Montag, 25. Juni 2012

Don Giovanni - Staatsoper im Schillertheater Berlin

Die gestrige Premiere des Don Giovanni im Berliner Schillertheater war ein wahrhaftes Fest der Stimmen! Eine solche Traumbesetzung erlebt man wirklich nicht alle Tage.

Allen voran sang sich Dorothea Röschmann als Donna Elvira in mein Herz. Bei ihr stimmte einfach ALLES! Sie sang mit einer ungeheuren Ausdruckskraft und einem Facettenreichtum, der mich echt umgehauen und schwer beeindruckt hat.

Maria Bengtsson als Donna Anna hat mir im ersten Akt gut gefallen, aber sie hat mich emotional einfach nicht sonderlich berührt. Irgendwie fehlte da, trotz wunderschöne Stimme, der letzte Kick. Doch nach der Pause, da hat sie mich dann gekriegt – und zwar richtig! :) War vielleicht auch die Aufregung: Für Anna Netrebko einzuspringen ist sicherlich nicht gerade nervenschonend. Lag aber vielleicht auch an mir, denn, wie die meisten von euch wissen dürften, war ich nicht gerade begeistert, als ich von der Netrebko-Absage gehört habe – um es mal sparsam auszudrücken.

Die dritte Dame im Stück, die Zerlina, wurde von Anna Prohaska gesungen und sie war wirklich verdammt gut: Sie sang die Partie mit viel Leichtigkeit und wunderbar zart. Dennoch: Ich muss sagen, dass ich bei dem ganzen Hype um sie, ziemlich hohe Erwartungen in ihren Auftritt gelegt habe – vielleicht zu hohe. Denn ich habe sie zuvor noch nie live gesehen.

Das Gespann Don Giovanni und Leporello wurde von Christopher Maltman und Erwin Schrott bestritten, die ohne Frage wunderbar zusammen agierten und auch stimmlich dem hohen Niveau des Abends gerecht wurden. Und irgendwie richtig fasziniert hat mich Stefan Kocan als Masetto, seine Stimme hat’s mir einfach angetan. Guiseppe Filianotis Don Ottavio hat mich auch überzeugt und mir wesentlich besser gefallen als sein Rodolfo in Hamburg. Last but not least ist Alexander Tsymbalyuk als Komtur zu nennen. Ich kenne ihn recht gut aus den Hamburger Aufführungen und freue mich immer, wenn er auf dem Besetzungszettel steht. Und dies auch diesmal absolut zu Recht!

Das Dirigat von Daniel Barenboim war ein echter Knüller. Richtig schön rasant – und trotzdem konnte er sein Orchester genug zügeln, um den Sängern nicht zu viel Raum zu nehmen! Wirklich genau mein Geschmack! Denn ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich finde es nahezu unerträglich, wenn die Registerarie nur langsam-lustlos vor sich hinplätschert. Das war gestern zum Glück ganz und gar nicht der Fall.

Die Inszenierung von Claus Guth hat mir, wie zu erwarten, wunderbar gefallen, da ich sie a) schon aus der Salzburger Fernsehübertragung kannte und ich b) ein echter Fan von Claus Guth bin. Er interpretiert den Don Giovanni nicht als reinen Frauenheld, sondern auch als Opfer der Umstände. Zudem endet die Oper nicht mit dem plötzlichen Tod, des Protagonisten, sondern sie beginnt quasi damit: Im Handgemenge mit dem Komtur löst sich ein Schuss, der nicht nur den Komtur trifft, sondern auch Don Giovanni tötlich verletzt. Von nun an beginnt er langsam zu verbluten. Don Giovanni und Leporello reisen außerdem nicht als reiche Herrschaften durch die Handlung, sondern als Landstreicher, die Dosenbier und improvisierte Mahlzeiten vertilgen. 

Das Bühnenbild von Christian Schmidt legt die gesamte Szenerie in einen wunderschönen Rahmen. Er hat eine Waldlandschaft kreiert, die zusammen mit der genialen Beleuchtung von Olaf Winter ein ästhetischer Hochgenuss ist.

