraße inne.

Während der Kampfhandlungen brannte übrigens das am Zwinger ansässige barocke Pöppelmannsche Opernhaus nieder. Es war zum Zeitpunkt seiner Erbauung mit 2000 Plätzen das größte Theater in Deutschland. Es wurde in der Nacht des 6. Mais, wahrscheinlich aus taktischen Gründen, angezündet. Wagner soll dies folgendermaßen kommentiert haben: „Man sagte mir, es sei, um einen gefährlichen Angriff der Truppen von dieser bloßgelegten Seite zu begegnen und zugleich die berühmte Sempersche Barrikade vor einer übermächtigen Überrumplung zu schützen, aus strategischen Gründen in Brand gesteckt worden: woraus ich mir entnahm, daß derlei Gründe in der Welt ein für allemal mächtiger als ästhetische Motive bleiben, aus welchen seit längerer Zeit vergeblich nach Abtragung dieses häßlichen, den eleganten Zwinger so arg entstellenden Gebäudes verlangt war.“ In der Nacht vor dem Brand saß Wagner nahe der Hauptbarrikade auf dem Turm der Kreuzkirche und beobachtete die Truppenbewegungen der Regierung.

Semper, Wagner und viele andere mussten nach der Niederschlagung der Aufstände fliehen. Aber schon 1852, drei Jahre nach den Straßenkämpfen, soll Semper beklagt haben: „Was habe ich denn 48 getan, dass man mich ewig verfolget? Eine einzige Barrikade habe ich gebaut – hat aber standgehalten, weil sie practisch war und weil sie practisch war, war sie schön.“ Doch selbst nachdem das von ihm erbaute Dresdener Hoftheater 1871 niederbrannte und er auf Drängen der Bevölkerung gebeten wurde ein neues Gebäude zu entwerfen, wurde der Haftbefehl dennoch nicht aufgehoben. Semper entwarf zwar die Pläne für das neue Opernhaus, die Bauarbeiten leitete jedoch sein ältester Sohn. Semper durfte die Stadt nicht betreten und hat daher seine berühmte (zweite) Semperoper niemals gesehen.

Sonntag, 21. November 2010

Der Kaiser von Atlantis – Staatstheater Oldenburg

©Ira Schulte
Ein Krieg wird ausgerufen: Alle gegen alle. Doch der Tod entsagt diesem ziellosen Kampf und verweigert allen Beteiligten seinen Dienst. Die Figuren können weder leben noch sterben.

Die Protagonisten befinden sich in einer grausam bedeutungslosen Zwischenwelt, in der alles ist und es doch keinerlei Handlungsspielraum gibt. Handeln ist kein Willensakt mehr, sondern eine externe Unmöglichkeit. Jedes Tun, jede Bewegung scheint absurd und sogar überflüssig. Die Musik ist beklemmend und suchend – wie eine Erinnerung an eine Harmonie. Eine Erinnerung, die angesichts des Grauens nicht mehr zum Leben gehört. Sich jenseits davon befindet. Sie spielt mit Motiven und Ideen, ohne sie jemals auflösen zu können. Zu heroischen Wahnvorstellungen des Kaisers, er könne den Tod doch noch besiegen, ertönt Swing – ohne einer zu sein. Der Tod tritt auf und  besteht auf die Sinnhaftigkeit seiner Selbst als Gärtner des Lebens. Der Kaiser von Atlantis legt sich ihm in den Schoß und die einzig wirkliche Arie erklingt. Zu seinem Tod erheben sich sakrale Gesänge, während eine Geige endlos um Erlösung flehend fidelt. Sterben ohne Tod.

