Mittwoch, 29. Dezember 2010

Die vielen Küchen des Luciano Pavarotti

©Sarah-Maria
Dass Luciano Pavarotti gerne aß, sah man ihm ohne Zweifel an. Seine Leidenschaft für‘s Kulinarische war sogar so ausgeprägt, dass er niemals eine Tournee ohne seine beiden legendären blauen Koffer antrat. In denen transportierte er allerhand Zutaten aus seinem Heimatland Italien: Parmesan, Salami, Parmaschinken, Olivenöl, Balsamicoessig, usw. Denn nach seinen Konzerten pflegte er nicht nur für sich opulent zu kochen, sondern auch für Freunde und sogar einige Fans.

Um dies angemessen und ausgelassen tun zu können, ließ er sich von den Hotels gleich mit ganzen Küchen versorgen: wenn Pavarotti z.B.  in München war – und das war nicht selten – residierte er stets in Zimmer 525 des Bayrischen Hofes. Dass er immer in derselben Suite übernachtete hatte seinen Grund: denn die Hotelleitung hatte auf seinen Wunsch hin dort eine extra große Küche einbauen lassen…..

Und für ein Konzert in Hamburg ließ das Hotel Le Royal Meridien in ihre Alster-Suite sogar eigens eine 15 000 EUR teure Küche einbauen. Nach seinem Aufenthalt wurde sie nicht mehr benötigt und schließlich für einen guten Zweck versteigert…..

Dienstag, 28. Dezember 2010

Das sonnige Gemüt der Kathleen Battle

©Sarah-Maria

Die Starsopranistin war nicht immer leicht zufrieden zu stellen und hielt die Teams der Opernhäuser auf Trab. Die Bühnenarbeiter der San Francisco Opera nahmen’s mit Humor und zogen nach jedem Auftritt der Diva T-Shirts mit der Aufschrift „I survived the Battle“ an.

Freitag, 24. Dezember 2010

Kastratenstimmen zum "Lobe Gottes"

©Sarah-Maria
Aus aktuellem Anlass lassen wir mit Papst Clemens XI mal einen Vertreter der Kirche zu Wort kommen...

„Daß keine Weibsperson bei hoher Strafe Musik aus Vorsatz lernen solle, um sich als Sängerin gebrauchen zu lassen; denn man wisse wohl, daß eine Schönheit, welche auf dem Theater singen, und dennoch ihre Keuschheit bewahren wollte, nichts anderes tue, als wenn man in den Tiber springen und doch die Füße nicht naß machen wolle.“

Verzichten auf den Soprangesang wollten die Geistlichen aber auch nicht komplett und besetzten ihre Chöre mit Männern, dessen Knabenstimmen durch Kastration über die Pubertät hinaus konserviert wurden. Den Widerspruch, dass laut den Gesetzen der katholischen Kirche Kastration unter Todesstrafe verboten war, löste der Vatikanstaat mühelos – sprich gar nicht – und stellte bis 1903 zum „Lobe Gottes“ (Papst Clemens XI) Kastraten ein. Alessandro Moreschi war der letzte Kastrat auf der Gehaltsliste des Kirchenstaates. Er starb 1922.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Eine Million Dollar für eine Zugabe

©Sarah-Maria
Am Broadway zwischen der 39. und 40. Straße war bis 1966 der Standort der Metropolian Opera. Im beginnenden 20. Jahrhundert war es üblich, dass Firmen bei Benefizgalen in der New Yorker Oper hohe Summen für Zugaben springen ließen. Während eines solchen Konzertes am 27. April 1919 kamen schon für das Ave Maria von dem Stargeiger Jascha Heifetz mehrere hunderttausend Dollar zusammen. Sergei Rachmaninov stand angesichts solch hoher Summen verstört hinter der Bühne: verwirrt erklärte er seinem Manager, dass er und sein cis-Moll-Prélude nie und nimmer so viel einbringen werden. Sein Manager wusste aber offenbar schon mehr und lächelte nur. Denn wie wenige Minuten darauf verkündigt wurde, hatte der Hersteller von automatischen Klavieren Ampico die Rekordsumme von einer Million Dollar auf den Tisch gelegt.

Übrigens das Stück dauert je nach Interpret zwischen drei und fünf Minuten.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Die Hölle, die Rache und Florence Foster Jenkins

Die Karten für ihr legendäres Konzert am 25. Oktober 1944 in der New Yorker Carnegie Hall waren schon Wochen vorher ausverkauft. Und wer dennoch dieses einmalige Konzerterlebnis auf keinen Fall verpassen wollte, musste  Rekordsummen auf dem Schwarzmarkt hinblättern! Die unvergessene Flocrence Foster Jenkins und ihere unvergleichbare Interpretation der Königin der Nacht:

In diesem Sinne wünsche ich allen einen besinnlichen vierten Advent! ;)

Samstag, 18. Dezember 2010

Händel, Bach und der Okulist John Taylor

©Sarah-Maria
Johann Sebastian Bach litt auf seine alten Tage an einer starken Sehschwäche und begab sich schließlich, mit der Hoffnung wieder sehen zu können, in die Hände des Okulisten John Taylor. Dieser war seinerzeit einer der berühmtesten Starstecher und operierte Bach aufgrund eines fehlenden Operationssaals im Leipziger Gasthof „Drey Schwanen“. Er lag mit der Hausnummer 7 übrigens in unmittelbarer Nachbarschaft zu Richard Wagners (*1813) Geburtshaus: „Das Haus zum roten und weißen Löwen“ (Brühl 3). Heute steht auf der Fläche ein schnödes Einkaufszentrum.