Am Ende gab es viel Applaus - und leider auch einige Buhs für das Regieteam. Ist mir zwar ein echtes Rätsel, wie man diese Inszenierung nicht mögen kann, aber es beweist wohl mal wieder, dass Geschmäcker einfach verschieden sind. 

Und hier noch einige (Backstage)Einblicke in die Produktion:

Freitag, 22. Juni 2012

Fête de la Musique Berlin

Gestern hieß es in Berlin zum 25. Mal: Fête de la Musique. An über 100 Standorten traten Musiker aus aller Welt mit den unterschiedlichsten Musikstilen auf - und lockten damit mehrere tausend Menschen an.

Da war es nicht leicht eine Entscheidung zu treffen. Unsere viel schließlich auf das Programm im Roten Rathaus. Dort spielten Jungstudierende der Universität der Künste im Alter zwischen 13 und 19 Jahren ein Programm von Barock bis in die Moderne. Und  Mathilde Koeppel (16) präsentierte mit „Broken Doll“ sogar ein selbstkomponiertes Stück. Es gab Soli, Duette, Trios und Quartetts bestehend aus Violine, Piano, Gitarre, Cello, Trompete, Saxophon, Flöte und Gesang.

Den Anfang machte die Violinistin Michelle Kutz (18) mit der Symphonie Espagnole op. 21 von Édouard Lalo – und legte die Messlatte sofort sehr hoch. Durch die Bank beeindruckten jedoch alle Solisten mit ihrem Können – und insbesondere auch mit der gelungenen, abwechslungsreichen Programmauswahl. Ganz besonders im Gedächtnis ist mir David Malaevs (17) Interpretation des II. Satzes von Haydns „Violinkonzert C-Dur Hob. Vll: 1“ geblieben. Er spielte mit so einer Sicherheit, Intensität und Ausdruckskraft, dass man kaum glauben konnte es mit einem 17jährigen zu tun zu haben. Und er legte mit Pablo des Sarastes „Carmen Fantasie“ sogar noch nach.

Nach drei Stunden und über 20 verschiedenen Stücken boten Barbara Barac (15) und Ethel Belinski (14) vierhändig am Klavier mit „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saëns und „Hummelflug“ von Nikolai Rimski-Korsakow einen gelungen Abschluss.

Anschließend sind wir noch ein wenig durch’s angrenzende Nikolaiviertel geschlendert und haben hier und da noch einige Musikgruppen angesehen. Ein rundum schöner Abend!

Montag, 11. Juni 2012

Münchener Opernfestspiele 2012

Die diesjährigen Münchener Opernfestspiele stehen ganz im Zeichen von Wagners Ring des Nibelungen. Ab dem 03. Juli werden in der Bayerischen Staatsoper zwei Ring-Zyklen aufgeführt. Doch das Highlight der Festivitäten ist sicherlich die Premiere der Götterdämmerung am 30. Juni in einer absoluten Traum-Besetzung! Und alle, die keine Karten mehr bekommen haben, haben am 15. Juli die Möglichkeit sich eine Live-Übertragung auf den Max-Joseph-Platz anzusehen.

Den Auftakt zum Festival macht die UniCredit Festspielnacht am 23. Juni. Es werden auf mehreren Bühnen in den Fünf Höfen, der HypoVereinsbank (Altstadtfiliale) und in der Kardinal-Faulhaber-Straße Künstler der Opernfestspiele Highlights und Häppchen aus Oper, Konzert, Tanz und Literatur zum Besten geben. Der Eintritt ist frei.

Wagnerin. Ein Haus der Kunstmusik
24., 25. Juni - Haus der Kunst - 28 EUR bzw. 10 EUR (ermäßigt)
„Ein Abend ohne Götter und Helden, für Cosima, Winifred, Gudrun und Katharina Wagner, viele Blaue Mädchen, Herrenensemble und übrig gebliebene Posaunisten des Festspielorchesters“ – so der Ankündigungstext. Darunter vorstellen können wir uns: „wir spielen ganz fiktiv mit einem Untergang der Bayreuther Festspiele in naher Zukunft. Das Orchester und die Helden sind abgereist, nur die Posaunen bleiben. Im Haus Wahnfried sitzen vier Wagner-Frauen und versuchen, die Wagnersche Idee zu retten...." , (Regisseur Sven Holm) 

Dämmerung
27., 28., 29., 30. Juni, 1. Juli – Allerheiligen Hofkirche – 6 EUR
Eine szenische Installation von Romeo Castellucci.