Der Komponist Viktor Ullmann schrieb das Stück im Jahre 1943/44 in Theresienstadt. Wenige Monate später wurde er in Auschwitz ermordet. Er selbst konnte die Aufführung seiner Oper nicht erleben. Die untrennbar mit diesem Stück verbundenen geschichtlichen Ereignisse werden in der Oldenburger Inszenierung aufgegriffen, ohne sie in den Vordergrund zu stellen. Es bleiben Zitate, die als gemeingültige Metaphern bestehen können: Der Harlekin, in einem Meer von Kleidungsstücken hockend, definiert den Beginn eines neuen Tages nur noch danach, ob er seine Kleidung gewechselt hat. Der Trommler – eine Frau – hat trotz Messern im Unterleib und aufgeschnittenen Pulsadern andauernde Wehen, während der Kaiser mit seinem Haustier kuschelt. Ein Lautsprecher verkündet und unterstreicht alle Ereignisse, fast wie ein Prä-Brecht’scher V-Effekt. Berge von Kleidern erheben sich gen Himmel. Herabhängende Kieselsteine, die traditionell auf jüdische Gräber gelegt werden, befinden sich über der gesamten Szenerie.

Freitag, 19. November 2010

Architekt der Wiener Staatsoper wurde in den Tod getrieben

©Sarah-Maria
In der Bevölkerung und Presse wurden die Baupläne der beiden Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg für das neue Wiener Opernhaus gnadenlos niedergemetzelt. Der für das Jahr 1863 geplante Bau setzte eine Anhebung der voranliegenden Straße voraus und bekam daher von der Bevölkerung kurzerhand den Namen „versunkener Kasten“ verpasst. Als spöttische Bezeichnung war ebenfalls „Königgrätz der Baukunst“ recht beliebt. In jener kurz zuvor stattgefundenen Schlacht bei Königgrätz kämpften Österreicher und Sachsen gegen die Preußische Armee und verloren dabei echt bitter. Die Verluste betrugen: 5.658 Tote, 7.410 Vermisste, 7.574 Verletzte, 22.170 Gefangene, 6.000 Pferde und 116 Kanonen.

Sogar der Kaiser Franz Jospeh höchstselbst hat sich rege an der Hetzkampagne beteiligt. Doch als sich van der Nüll aus Frust und Gram noch vor der Fertigstellung des Gebäudes erhängte, verschlug es dem Kaiser die Sprache. Er war so geschockt, dass er sich fortan zu allen Kunstwerken nur noch wie folgt geäußert haben soll: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“.

Übrigens keiner der beiden Architekten erlebte die Fertigstellung des Gebäudes: August Sicard von Sicardsburg erlag nur 10 Wochen nach dem Selbstmord seines Kollegen einem Herzinfarkt. Das umstrittene Haus wurde dennoch fertiggestellt und schließlich 1869 mit der Mozart-Oper Don Giovanni eröffnet. Allerdings nicht einmal 100 Jahre später im II. Weltkrieg zu einem erheblichen Teil wieder zerstört. Die Wiener schienen sich aber mittlerweile so sehr mit dem Bau angefreundet zu haben, dass das Gebäude nach Kriegsende dem Original nachempfunden wieder aufgebaut haben.

Mittwoch, 17. November 2010

Pedition Kulturraumgesetz Sachsen

©Sarah-Maria
Die Mittel des Gewandhauses und der Oper Leipzig sollen drastisch gekürzt werden. Derzeit befindet sich eine Petition gegen die Kürzungen im Umlauf: Es haben bereits 6178 Menschen mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert:


Gelder im Bildungs- und Kultursektor zu streichen ist einfach zu kurzfristig gedacht! Denn ein vielfältiges, aufgefächertes, kritisches und differenziertes Angebot zu garantieren sollte nicht nur als Prestigeprojekt betrachtet werden, sondern als Wegweiser und Garant für die Zukunft.

Montag, 15. November 2010

Götterdämmerung – Theater Lübeck

©Sarah-Maria
Trotz mehrfacher Berichte habe ich vorab nicht so ganz glauben können, dass die Lübecker Brünnhilde Rebecca Teem DIE Brünnhilde überhaupt ist. Aber nach dem gestrigen Abend beschäftigt mich vor allem die Frage, wie es eigentlich passieren kann, dass in einigen A-Häusern die Partie weiterhin ausgiebig gekreischt, statt gesungen wird, während eine so volle, klare und emotionale Interpretin der Rolle im kleinen Theater Lübeck verweilt…. Na ja, Glück für Lübeck, Pech für den Rest der Welt.