Eine solche Operation verlief damals ie folgt: zunächst stellte sich, mangels Narkose, ein Assistent hinter den sitzenden Patienten und presste dessen Kopf mit beiden Händen fest gegen seine Brust, um ihn zu fixieren. Der Starstecher stach nun in das Auge und drückte mit einer Starstichnadel die Linse gegen den Augapfel. Dort musst er sie eine Weile festhalten, weil sie andernfalls sofort wieder nach oben geflutscht wäre. Ohne die getrübte Linse konnte nun das Licht wieder auf die Netzhaut gelangen und der Patient konnte – zwar mit einer recht starken Übersichtigkeit, aber immerhin – wieder sehen. Im Anschluss an die OP wurden die Augen verbunden und es folgte die damals üblich bekannte Prozedur: Aderlass sowie Verabreichung diverser mehr oder weniger wirksamer Mittelchen. In der Praxis erwies sich das Ganze jedoch als äußerst heikel, denn bei etlichen Patienten traten anschließende schwere Komplikationen auf, dessen Folgen mitunter auch zum Tod führten.

Der Okulist Joseph Hillmer z.B. operierte sich mit sagenhaften 82% Misserfolg durch den russischen Adel. Man kann sich also unschwer vorstellen, dass es das A&O für einen erfolgreichen Okulisten war viel zu reisen: und dies tat nicht nur Joseph Hillmer, sondern ebenso John Taylor, der durch seine überlieferten Veröffentlichungen, Vorträge und zahlreichen Flugblätter bewies, dass er der Scharlatan unter den Scharlatanen war – und das "erfolgreiche" 30 Jahre lang.

Sein Erfolgsrezept: er war nicht gerade eine Niete in Sachen PR und verfasste die Nachrichten über seine Operationen in der Regel mehr oder weniger selbst. In den Berliner Nachrichten war z.B. 1750 über Bachs Operation zu lesen, dass sie erfolgreich verlaufen sei. Diese Botschaft erreichte auch Händel in London, der sich einige Zeit später ebenfalls in die Hände Taylors begab. Doch die Realität über Bachs OP sah ganz und gar nicht so rosig aus, wie von Taylor beschrieben: es traten Komplikationen auf und zudem schob sich die Pupille wieder zurück ins Auge. Wenige Monate später legte Taylor erneut Hand an. Jedoch erfolglos: Bach verbrachte die letzten Monate seines Lebens mit einer Augenbinde, derer er sich schließlich etwa 3 ½ Monate nach seiner letzten OP entledigte und tatsächlich wieder sehen konnte – jedoch erlitt an eben jenem Tag einen schweren Schlaganfall und starb zehn Tage später am 28. Juli 1750.

Gute zwei Jahre nach Bachs Tod, am 3. November 1752, trat der Komponist Georg Friedrich Händel seinen ersten – von einem Herren namens Bromfield durchgeführten – Starstich an und konnte kurz darauf auch wieder besser sehen. Allerdings nur kurzfristig, denn seine Blindheit nahm in der Folge rasanter zu als vor der Operation. Im August 1758 beging er den Fehler erneut und ließ sich nochmals operieren – diesmal von John Taylor. Am 14. April 1759 starb Händel in seiner Londoner Wohnung.

Wenige Jahre später (1761) publizierte John Taylor übrigens das Buch „History of the Travels and Adventures“. In dem er titelgemäß über seine Reisen sowie Begegnungen mit seinen prominenten Patienten berichtete.

Quellen:
Linke, H. J.: Der große Unbekannte. http://www.fr-online.de/kultur/literatur/der-grosse-unbekannte/-/1472266/3097730/-/index.html (zuletzt abgerufen am 18. Dezember 2010).
Bach.de: Leben · Leipzig · 1740-1750. http://www.bach.de/leben/leipzig_1740.html (zuletzt abgerufen am 18. Dezember 2010).