Festspiel-Gala-Konzert
29. Juni – Nationaltheater – 9-100 EUR
Der Abend wird von Waltraud Meier und Kent Nagano zusammen mit dem Bayrischen Staatsorchester bestritten. Auf dem Programm steht: Vorspiel und Venusberg aus Tannhäuser, die Wesendonck-Lieder und Brahms 4. Sinfonie.

Medea in Corinto
1., 5. Juli – Nationaltheater – 9-100 EUR
Der Medea-Mythos von Giovanni Simone Mayr wird in der Regie von Hans Neuenfels und unter der musikalischen Leitung von Ivor Bolton auf die Bühne gebracht. Und auch die Besetzung mit Alastair Miles, Emanuele D’Aguanno, Nadja Michael, Ramón Vargas oder Laura Tatulescu kann sich

Rein Gold
1. Juli – Prinzregententheater – 28 EUR bzw. 10 EUR (ermäßigt)
Der 130 Seiten lange Bühnenessay „Rein Gold“ von Elfriede Jelinek findet in der Regie von Nicolas Stemann München seine Uraufführung.
„REIN GOLD ist eine Annäherung an Richard Wagners Ring des Nibelungen. Ausgehend vom großen Dialog zwischen Brünnhilde und dem Göttervater Wotan im 3. Akt der Walküre entspinnt sich bei Jelinek ein Gedankenfluss, der über Sprachassoziationen eine Verbindung zwischen Mythos, Wagner und Gegenwart schafft: kein Dialog, mehr appellativer Monolog, Text-, Sprach- und Gedankenfläche und schonungslos ehrlich mit Wagner und dem Heute.“ (Website der Bayerischen Staatsoper)

Goldberg-Variationen/ Gods and Dogs
2. Juli – Nationaltheater – 6-60 EUR
Ein Ballett-Stück von Jiří Kylián mit einer Choreographie von Jerome Robbins für vier Paare

Überwältigung. Ein Konzert
4. Juli – Haus der Kunst – 18 EUR bzw. 10 EUR (ermäßigt)
"Sie alle zielten auf ihr Publikum und die Wirkung ihrer Botschaft. Doch strapazierten ihre Ideen oft den Begriff von deren Realisierbarkeit: Richard Wagner schuf das unsichtbare Orchester und sinnierte, nachdem sein Bayreuth endlich aufragte, über das unsichtbare Theater. Alexander Skrjabins Mysterium sollte im unermüdlichen Repertoirebetrieb am Fuße des Himalajas die ganze Menschheit erlösen, Antonin Artaud forderte ein Theater der Grausamkeit, das über die Haut in Herzen und Hirne dringt. Erst John Cage versammelt die Konzertgemeinde dann um eine Musik, die nichts mehr spielt aber dennoch klingt: Stille – nicht 15 Stunden sondern, 4'33''. Das Konzert stellt die Werke und Manifeste von verschiedenen Idealisten und Ideologen des musikalischen Theaters vor." (Website der Bayerischen Staatsoper)
La fille mal gardée
5., 6., 8. (2x), 11. Juli – Prinzregententheater – 21-58 EUR
In einer Choreographie von Frederick Ashton und mit Musik von Ferdinand Herold und John Lanchbery

München komplett
6., 7., 8. Juli – Hofbräuhaus – 15 EUR bzw. 6 EUR (ermäßigt)
"City-Showdown: "Das komplette München in drei Abenden! Zum Finale ihrer Stadttournee zeigen die Bayerische Staatsoper und die Münchner Kammerspiele das Beste aus vier Stationen. Theater, Musik, Vorträge, Filme und Aktionen von und mit dem Ensemble der Kammerspiele, SängerInnen der Bayerischen Staatsoper und vielen Beteiligten von unterwegs." (Website der Bayerischen Staatsoper)