Der Anfang
Wie die vorherigen Regiearbeiten von Pilavachie erwarten ließen, war die Inszenierung sehr kurzweilig, witzig und mit viel Bohei: Die Geschichte beginnt vor den Füßen zwei großer Büsten Wagners und Cosimas, die die Nornen mit Friedhofskränzen schmücken, während sie im allwissenden Buch die Zukunft nachschlagen und es letztlich zerfleddern. Der Walkürenfelsen, das Liebesnest von Siegfried und Brünnhilde, wurde erweitert durch eine Schar Kinder: alles kleine Heldinnen und Helden - inklusive einem kleinen Hilter als Erziehungspanne und Seitenhieb an die Aufführungsgeschichte. Die Wandfarbe des trauten Heims erinnert an das Einheits-Hellgelb von 90% aller Klassenräume und ist geschmückt mit etlichen Kinderzeichnungen. Siegfried im Flammenhemd und Brünnhilde in Flammenschürze probierten die Meute zu bändigen, bevor Siegfried sie verlässt.

Im Heim von Gunther, Gutrune und Hagen
Im Gibbichungenpalast ging’s im Gegensatz zur Familienidylle freizügig her: Gunther bewegte sich irgendwo zwischen homo-, metro- und transsexuell, während Gutrune mit gegelter 20iger Jahre Frisur und rosa Kleidchen eher so in Richtung leicht dümmliches It-Girl tendierte. Zur Inneneinrichtung gehörten neben einem mondänen Canape selbstverständlich eine edel gekleidete Gesellschaft. So weit so gut. Siegfried vergisst durch den Zaubertrank Brünnhilde, vergnügt sich mit Gutrune und fragt Gunther anschließend atemlos nach ihrem Namen. Er und Siegfried schließen den Pakt Brünnhilde zu entführen und machen sich auf den Weg.

Die Entführung
Trotz goldenem Tuch als Tarnhelm auf dem Kopf schreitet der Gunter-Darsteller durch die Flammen, während der Siegfried-Darsteller aus dem Off singt. Brünnhilde stellt sich schützend vor die Kinder und reißt im Kampf um den Ring dem vermeintlich Unbekannten den Tarnhelm hinunter. Sie erkennt Siegfried, überlässt ihm den Ring und versteht die Welt nicht mehr. Sie wird ihren Kindern entrissen und in einem Käfig der Gibbichungen-Gesellschaft vorgeführt. Sie kämpft buchstäblich wie eine Löwin um die Wahrheit. Sie schüttelt, zieht und zerrt an Siegfried, doch der erkennt sie nicht und sie wird von ihm immer wieder gen Gunther geschubst.

Der Schluss
Brünnhilde verrät Siegfrieds Geheimnis. Die Rheintöchter toben sich nicht im kühlen Nass des Rheines aus, sondern feiern feucht fröhlich in einer Cocktail-Bar irgendwas zwischen Galgenhumor und Endzeitstimmung. Hagen und seine Gefolgschaft feiern da natürlich gerne mit. Siegfried erinnert sich wieder, wird erstochen und schleppt sich zur entgegeneilenden Brünnhilde. Auf dem anschließenden Totenbett streckt er ihr den Ring auf Kommando entgegen. Die mittlerweile vergewaltigte und dem Wahnsinn verfallende Gutrune ersticht Hagen, bevor er einen Versuch starten kann Brünnhilde den Ring zu entreißen. Die somit leicht feministisch angehauchte Vorbemerkung zum Untergang der Götter, wird vor dem Vorhang von einer wirklich unglaublichen Rebecca Teem und einer zusammengekauerten Gutrune weiter bestritten. Im Schlussbild geht der Ring zu den mittlerweile ausgenüchterten Rheintöchtern zurück und Siegfried & Brünnhilde sitzen samt Kinder wie in Stein gemeißelt auf dem heimischen Sofa, während die Götter das zeitliche segnet, Alberich den Vorhang schließt und alles von Neuem beginnen kann.
Die Sänger
Musikalisch war’s insgesamt einfach toll! Mit Rebecca Teem als unglaublich Brünnhilde, konnte Richard Decker als Siegfried zwar nicht mithalten, hat seine Sache aber wirklich mehr als gut gemacht! Andreas Haller als Hagen brauchte ein bisserl um warm zu werden, hat dann aber richtig durchgestartet. Wirklich gut hat mir Ausrine Stundyte als Gutrune gefallen, weil sie neben gesanglicher Ausdruckskraft auch eine tolle Bühnenpräsenz hatte und eine sehr gefühlvolle und differenzierte Interpretation hingelegt hat. Gerard Quinn als ihr Bruder Gunther war ebenfalls wirklich gut, hat mich jetzt aber nicht nachhaltig vom Hocker gehauen. Veronika Waldner hat sowohl die Partie der ersten Norn als auch die der Waltraute übernommen. Mir persönlich war die Stimme mitunter etwas zu fragil, aber ihre schauspielerische Leistung hat das allemal wieder wett gemacht. Und auch der Rest vom Fest war echt toll: Roswitha C. Müller (2. Norn & Wellgunde), Anne Ellersiek   (3. Norn & Woglinde),   Wioletta Hebrowska  (Floßhilde).