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Die Liebe zu den drei Orangen - Staatsoper Hannover

©Sarah-Maria
Tja mutig war’s von mir – oder wohl eher leichtsinnig - den Zug zu nehmen, der planmäßig etwa eine dreiviertel Stunde vor Vorstellungsbeginn ankommen sollte. Aber das ist er trotz fassungslosem Massenstarren auf diverse Anzeigetafeln derjenigen Menschen mit einem anderen Reiseziel tatsächlich auch – zumindest fast. An der Abendkasse gab’s dann auch noch richtig gute Studentenkarten! Und im Anschluss legte die Erfolgsgeschichte meines Glücks noch nach: mein Zug zurück ist ebenfalls so gut wie pünktlich gefahren…. Na, da schimpfe nochmal einer auf die Bahn…. ;))

Zum Vorstellungsbeginn lieferten sich librettogemäß die Tragischen, die Komischen, die Lyrischen und die Hohlköpfe einen Schlagabtausch in Sachen Stückauswahl, bis schließlich mit dem Märchen „Die Liebe zu den drei Orangen“ von keinem geringeren als den Lächerlichen ein Kompromiss versprochen wurde - bei dem jeder auf seine Kosten kommen sollte. Es konnte also losgehen: Der Prinz (Philipp Heo = toller Tenor!) ein gelangweilter Teenager im Manga-Style sitzt mit seinen Superhelden-Freunden (ich bin leider nicht so firm in Sachen Comic, Manga, usw., so dass ich bis auf einen Turtle keine der Figuren zuordnen konnte) computerspielend in seinem Wohnbett und leidet, wie die Ärzte feststellten, an „hypochondrischer Depression“. Entsprechend seines Krankheitsbildes geht dem Prinzen die Welt außerhalb seines Bettes nix mehr an. Er verflüchtigt sich in eine Scheinwelt à la World of Warcraft: eben dieses Spiel, dessen Feldzug sicher nicht mehr lang braucht, bis es zusammen mit seinen Süchtigen einen messbaren Schaden im Bruttosozialprodukt verbuchen kann. Am Anfang ist immer alles harmlos und entsprechend trennt zu Beginn der Inszenierug (Balázs Kovalik) eine durchsichtige und –schreitbare Spiegelwand, die mich in Funktion und Aussehen ein wenig an das Stargate erinnert hat, zunächst die Realität vom Spiel - noch. Aber schon bald ist die Scheinwelt untrennbar mit dem Jetzt verworren: die zuvor im Spiel agierende böse Hexe Fata Morgana vervielfältigt sich im Kampf gegen das Gute und kündigt von Angesicht zu Angesicht an eine Heilung des Prinzens um jeden Preis zu verhindern.

Und eine Heilung kann es nur geben, wenn der werte Herr sich bequemt mal wieder so richtig zu lachen. In der Folge wird also ein Staatsakt mit viel TamTam inszeniert und diverse Showeinlagen geboten, um einen Lacher zu provozieren. Doch zeugen diese nicht gerade davon, dass dessen Gestalter Truffaldino (Ivan Tursic = ein wirklich toller Sänger mit einem echten Gespür für Komik) eine Idee davon hat, was Humor, Witz und letztlich Lachen eigentlich ist. Das Ganze endet im Frust Aller und als sich dann das Fräulein Fata Morgana auch noch einschaltet kommt es zu Handgreiflichkeiten, die in der Entblößung ihrer Brüste enden – sie hat statt üblicherweise zwei die doppelte Anzahl. Das wiederrum bringt den Prinzen auf den Plan und er lacht sich halb tot…. Ob dieser Lacher aus Schadenfreunde einen Heilungsprozess anstoßen kann, sei jetzt mal dahin gestellt, aber die Hexe verflucht den Prinzen aus Rache zu einer recht kuriosen Leidenschaft: fortan ist er unsterblich in die drei Orangen verschossen.

Dumm nur, dass diese sich in der Obhut einer bösen Köchin in rosa Lackschürzchen (Shavleg Armasi = das Gegenteil einer Hosenrolle, denn der Gute ist ein standhafter Bariton) befinden. Jene ist berühmt berüchtigt für ihren Kochlöffel mit dem sie Störenfriede kurzerhand erschlägt. Doch was soll man machen: von Liebe getrieben begibt sich der Prinz zusammen mit Truffaldino auf die Suche und sie können die drei guten Stücke auch tatsächlich ergattert. Allerdings müssen jene kurz darauf auch wieder dran glauben, denn Truffaldino überkommt angesichts der Wüste auf dem Heimweg ein schlimmer Durst und er trinkt den Saft einer Orange. Mit dem Öffnen eben jener erscheint eine Prinzessin, die Wasser von ihm verlangt. Und sich angesichts der nicht gerade optimalen geographischen Lage sogar versucht sich selbst zu behelfen, indem sie zum Äußersten greift und ihrem (Be)freier nahezu die Hose herunterreißt - zwecks Saftaustausch. Angesichts ihrer Verzweiflung opfert Truffaldino schlussendlich eine zweite Orange -  in der Hoffnung ihren Durst stillen zu können. Doch es erscheint eine zweite Prinzessin mit ähnlichem Problem. Sie sterben beide und Truffaldino ergreift die Flucht. Der Prinz, zunächst etwas verwirrt angesichts der beiden Frauenleichen, lässt sich aber nicht auf unbequeme Sinnfragen ein und entfernt diese einfach kurzerhand. Danach begeht er den Fehler seines Kumpels erneut. Allerdings weiß er sich zu helfen….. Es folgen einige Intrigen, die aber noch rechtzeitig aufgeklärt werden können und am Ende liegen die beiden gemeinsam auf seinem Bett.