Steps & Times
7. Juli  - Nationaltheater – 6-60 EUR
Ballett in einer Choreographie von Frederick Ashton und Kenneth MacMillan und Musik von Igor Strawinsky, Johannes Brahms, Johann Strauß und Gustav Mahler. Letzterer mit dem Lied von der Erde und Heike Grötzinger sowie Bernhard Berchtold

Festspiel-Liederabend
7., 28. Juli – Prinzregententheater – 19-48 EUR
Christian Gerhaher gibt zusammen mit Gerold Huber am Klavier Beethoven, Schönberg, Haydn und Berg zum Besten

Festspielkonzert der Orchesterakademie
7. Juli – Allerheiligen Hofkirche – 15 EUR
Gespielt wird Darius Milhaud, Claude Debussy und Igor Strawinsky

Sehend hören
8. Juli – Pinakothek der Moderne – 12 EUR
Zusammen mit einem Kunsthistoriker wird sich der Münchener Götterdämmerung genähert.

La Cenerentola
9., 12. Juli – Nationaltheater – 10-132 EUR
In einer Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle und unter der musikalischen Leitung von Antonello Allemandi. Mit: Lawrence Brownlee, Nikolay Borchev, Alessandro Corbelli, Eri Nakamura, Paila Gardina, joye DiDonato, Alex Esposito

Das Mädchen und der Messerwerfer/ Las Hermanas/ After Light
9., 10. Juli – Prinzregententheater – 16-40 EUR
Ballette von Simone Sandroni, Russell Maliphant und Kenneth MacMillan mit Musik von 48nord, Eric Satie und Frank Martin

Festspiel-Liederabend
14. Juli – Prinzregententheater – 19-48 EUR
Mit Joyce DiDonato begleitet von David Zobel am Klavier. Gespielt wird Vivaldi, Fauré, Rossini, Schubert, Schumann, Head und Hahn

Festspielkonzert „Oper für Alle“: 
14. Juli - Marstallplatz - Eintritt frei
Gespielt wird vom Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper Bedrich Smetana "Die Moldau" unter der Leitung Allan Bergius und Richard Wagner "Der Ring-ein Abenteuer für Orchester" (arr. Von Henk de Vlieger) unter der Leitung von Kent Nagano mit seinem Bayrisches Staatsorchester.

Festspiel-Nachtkonzert
16. Juli – Nationaltheater – 5-53 EUR
Werke um Wagners Ring des Nibelungen werden von den Blechbläsern der Bayrischen Staatsoper „OperaBrass“ gespielt. Special Guests sind zudem Diana Damrau und Michael Volle

Festspiel-Liederabend
16. Juli – Prinzregententheater – 19-48 EUR
Simon Keenlyside singt in Klavierbegleitung von Malcolm Martineau Schumann, Wolf und Schubert

La Boheme
17., 20. Juli – Nationaltheater – 11-163 EUR
Inszenierung: Otto Schenk, Musikalische Leitung: Dan Ettinger, Besetzung: Angela Gheorghiu, Laura Tatulescu, Joseph Calleja, Levente Molnár u.a.

Festspielliederabend
18. Juli – Nationaltheater – 6-60 EUR
Jonas Kaufmann singt, begleitet von Helmut Deutsch, Schuberts Winterreise

Festspiel-Konzert der Münchener Hofkantorei
18. Juli – Cuvilliés-Theater – 14-44 EUR
Frank Martins „Le vin herbé“ für 12 Singstimmen und nach dem Roman „De Tristan et Iseut“

Les Contes d’Hoffmann
19., 23., Juli – Nationaltheater – 11-163 EUR
Inszenierung: Richard Jones, Musikalische Leitung: Constantinos Carydis, Besetzung: Diana Damrau, Kathleen Kim, Genia Kühmeier, Dianara Alieva, rolanso Villazón, Ulrich Reß, u.a.