Über’s Orchester und dessen musikalische Leitung (Roman Brogli-Sacher) ließ sich anschließend noch in großer Runde ausgiebig streiten. ;) Mir persönlich hat’s gefallen.

Und sonst so….
Toller Abend! Eine wirklich sehenswerte Inszenierung mit starken emotionalen Bildern! Auch wenn die spritzige Inszenierung manchmal auf Kosten des Tiefgangs ging. Richtig schade waren allerdings die Umbauphasen, die mit – wie ich finde – nicht sooo passenden Verlegenheits-Projektionen der Rheinfahrt, etc. überbrückt wurden sowie das mitunter recht spartanische Bühnenbild. Die sowieso schon recht kleine Lübecker Bühne wurde oftmals zusätzlich verkleinert oder mit großen klobigen Elementen gefüllt. Der Abend lebte insbesondere von dem musikalisch hohen Niveau und der wirklich tollen schauspielerischen Leistung. Gerne hätte ich ein Foto vom Schlussaplaus gemacht, wurde aber umgehend daran gehindert. Denn fotographieren ist offensichtlich im Lübecker Theater generell verboten - warum auch immer....

Samstag, 13. November 2010

Metanoia - Staatsoper Berlin (im Schillertheater)

Annette Dasch auf der Premierenfeier ©Sarah-Maria
Jens Joneleits Stück Metanoia sollte eigentlich von Christoph Schlingensief inszeniert werden. Doch wenige Wochen vor der Uraufführung starb der Regisseur. Die Produktion wurde mit Hilfe des gesamten Teams dennoch auf die Bühne gebracht.

Erste Eindrücke
Nach der Vorstellung hat sich der Mann neben mir irritiert zu mir umgedreht, zunächst rückversichernd gefragt, ob’s mir gefallen hat und nachdem ich mich in einige Ähm’s und Mhm’s verwickelt hatte, hinzugefügt, dass Rossini nachdem er den Lohengrin gehört hat, gesagt haben soll, dass er sich kein Urteil über das Stück erlauben will, weil man dafür eine Oper mindestens 20 Mal gehört haben muss. Er würde in Bezug auf Metanoia daher vermutlich niemals zu einem Urteil kommen, weil er sie kein zweites Mal anhören wird…… Dem schließe ich mich an.

Die Oper
Schon in der improvisiert wirkenden Einführung wurde die Musik vom Komponisten höchstselbst als sich nicht festlegend, umhersuchend und neutral beschrieben. Erfahrungsgemäß bedeuten solch vage  Formulierungen nix Gutes.  Das Libretto war auf Grundlage von Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ geschrieben und bestimmt schwer durchdacht und gut, nur leider hatte ich im Anspielungs- und Namedropping Wettstreit mit dem Librettisten nicht den Hauch einer Chance. Während ich noch mein Halbwissen zu Dante und seiner göttlichen Komödie sortiert habe, war der schon längst irgendwo bei Hegel, hat mir die Zunge rausgestreckt und noch nachgelegt, indem er fortan den gesungenen Text zeitgleich durch gesprochenen und projizierten Text ergänzt hat….. Grob gesagt ging es aber wie im Buch um das apollinische und dionysische Prinzip. Und es gab einen sowohl programmatischen als auch schönen Schlusssatz: Erinnern heißt vergessen.