Fazit: SUPER! Die Inszenierung war witzig, kurzweilig und hat auf knallende Effekte gesetzt, - ohne blödsinnig zu wirken.... Außerdem mag ich Prokofjew - zwar nicht immer, aber irgendwie doch ganz gerne und mal abgesehen davon, dass seine Oper nicht gerade frei von Rassismen ist!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Münchener Oper mit Bier gelöscht

©Sarah-Maria
Das alte Münchener Opernhaus ist mit nicht einmal 600 Plätzen über die Jahre zu klein geworden – ein Neues musste her. Also wurde im Oktober 1811 mit einem Neubau begonnen - der allerdings unter keinem guten Stern stand: 1813 mussten die Bauarbeiten wegen Geldmangel unterbrochen werden und 1817 brannten auch noch Teile des Gebäudes nieder. Viele Münchener Bürger hatten jedoch wenig Mitleid mit dem vom Pech verfolgten Opernhaus, denn für den Prestigebau musste ein altes Franziskanerkloster, das zuvor auf dem Baugrundstück stand, dran glauben. Dennoch und allen Umständen zum Trotz wurde der Bau schlussendlich durchgezogen und 1818 fertiggestellt.

Doch die Pechsträhne war damit nicht zu Ende: nur fünf Jahre später, im Januar 1823, ging die Tragödie weiter: ein Bühnenbild fing während einer Aufführung Flammen und das Haus loderte innerhalb von wenigen Augenblicken lichterloh. Zu allem Unglück war der Winter in diesem Jahr auch noch besonders kalt, so dass sämtliche Löschteiche komplett zugefroren waren. Der ohnehin nicht gerade motivierten Feuerwehr waren somit die Hände gebunden und sie gesellte sich  zu den anderen Schaulustigen vor dem Opernhaus.

Der Brand drohte den Bau komplett zu zerstören. Eine Lösung musste her – und das schnell! König Max I. fackelte nicht lang und gab den Befehl sämtliches Bier des nah gelegenen Hofbräuhauses zu beschlagnahmen und damit den Brand zu löschen. Die Fässer wurden kurzerhand – vermutlich nicht gerade begleitet von Begeisterungsstürmen – zur Brandstelle gerollt. Doch auch das Bier konnte die Oper nicht mehr retten. Sie musste fast komplett neu aufgebaut werden. Doch womit? Erneut waren die Bierfans die Leidtragenden, denn für die Finanzierung wurde auf jedes Maß Bier eine Steuer erhoben.

Na dann, Prost! ;)


Quellen:
Gebhardt, H.: Als die Oper mit Bier gelöscht wurde: Münchner Bilder und Geschichten von 1158 bis heute. München: Stiebner, 2009

Freitag, 10. Dezember 2010

Hans von Bülow und die Tonaufzeichnung

©Sarah-Maria


Ende des 19. Jhd. gab es mittels einer Wachswalze (auch Wachszylinder genannt) zum ersten Mal die Möglichkeit Ton aufzuzeichnen. 1888 erklärte sich nach einiger Überredung der Stardirigent Hans von Bülow zu einer Aufnahme bereit. Dass die Qualität nicht die beste war, lässt sich nachvollziehen. Hans von Bülow hatte aber offenbar mit einem anderen Ergebnis gerechnet, denn er fiel beim Anhören in Ohnmacht.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Mazeppa - Goethetheater Bremen

©Sarah-Maria
Hach, ich steh ja auf Tschaikowsky. Seine Musik ist zuckersüß in einer bitter, schweren Schale. Diese schöne Schwermut, die sich wie eine Schlingpflanze um einen legt und zudrückt, wenn man sich längst nicht mehr wehren kann, kenne ich eigentlich hauptsächlich von russischen Komponisten und sie macht definitiv süchtig! Klar also, dass ich mir das selten aufgeführte Tschaikowsky-Stück in Bremen ansehen musste!

Die Handlung in kurz: Alter Feldherr liebt junges Mädchen (Maria) und sie diesen ebenso. Sie verlässt Vater und Mutter, um mit ihm zusammen sein zu können. Vater will Rache und schwärzt Mazeppa gegenüber dem Zaren an. Der aber kann diesen überzeugen, dass es nur ein Täuschungsversuch war. Der Vater wird zum Tode verurteilt. Die Mutter bringt das Fräulein Tochter zur Vernunft – leider zu spät: der Vater wurde schon hingerichtet. Die Tochter wird wahnsinnig.