Mitridate, rè di Ponto
20., 23., 25., 27., 30. Juli – Prinzregententheater – 42-132 EUR
Inszenierung: David Bösch, Musikalische Leitung: Mark Wigglesworth, Besetzung: Barry Banks, Anja Nina Bahrmann, Tara Erraught, Lawrence Zazzo, Lisette Oropesa, Colin Lee, Eri Nakamura

Festspielkonzert des Opernstudios
25. Juli – Cuvilliés Theater – 14-44 EUR
Es werden Arien und Ensembles von Rossini, von Flotow und Mozart gesungen

Turandot
26., 29. Juli – Nationaltheater – 11-163 EUR
Inszenierung: Carlus Padrissa – La Fura dels Baus, Musikalische Leitung: Dan Ettinger, Besetzung: Jennifer Wilson, Alxander Tsymbalyuk, Marco Berti, Ekaterina Scherbachenko, u.a.

Festspielkammerkonzert
26. Juli – Cuvilliés Theater – 14-44 EUR
Das Schumann (Streich)Quartett spielt Beethoven und Tschaikowsky

La Traviata
27., 30., Juli – Nationaltheater – 11-163 EUR
Inszenierung: Günter Krämer, Musikalische Leitung: Omer Meir Wellber, Besetzung: Anja Harteros, Ramón Vargas, Simon Keenlyside, u.a.

Hacking Wagner
27., 28., 29. Juli – Haus der Kunst – 28 EUR bzw. 10 EUR (ermäßigt)
„Die israelische Choreographin Saar Magal nähert sich in ihrer Performance der Person Richard Wagner und besonders seinem Ring des Nibelungen sozusagen von Null, ohne vorgefasste Meinungen und Interpretationen im Blick zu haben oder genau damit zu spielen. In verschiedenen Szenen mit Tänzern aus Israel, Deutschland und Schweden entsteht eine interaktive Landschaft der Tetralogie, die andere Perspektiven auf Klänge und Figuren entstehen lässt. Gemeinsam mit dem visuellen Künstler Amit Drori und dem Komponisten Moritz Gagern setzt sich Saar Magal mit der israelischen Wagner-Debatte und der Wahrnehmung des Komponisten auseinander. Mehr als „Wer ist Wagner?“ steht die Frage „Was ist Wagner?“ im Mittelpunkt.“ (von der Website der Bayerischen Staatsoper)
Der Rosenkavalier
28., 31. Juli – Nationaltheater – 14-193 EUR
Inszenierung: nach Otto Schenk, Musikalische Leitung: Constantin Trinks, Besetzung: Renée Fleming, Franz Hawlata, Sophie Koch, martin Ganter, Ccamilla Tilling, Irmgard Vilsmaier, Ulrich Reß, u.a.

Festspielkammerkonzert
28. Julli – Cuvilliés Theater – 14-44 EUR
Es wird Ligeti, Mozart, Villa-Lobos und Francaix gespielt

Festspielkammerkonzert
30. Juli – Cuvilliés Theater – 14-44 EUR
Es wird Bruckner, Bruch und Brahms gespielt.
 
Begleitet wird das Programm der Münchener Opernfestspiele von einem Festspielgottesdienst, diversen Vorträgen und vier Ringseminaren zu 100 EUR. Geleitet werden die Seminare von Jürgen Schläder (Professor für Musiktheater an der LMU München).

Freitag, 8. Juni 2012

Livestreams vom Glyndebourne Festival

Dieses Wochenende, oder genauer gesagt am Sonntag, geht es los mit den sechs Opern-Livestreams vom Glyndebourne Festival.

Den Auftakt macht das „Das schlaue Füchslein“ von Leos Janáček. Gefolgt von Gioachino Rossinis "La Cenerentola" am 22. Juni und Henry Purcells "The fairy Queen" am 22. Juli.

Am 17. August geht es weiter mit Mozarts „LeNozze di Figaro“ und zum Abschluss werden am 19. August gleich zwei (Kurz)Opern von Maurice Ravel: "L’Heureespagnole" und "L’Enfant et les Sortilèges" (Das Kind und der Zauberspuk) übertragen.