Die Inszenierung
Eine Inszenierung war vorhanden, allerdings war sie genauso schwer zu durchschauen, wie das Libretto: Es wurden z.B. unterschiedliche menschliche Organe in das Bühnenbild  eingebunden. Meist haben die Kulissen aber gleichzeitig kahl und chaotisch auf mich gewirkt. Die Kostüme waren weiß Gott nicht hübsch, aber am schlimmsten hat es den Chor erwischt, der kollektiv in pissgelben Ganzkörper Strickanzügen mit Kapuze gedemütigt wurde.

Und sonst noch.....
Wirklich schade war, dass die Technik im Schillertheater offenbar noch einige Schönheitsfehler aufwies und es ein konstantes leises Brummen im Hintergrund gab. Zudem ist es zwar toll, dass man auf allen Plätzen eine gute Sicht auf die Bühne hat, aber es entsprechend auch keine richtig günstigen Hörkarten für 6 EUR mehr gibt. 

Die Premierenfeier wurde mit Reden von Daniel Barenboim und co. eröffnet und als gefühlte Entschädigungsleitung für den Abend gab’s anschließend  noch kostenlose Häppchen und literweise Alkohol für alle - und bestimmt insbesondere für das Erinnerungsvermögen der anwesenden Presse.

Mittwoch, 10. November 2010

Erstes öffentliches deutsches Opernhaus

©Sarah-Maria
Schon gewusst, dass in Hamburg 1678 das erste deutsche Opernhaus gebaut wurde, welches seine Türen für alle Bevölkerungsschichten öffnete? Denn bis dahin fanden Opernaufführungen meist nur zu festlichen Anlässen in den Palästen der Adeligen statt.

Das erste öffentliche Opernhaus überhaupt wurde 1637 in Venedig eröffnet und war vor allem für das Volk gedacht, denn der Adel frönte den Opernaufführungen weiterhin in ihren Palästen. Später, als private Aufführungen des Adels seltener wurden, war es vielerorts üblich die Stände weiterhin strikt zu trennen, indem separate Eingänge und Treppen zu den unterschiedlichen Rängen gebaut wurden. Diese Relikte sind z.B. heute noch  in der Royal Opera in London vorhanden.

Das Hamburger Opernhaus wurde am Gänsemarkt, unweit des aktuellen Standortes der Hamburgischen Staatsoper, errichtet. Der Bau löste einen heftigen Streit innerhalb der christlichen Gemeinden aus. Die Gegner, pietistische Pastoren, lehnten Opernaufführungen und Schauspiele strikt ab. In der Schrift „Theatromania“ bezeichnete der Pastor Anton Reiser die Oper sogar als „Wercke der Finsternis“. Der zunächst in den Kirchen ausgetragene Streit, schwappte bald auch in den Senat und die Bürgerschaft über. 1686 wurden Opernaufführungen in Hamburg sogar grundsätzlich verboten – dieser Beschluss wurde allerdings noch im selben Jahr wieder aufgehoben und das Hamburger Opernhaus entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Ort im musikalischen Weltgeschehen.

Die Hamburger Oper war z.B. die Wirkungsstätte Händels. Hier wurde seine erste Oper überhaupt uraufgeführt: Almira. Und es folgten noch drei weitere: Nero, Florindo und Daphne, dessen Musik leider heute als verschollen gilt.

Vor Händels Durchbruch als Komponist spielte er im Hamburger Orchester Geige und Cembalo. Während einer Aufführung kam es zwischen ihm und dem Komponisten Johann Mattheson zu einem handfesten Streit um die musikalische Leitung. Das Ganze endete in einem Degenduell vor dem Opernhaus, bei dem sich aber keiner der beiden Kontrahenten ernsthaft verletzte: ein Knopf an Händels Jacke federte einen Stoß ab und verhinderte Schlimmeres.