Leider war die Inszenierung (Tatjana Gürbaca) eine ganz, ganz schlimme Katastrophe. Ich meine, ich hab’s ja schon vorher hier und da vernommen -  aber wie sagt man so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt. Und das tat sie dann auch! Allerdings nicht in einem sanft dahinschwebenden Tutu, sondern mit einem Vorschlaghammer - wobei ein Laubpuster angesichts des Bühnenbildes sicher sinnvoller gewesen wäre. Der Bühnenboden war nämlich voll mit Erde, die den Protagonisten immer wieder durch die Hände rann. Der berühmte Boden unter den Füßen halt. Mit diesem Bild hätte man ja noch was anfangen können, aber die Regie überschlug sich fortan förmlich vor Elementen – die aber schlussendlich genauso wahllos zusammengewürfelt wirken, wie eine Projektarbeit eines Deutsch-LK’s der mittels Brainstorming ein Konzept zusammengebastelt hat: Alles und nix!

Nun ja, so kommen zwangsläufig solch – zugegeben sehr effektvollen, aber sinnfreien – Szenen zustande, wie die Foltersequenz in der letztlich der Vater gezwungen wird seinen, mit einer Schweine-Maske gedemütigten, Freund mit Benzin zu übergießen und sich eine brennende Zigarette in den Mund zu stecken. In der nächsten Szene ist weder das Geheimnis verraten, der Freund in Flammen aufgegangen noch haben die Folterknechte einen moralischen Schub bekommen? Mhm?

Und die anschließende Hinrichtung findet via Suppe in einem Restaurant mit eigens abgesperrten Tisch statt….. Wenig später treffen dann eben dort Mazeppa und Marias Jugendfreund aufeinander: Die Musik, die Gemüter und die Stimmbänder sind in Wallungen – man erwartet so einiges, aber sicher nicht, dass die beiden sich erstmal setzen. Na ja, usw. usw. ….

Nichts desto trotz war’s ein toller Abend! Wie gesagt: Tschaikowsky. Auch wenn der Genuss durch die Regie und ein weiteres Phänomen, welches offenbar typisch für Bremen zu sein scheint, einen nicht zu unterschätzenden Kampf hinlegen musste: denn schon einige Male hatte ich das Vergnügen in unmittelbarere Nähe der Plätze direkt hinter dem Dirigenten zu sitzen und jedes Mal waren die Besetzer dieser Sitznummern extreme Störenfriede. Letztesmal waren es zwei Männer, die sich zunächst ihre tödliche Langeweile permanent mittgeteilt haben, bis sie mittendrin einfach rausgegangen sind, um wenige Minuten später (nur zum Teil) wieder reinzukommen. Heute war es ein Pärchen, welches wirklich alles und jeden ersteinmal ausgiebig diskutieren musste. Da halfen weder „psst“ von diversen Sitznachbarn, noch etliche böse Blicke – da half letztlich nur eins: umsetzten.

Gesanglich hatte ich mich besonders auf Nadine Lehner gefreut, die mich in Bremen schon oft begeistert hat. Und sie hat wie gewohnt eine sehr bewegende Partie hingelegt, auch wenn sie mitunter ein wenig überfordert mit der Rolle war. Ihr Ehemann Mazeppa (Jacek Strauch) war in meinen Augen der Star des Abends! Genial gesungen, genial gespielt und zudem auch noch Kinder-Statisten vor einer echten Panne im Ablauf gerettet! Die Mutter hat Tamara Klivadenko gesungen, die zudem sehr überzeugend gespielt hat. Der Vater (Loren Lang) und Marias Jugendfreund Andrej (Michael Baba) haben ihre Sache echt unglaublich gut gemacht – auch wenn die nicht immer einfachen Partien sie z.T. an ihre stimmlichen Grenzen gebracht hat.

P.S.: falls mir wer eine gute Aufnahme empfehlen kann – ich suche schon länger danach und wäre wirklich dankbar für Tipps!


Mittwoch, 8. Dezember 2010

Steinway und das Feldklavier

©Sarah-Maria

Schon gewusst, dass ....

…. die Firma Steinway im II. Weltkrieg ein „Feldklavier“ entwickelt hat, welches in einer Kiste verpackt aus einem Flugzeug abgeworfen werden konnte und zur Unterhaltung der amerikanischen Soldaten diente?

Es war olivgrün, trug den Namen „Victory Vertical“ und war quadratisch, praktisch gut im Design: das Klavier wog mit gerade mal einem Meter Höhe etwa 250 Kilo und es ragte lediglich die Tastatur heraus, es hatte nichteinmal Füße. Außerdem in der Kiste mitgeliefert wurde ein Hocker, Stimmwerkzeuge sowie Ersatzteile mit Gebrauchsanweisung und Noten, die von Kirchenliedern bis hin zu aktuellen „Chartstürmern“ alles abdeckten. Steinway baute während des Krieges ca. 5000 dieser Klaviere  - etwa die Hälfte davon kauften die amerikanischen Streitkräfte.