Und nur so als Tipp, da ich durchaus auch eine Kandidatin bin, die so was verdaddelt: In England ist es immer eine Stunde früher als hier. ;) Aber selbst wenn ihr den einen oder anderen Livestram verpasst, ist das nicht weiter schlimm, da sie noch einige Tage später abrufbar sein werden.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Tristan und Isolde - Staatsoper Hamburg

Etwas spät - aber immerhin - kommt nun mein Posting zum sonntäglichen Tristan in der Hamburgischen Staatsoper:

Die Titelrollen wurden von Linda Watson und Christian Franz bestritten. Letzterer hat mir besser gefallen als Erstere – auch wenn Frau Watson mehr Applaus abgesahnt hat. Applaus gab es ohnehin viel – sehr viel. Neben den Protagonisten wurde vor allem die Dirigentin des Abends Simone Young gefeiert. Und dies durchaus berechtigt – auch wenn an manchen Stellen der Wagner-Pomp ein wenig mit ihr durchgegangen ist und die Sänger es wirklich schwer hatten über den Orchestergraben zu kommen. Aber das sei ihr schnell verziehen.

Christian Franz hat mich absolut positiv überrascht! Ich habe ihn schon vor etwa einem Jahr als Tristan gesehen – und hatte ihn gut in Erinnerung, aber nicht so gut. Er hat seine Stimme klug und passgenau eingeteilt. Zudem klang seine Interpretation an einigen Stellen, wie schon sein Siegfried und ganz besonders (natürlich auch rollenbedingt) sein Siegmund, sehr lyrisch.

Linda Watson wird sicher nicht meine Lieblingsisolde – der Funke ist bei mir einfach nicht übergesprungen. Aber sie war in meinen Augen weit entfernt davon, so schlecht zu sein, wie einige in den Kommentaren zum Berliner Tristan berichtet haben.

Wirklich wunderbar hat mir hingegen Katja Piewecks Brangäne gefallen. Sie hat die Rolle mit so viel Hingabe und Emotion gesungen, dass sich bei mir regelmäßig die Gänsehaut gemeldet hat. Wunderbar war ebenfalls der König Marke von Peter Rose, auch wenn er in seinem Kostüm irgendwie eher in eine Disney-Märchen-Verfilmung gepasst hätte. Der Kurwenal von Boaz Daniel war interessant. Und ich meine in diesem Fall „interessant“ nicht im Sinne von „der kleine Bruder von scheiße“ ;) – sondern: ungewöhnlich, gut und durchaus spannend.

Die Inszenierung von Ruth Berghaus war teilweise hübsch, aber vor allem sehr assoziativ. Und Einiges hat sich mir auch nicht auf Anhieb erschlossen. Dennoch war das Grundkonzept gut gezeichnet: „Die Regisseurin beschreibt den Untergang des Menschen durch Liebe mit großer Eindringlichkeit und Bildgewalt. Unendliche Einsamkeit suggeriert das Bühnenbild von Hans-Dieter Schaal: ein gleißendes Raumschiff auf der Fahrt durch die Galaxis im ersten Akt, das Schiffsinnere, eine Art "Kraftwerk der Gefühle", in deren unentrinnbaren Sog die Menschen geraten sind, im zweiten, schließlich die Trümmer des scheinbar an einem Meteoriten zerschellten Schiffes im dritten Akt.“ (von der Website der Hamburgischen Staatsoper). Tristan und Isolde sind in sich und den gesellschaftlichen Zwängen gefangen. Ganz ähnlich wie Richard Wagner und Mathilde Wesendonck in ihrer Liebe/ Verzweiflung zu einander, die, wie wir wissen, beidseitig unerfüllt blieb. Trotz (oder wegen) des futuristische Bühnenbildes (Hans-Dieter Schaal) stellte sich in mir das typische Tristan-Gefühl ein: Isoliert von Raum und Zeit. In Konzentration auf die Liebe. Das Wahnhafte im Wunsch.