1738 musste das Haus aufgrund von Misswirtschaft und ausbleibenden Zuschauern geschlossen werden. 25 Jahre später wurde es schließlich komplett abgerissen. Bis dahin bespielten noch einige umherziehende Wandertheater das Haus. Auf diesem Weg gelangte nicht nur die italienische Oper nach Hamburg, sondern auch der damals 32 jährige Christoph Willibald Gluck, dessen Werke die damalige Form der Oper revolutioniert haben und bis heute weltweit auf den Spielplänen stehen. Erst 2009 wurde seine Oper „Iphigenie auf Tauris“ in Hamburg neuinszeniert.

Quellen:
Staatsoper Hamburg.de: Oper für das Volk. http://www.hamburgische-staatsoper.de/de/1_staatsoper/hso/geschichte/index.php (abgerufen am 08. Mai 2011).

Sonntag, 7. November 2010

Karten-Ermäßigungen für Jugendliche und junge Erwachsene

©Sarah-Maria
Die meisten Opernhäuser bieten Ermäßigungen für Jugendliche und Junge Erwachsene an. Hier ein kleiner  Überblick (noch im Aufbau)

Berliner Opernhäuser:
Für jährlich 15 EUR gibt's für alle unter 30 die Classic-Card. Sie kann in allen der drei der Berliner Opernhäuser (Staatsoper, Deutsche Oper, Komische Oper) gekauft werden und ist auch für alle gültig. Die Classic-Card berechtigt alle noch verfügbaren Karten eine Stunde vor Vorstellungsbeginn für 10 EUR zu kaufen. Ohne Classic-Card kosten die Abendkassenkarten 13 EUR und werden an Studenten unter 30 rausgegeben.
Staatsoper Berlin:
Mit der Staatsopern-Card (kostet für Studenten unter 30 im Jahr 15 EUR) können alle Karten im Vorverkauf für 20% Rabatt gekauft werden. Zudem gibt es nach Verfügbarkeit in einigen Kategorien vier Wochen vor der Vorstellung 50% Rabatt. 
Deutsche Oper Berlin:
Eine Woche vor der Vorstellung können Studenten unter 30 alle noch verfügbaren Karten mit 25% Rabatt kaufen.

©Sarah-Mari
Bremen Goethetheater:
Studenten bis einschließlich 26 Jahren können alle Karten mit 50% Rabatt kaufen. Sowie ab Kategorie III alle Karten für 10 EUR. Für alle über 26 gibt es die Theater-Card (60 EUR jährlich). Sie bietet ebenfalls 50% Rabatt.


Bremerhaven Stadttheater:
Auf der Website steht, dass alle Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte bis 30 Jahre auf alle Karten 50%  Rabatt bekommen. De Fakto stimmt das aber nicht. Die erste Kategorie kostet z.B. 29,70 EUR (Original) bzw. 17,30 EUR (ermäßigt) (Stand 01.2011). Wer ganz sicher gehen will, sollte daher die Preise an der Theaterkasse erfragen.

Hamburgische Staatsoper:
Alle unter 30 können eine Stunde vor Vorstellungsbeginn Karten für 15 EUR kaufen. Es gibt keine Ermäßigungen im Vorverkauf.
Eine Mitgliedschaft bei den Junge Opernfreunden Hamburg e.V. kostet 20 EUR im Jahr und bietet folgene Vorteile:
- Jugendermäßigung (Karten zu 15 Euro) bereits zwei Wochen vor den Vorstellungen von Oper und Ballett
- kostenlose Programmhefte der Staatsoper bei unseren Veranstaltungen
- 30 % Ermäßigung auf Getränke in den Pausen im Parkettfoyer
- exklusive Probenbesuche und Einblicke hinter die Kulissen
- ermäßigte Karten (5 statt 7 Euro) für die Veranstaltungen "Vor der Premiere"

©Sarah-Maria
Hannover Staatsoper:
Ermäßigungsberichtigte (Studenten bis 30) können Karten im Vorverkauf für 7,50 € (So-Do) und 9 € (Fr/Sa) in den Platzgruppen d, e und f kaufen. Und eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn in allen noch verfügbaren Preiskategorien. Premierenrestkarten gibt's für 11 € an der Abendkasse.