Übrigens das Hamburger Werk wurde 1941 unter Aufsicht eines Treuhänders gestellt – es galt als „Feindvermögen“. Die Produktion wurde praktisch eingestellt. In der Zeit von 1941 bis 1944 wurden dort jährlich nur etwa 100 Instrumente gebaut. Zudem wurden einige der Holzvorräte für den Bau von Gewehrkolben und  sogar Särgen genutzt. 1944 wurde das Werk während eines Bombenangriffs durch eine Luftmine schwer beschädigt und erst 1948 konnten in Hamburg wieder Steinway-Instrumente hergestellt werden. Im New Yorker Werk wurden während des Krieges auch nicht nur Klaviere und Flügel gebaut, sondern zudem Lastensegler aus Holz gefertigt. Diese Segelflugzeuge versorgten die Soldaten mit ihrer Ausrüstung.

Montag, 6. Dezember 2010

Die Oper, die eine Revolution auslöste

©Sarah-Maria
Schon gewusst, dass die Aufführung der Oper „La Muette de Portici“ am 25. August 1830 in Brüssel einen Volksaufstand auslöste, der schlussendlich zur Unabhängigkeit Belgiens führte?

So hatte sich der niederländische König Wilhelm I. seinen Geburtstag sicher nicht vorgestellt, als er das Brüsseler Theater betrat, welches ihm zu Ehren die Oper „La Muette de Portici“ (Die Stumme von Portici) von Daniel-François-Esprit Auber aufführte. Aber die derzeit sowieso nicht gerade zufriedene belgische Minderheit war offensichtlich nicht in Feierlaune und nach dem Duett „Amour sacré de la patrie“ (Die heilige Liebe zum Vaterland), welches textlich an die französische Nationalhymne angelehnt ist, erst recht auf Krawall gebürstet. Das Fass zum Überlaufen haben schlussendlich folgende Textzeilen des Fischers Masaniello im 3. Akt gebracht: „Laufet zur Rache! Die Waffen, das Feuer! Auf daß unsere Wachsamkeit unserem Leid ein Ende bereite!“ Die Zuschauer nahmen das Libretto beim Wort und verließen mit dem Ruf: „Zu den Waffen“ das Opernhaus. Schnell entwickelte sich der Aufstand zu einer waschechten Revolution.

Man könnte nun anmerken, wieso zum Teufel wird in einer politisch eher instabilen Lage ausgerechnet eine Oper mit solch brisanten Textzeilen gespielt – und das auch noch als i-Tüpfelchen in Brüssel?! Dem ist zu entgegnen, dass die Oper zwar von dem neapolitanischen Fischeraufstand (1647) gegen die spanische Besatzungsmacht handelt, jedoch an und für sich eine eher antirevolutionäre Haltung verkörpert. Am Ende des Stücks wendet sich sogar die Natur in Form eines Vesuvausbruches gegen die aufständigen Fischer. Ganz offenkundig hielt die gegenteilig intendierte Aussage das Publikum dennoch nicht im geringsten davon ab, sich mit dem stummen Fischermädchen zu identifizieren, welches in ihren Augen die unterdrückte Stimme der Massen verkörperte. Goethe erklärte dies nachträglich damit, dass „jeder in die leer gelassene [motivatorische] Stelle das hineintrage, was ihm selber in seinem Land nicht behage“.

Ein weiterer Grund für die Aufführung eben jenes Werkes anlässlich des Königs-Geburtstages dürfte gewesen sein, dass es, wenn auch heute fast vergessen, damals äußerst beliebt war und in etlichen Häusern rauf und runter gedudelt wurde. Schon 12 Jahre nach der Uraufführung (1828) konnte das Werk seine 100. Aufführung allein an der Pariser Oper feiern! „La Muette de Portici“ gilt heute als erste Oper in der typischen Fassung der französischen Grand Opéra. Sie ist komplett durchkomponiert und erinnert musikalisch ein wenig an Rossini – der mit Aubert bekannt gewesen war. Das Stück war zudem auch deswegen ein Kassenschlager, weil es mit großen Chorszenen und bombastischen Bühnenbildern das Publikum mitgerissen und gefesselt hat. Dies hat sogar Richard Wagner beeindruckt, der sich bekanntermaßen oftmals nicht gerade schmeichelnd über seine französischen sowie italienischen Kollegen geäußert hat. Er bekannte, dass in dieser Oper der Chor „fast zum allerersten Male als wirklich handelnde, uns ernstlich interessierende Masse“ involviert wurde und schrieb 1871 in seinen „Erinnerungen an Auber“: La Muette de Portici „ward als der offenbare theatralische Vorläufer der Juli-Revolution erkannt, und selten stand eine künstlerische Erscheinung mit einem Weltereignisse in einer genaueren Beziehung.“ Wagner hat die Oper in Magdeburg schließlich sogar selbst dirigiert.

P.S.: Übrigens das stumme Fischermädchen Fenella bleibt während der kompletten Oper tatsächlich stumm und singt keine einzige Note….