Tragisch misslungen war jedoch das Liebesduett. Denn in der riesigen Turbine, die das Bühnenbild des II. Aufzugs dominierte, wurde ein nicht unerheblicher Teil der Stimmen gefressen, so dass man zeitweise nur noch ein undefiniertes Summen von der Bühne hören konnte. Und bei aller Sympathie für die Inszenierung (und ganz besonders für den gestrandeten Riesen-Mond im letzten Bild), geht das echt mal so gar nicht und ist ein absolut unverzeihliches No-Go.

Dennoch: Der Abend war insgesamt großartig! Es war eine echte Fehlentscheidung meinerseits in die letzte Tristan Vorstellung dieser Spielzeit zu gehen und mir somit die Möglichkeit zu verbauen, sie gleich mehrmals sehen zu können. Aber während der "Wagner-Wahn-Wochen" der nächsten Spielzeit habe ich ja immerhin nochmal die Chance.

P.S.: Und aus einem vorher aufgeschnappten Kommentar von Frau Schüssler-Bach zur Inszenierung (Leitende Dramaturin der Hamburger Oper), kann man in dem Lars von Trier Film Melancholia einige Parallelen entdecken. Für mich Grund genug ihn mir demnächst endlich mal anzusehen.

Dienstag, 5. Juni 2012

Fazil Say in der Türkei angeklagt

Es gibt nicht viele Künstler, denen ich oft und immer wieder hinterherreise, nur um sie live zu sehen. Der Pianist und Komponist Fazil Say gehört zu ihnen – und das schon seit mehreren Jahren. Ich habe alle seine CD’s und höre sie rauf und unter. Seine Interpretationen sind sicherlich oftmals ein wenig unkonventionell und auch nicht jedermanns Geschmack, aber ich vergöttere ihn. ;) Und nicht nur ich: die französische Zeitung Le Figaro schrieb über Fazil Say: „Er ist nicht nur ein genialer Pianist, er wird zweifellos einer der großen Künstler des 21. Jahrhunderts sein.“

Nun soll er in seinem Heimatland der Türkei am 18. Oktober auf die Anklagebank. Ihm drohen bis zu 18 Monate Haft, aufgrund von religionskritischer Bemerkungen.

Ich habe in der Vergangenheit schon hin und wieder Interviews mit ihm gelesen, in denen er über die Verhältnisse in der Türkei gesprochen hat und öffentlich angekündigt hat das Land zu verlassen. Doch Hauptstreitpunkt sind nun offenbar einige Tweets, die er selbst verfasst oder retweetet hat. Sie sind mittlerweile in seinem Account gelöscht.

In der Anklageschrift heißt es laut Süddeutscher Zeitung, dass Fazil Say zum Hass aufgestachelt habe und religiöse Werte verunglimpfe. Der Staatsanwalt sei sogar der Auffassung Fazil Says Tweets könnten „zum Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung führen".

Das Ganze soll begonnen haben, als er Anfang April twitterte: "Du behauptest, durch die Bäche wird Wein fließen - ist das Paradies etwa eine Schänke? Du sagst, jeder Gläubige wird zwei Jungfrauen bekommen - ist das Paradies etwa ein Bordell?" Daraufhin brach ein wahrer Shitstorm auf ihn los, er wurde übel beschimpft und konterte mit Humor: "Der Muezzin trägt seinen Aufruf zum Abendgebet in 22 Sekunden vor. Prestissimo con fuoco!! Warum so eilig? Eine Geliebte? Der Raki-Tisch?" oder „Wo immer ein Narr oder ein Dieb ist, sie glauben alle an Gott. Ist das ein Widerspruch?“

Fazil Say hat sich indes geäußert, dass er niemanden beleidigen wolle, doch Meinungsfreiheit sei ein Recht für alle. Er hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach mit der konservativen Regierung um Premierminister Tayyipp Erdogan angelegt und dieser hat nun offenbar vor dem berühmten Kritiker eins auszuwischen.

Ich bin schockiert und fassungslos!!