Oldenburg Staatstheater:
Ermäßigungsberechtigte (Studenten bis 32 Jahre) können im Vorverkauf Karten ab der II. Kategorie für die Hälfte und an der Abendkasse (ca. 45 vor Vorstellungsbeginn) alle noch verfügbaren Karten für 9,50 EUR kaufen.

Jonas Kaufmann

Samstag, 6. November 2010

Das Opern-ABC für Beginner

©Sarah-Maria
Abendgarderobe ist kein Muss. (weiter unten dazu mehr)
Bellini, Belcanto und La Boheme lassen sich auch in Jeans genießen.
Crashkurse worum es in der Oper geht, sind aber wichtig!
Doch das Stück muss vorher nicht ausgiebig studiert und auswendig gelernt werden.
Erhebt euren Blick über die Bühne, da werden während der Vorstellung die Texte hinprojiziert
Genießt die Musik!
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! (aus Wagners Walküre)
Inszenierungen gibt es von klassisch bis modern. Es ist für jeden was dabei.
Jugendliche und junge Erwachsene bekommen in der Regel ermäßigte Karten.
Karten (ohne Ermäßigung) mit guter Sicht gibt’s in den meisten Opernhäusern ab ca. 10-20 EUR.
Lasst euch bei der Platzwahl von der jeweiligen Theaterkasse beraten – manche Plätze sind mit Sichteinschränkung.
Mozart, Verdi, Puccini, Bellini, Rossini, Tschaikowsky oder Donizetti sind Komponisten, die für Anfänger und Kenner gleichermaßen sind.
Natürlich kann jedes Stück auch Oper-Neulinge begeistern, aber seid euch bei Wagner bewusst: Das Ganze dauert meist um die fünf Stunden.
Opern gibt es schon seit 1639 – in ganz unterschiedlichen Stilen. Hört vorher mal auf youtube rein, was euch gefällt. Oper ist nämlich nicht gleich Oper!
Psst!
Quasselstrippen müssen sich während der Aufführung zusammenreißen.
Reichlich Platz für Gespräche gibt’s in der Pause.
Spielpläne werden jedes Jahr neu zusammengestellt: Es gibt Premieren, Uraufführungen und Wiederaufnahmen.
Trotz eines festen Sängerensembles, werden oft auch Gastsänger eingeladen. Die Besetzung der Rollen ändert sich meist jedes Jahr oder sogar öfter.
Und nun:
Vorhang auf!
Welch eine Sünde! Du hast mich ganz zerzaust. (aus Tosca von Puccini)
©Sarah-Maria
X-trem und XXL
Yuppie
und
Zugaben gibt es in der Oper leider nicht..... :(

Und P.S.: da hier viele Menschen über Google landen, die eine Antwort auf die Frage "Was ziehe ich zu einer Oper an" suchen, hier noch ein paar Tipps:

Generell gilt, dass die meisten Opernhäuser (in Deutschland) keine bestimmt Kleiderordnung haben. In Shorts und Badeschlappen könnte man vielleicht Probleme bekommen, aber sicher nicht in Jeans und T-Shirt. Dennoch ist es immer noch so, dass die meisten Menschen etwas chicer in die Oper gehen. Wenn man also nicht auffallen möchte und sich kleidungstechnisch der Masse anschließen will, dann kann man einfach ein paar chicere Schuhe und eine Anzugshose mit Hemd bzw. einen hübschen Rock bzw. Kleid anziehen. Opulente Abendkleider oder Männer im Frack sieht man in der Oper zwar ab und an - jedoch zu den regulären Aufführungen eher selten. Anders hingegen sieht es bei Premieren aus oder zu Vorstellungen in denen echte Opernstars, wie Anna Netrebko, Jonas Kaufmann oder Placido Domingo eine Rolle übernehmen, zu diesen Vorstellungen kommen die meisten Opernbesucher in gehobenerer Abendgarderobe.

Meines Erachtens ist der Garant für einen schönen Opernabend aber weniger die Beantwortund der Frage danach, was man anziehen soll, als vielmehr die Tatsache, dass man sich vorher ein wenig mit dem Opernstoff beschäftigt hat.

Also, ich hoffe ich konnte bei der Frage nach der passenden Kleidung für die Oper ein wenig behilflich sein! Und viel Spaß in der Vorstellung! :)