Quellen:
Deutschlandradio Kultur: Oper als Revolutionsauslöser. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/konzert/1453651/ (abgerufen am 04. Juni 2011).
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Adriana Lecouvreur - Royal Opera House (London)

©Sarah-Maria
Der Librettist, Arturo Colautti, war beim Verfassen des Textes offenbar betrunken, unter wahnsinnigem Zeitdruck oder aber beides: denn die Handlung ergibt eher selten einen Sinn. Und dieser verflüchtigt sich zudem proportional zur Anzahl der vorher studierten Werkeinführungen. Daher fährt man vermutlich am besten, wenn man an das Handlungskonzept irgendwie pädagogisch rangeht und die Figuren nimmt, wie sie nuneinmal sind. Wer, wie, was – wieso, weshalb oder gar warum Fragen führen zu keinem oder unbefriedigendem Ergebnis.

Nun ja, was angesichts der Handlung im Kopf des Komponisten (Francesco Cilea) vorgegangen ist, bleibt nur zu vermuten. Wohlwollend nehme ich aber einfach mal an, dass er die Zuschauer nicht noch weiter mit einer zu komplizierten Komposition verwirren wollte und sich daher auf ein einziges Motiv beschränkt hat. Welches somit den ganzen Abend so lange rauf und runter gedudelt wurde, bis es sich auch in die letzte Hirnwendung unwiderruflich eingefressen hatte.... Leider ist die Oper – abgesehen von diversen wirklich schönen Arien und Duetten - musikalisch gesehen strunzlangweilig.

©Sarah-Maria
Ganz ähnlich überzeugt von ihrem Auftritt, wie der Komponist von seinem Motiv, schien Frau Gheorghiu gewesen zu sein. Denn sie hat offenbar just vergessen, dass sie erst wenige Tage zuvor eine der ROH Adriana Lecouvreur Vorstellungen in letzter Minute aus fadenscheinigen Gründen abgesagt hat. Und da das betroffene Publikum nicht das erste Opfer ihrer Launen war, wurde sie in Abwesenheit nicht zu knapp ausgebuht. Im Anschluss der gestrigen Vorstellung, welche übrigens auf DVD aufgezeichnet wurde und damit wohl eher nicht auf ihrer Liste der „unwichtigen“ Auftritte stand, war jedoch angesichts des zuvor verprellten Publikums von Zurückhaltung ihrerseits keine Spur. Im Gegenteil sie drängte sich schon fast schamlos in die Bravi des Schlussapplauses, die definitiv nicht nur ihr galten. Dabei gönnte sie ihren Kollegen kaum einen Funken des Applauses. Und als wenn dies nicht schon genug gewesen wäre, hat die Gute abschließend noch Jonas Kaufmann tröstend auf die Schulter geklopft.  Es war wirklich mehr als peinlich! Vor allem, wenn man bedenkt, dass Jonas Kaufmann, durch eine wesentlich bewegendere und vor allem weniger affektierte Interpretation seines Parts mit mehr Zwischenapplaus vom Publikum beglückt wurde und somit der eigentliche Publikumsliebling war…..

Dummerweise ist sie ja wirklich eine geniale Sängerin. Und sie zusammen mit Jonas Kaufmann im Duett zu hören lässt einen tatsächlich über fast alles hinwegsehen, sogar über so  blödsinnige Liebesschwüre wie: „Meiner teuren Mutter Bild, so lieblich lächelnd, seh ich in dir mich wieder freundlich grüssen“ und schlussendelich auch fast (aber eben nur fast) über Angela Gheorghius grenzgradig peinlichen Gesamtauftritt....

P.S.: Die komplette Aufführung wurde übrigens von BBC Radio3 übertragen und kann dort noch einige Tage kostenlos angehört werden: hier klicken

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Der Dirigent, der sich selbst erstach....

©Sarah-Maria
Der 1632 in Italien geborene Opernkomponist Jean Baptiste Lully war am Hof von Ludwig dem XIV. angestellt und führte anlässlich einer überraschenden Genesung des Königs von einer äußerst blutigen Zahnbehandlung, eine überarbeitete Fassung seines „Te Deums“ auf. An dem Event waren über 300 Musiker beteiligt und Lully höchstselbst gab den Takt vor. Damals war der Taktstock nicht wie heute ein kleiner filigraner Stab, sondern er war groß, lang und oftmals prunkvoll geschmückt. Jener wurde zur Musik rhythmisch auf den Boden gestoßen. Lully war dabei wohl etwas zu eifrig und rammte ihn sich in den Fuß. Der Fuß entzündete sich, die Ärzte rieten zur Amputation des betroffenen Zehs, doch der Komponist weigerte sich und starb einige Monate später an den Folgen der Entzündung.

Übrigens: bei der vorangegangenen Zahn-OP mussten dem König einige gefaulte Zähne gezogen werden. Die damaligen Methoden waren nicht gerade sanft, so dass es schon mal vorkam, dass nicht nur der betroffene Zahn gezogen wurde. Ludwig der XIV. hatte ganz besonders Pech: ihm wurden versehentlich gleich ganze Teile des Kiefers mit herausgerissen. Die Verletzungen waren so stark, dass sein Überleben auf der Kippe stand. Schlussendlich heilten die Wunden aber. Zurück blieb jedoch ein Loch im Oberkiefer und dem König lief fortan beim Essen die Suppe wieder aus der Nase raus.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.
Der Brockhaus: Oper. Gütersloh: Brockhaus in der Wissenmedia, 2002.
BR Online: Geschichte des Zahnschmerzes. http://www.br-online.de/bayern2/radiowissen/zahn-geschichte-zahnarzt-ID1202207900373.xml (abgerufen am 02. Dezember 2010).

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Das West-Eastern Divan Orchestra auf der Waldbühne

©Sarah-Maria
Am 21.08.2011 wird Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra zu Gast auf der Berliner Waldbühne sein. Gespielt wird Beethoven und es stehen wirklich hochkarätige Sänger bereit: Anja Harteros, René Pape,  Peter Seiffert und Waltraud Meier.

Allein um Waltraud Meier live zu hören würde sich der Eintritt vermutlich lohnen! Ihre Isolde ist einfach unschlagbar. In dieser Rolle habe ich sie bereits zweimal gesehen und war jedesmal hin, weg und zudem völlig von den Socken - auch wenn das nicht alle Anwesenden so gesehen haben: Zur Spielzeiteröffnung 2009 saß ich leider neben einer zwar perfekt gestylten, aber völlig gelangweilten auf ihrem Handy rumtippenden Alexandra Neldel.

Für ihren Liebestod hier klicken ..... ;)

Dienstag, 30. November 2010

Eine Orchesterprobe mit Otto Klemperer

©Sarah-Maria

Der Dirigent Otto Klemperer unterbrach einmal wütend eine Orchesterprobe und rief: "Die zweite Trompete ist viel zu laut!" Darauf gab der erste Trompeter zu bedenken: "Entschuldigen Sie, die zweite Trompete ist noch gar nicht da!" Klemperer erwiderte prompt: "Dann richten Sie es ihm aus, wenn er eintrifft!"

Montag, 29. November 2010

Die erste Oper der Welt

©Sarah-Maria
Die Oper ist in Italien in der Zeit der Renaissance entstanden. Denn damals orientierte sich nicht nur die Architektur und Malerei an den Idealen der Antike, sondern es gab auch einige Gelehrte und Künstler, die sich mit dem antiken griechischem Theater beschäftigten - von dem man wusste, dass es Musik und Text miteinander verbunden hat. Unter diesen Forschern befand sich auch der Musiker Vincenzo Galilei (übrigens der Vater von Galileo Galilei), der in seinen Schriften z.B. auch einige erhaltene antike musikalische Überreste publizierte.

Bald bildete sich um den italienischen Grafen Giovanni Bardi die „Camerata“ – eine Art Club, der sich für die Wiederbelebung des antiken Theaters einsetzte. Unter ihnen befand sich auch der Komponist Jacopo Peri. Er komponierte schließlich zwischen 1594 und 1598 die Musik zur ersten Oper: dem Stück Dafne. Der Text wurde von dem Dichter Ottaio Rinuccini verfasst, welcher demnach der aller erste Librettist der Geschichte ist. Uraufgeführt wurde diese erste Oper in Florenz, im Haus von Jacopo Corsi, der zu diesem Zeitpunkt das Oberhaupt der Camerata war und selbst auch einige Vorschläge zur musikalischen Gestaltung beigetragen hat. Eine komplette Abschrift der Oper ist heute leider nicht mehr erhalten – nur noch einige Fragmente. Dennoch ist zu erkennen, dass Peris Stück nicht sehr viel mit dem griechischem Theater gemein hatte, sondern eine neue Kunstform geschaffen wurde: die Oper.

Wenige Jahre später wurde Peris zweite Oper L‘Euridice anlässlich der Hochzeit von Heinrich IV. von Frankreich und der Prinzessin Maria de Medici im Palazzo Pitti (Florenz) aufgeführt. Das Orchester bestand aus einem Cembalo, einer Lyra, zwei Lauten und drei Flöten. Zudem gab es neben elf Solisten einen Chor und ein Ballett. 1607 wurde der Mythos um Orfeo und Euridice erneut von Monteverdi vertont (welche fälschlich oft als erste Oper in der Geschichte betitelt wird): in seinem Orchester waren bereits 33 Instrumente vertreten.

Doch auch schon vor den ersten „richtigen“ Opern gab es z.T. aufwändig gestaltete Singspiele: Im Mittelalter wurde dem Volk z.B. anlässlich großer kirchlicher Festtage durch Mysterienspiele der Inhalt der Bibel näher gebracht. Später etablierte sich eine weitere Form: die Pastorale oder Hirtenspiele, zu denen gemeinhin Lieder und Chöre gehörten. Einige typische Elemente wurden später von der Oper übernommen: Verwechslungsspiele, Einschübe von komischen Nebenfiguren oder auch das Happy End haben in den Hirtenspielen ihre Wurzeln. Etwa zeitgleich entwickelte sich der Brauch die Pausen von Theaterstücken mit kurzen Intermezzi zu füllen. In der ältesten Form (Madrigalkomödien) dieser „Mini-Opern“ gab es die Besonderheit, dass zwischen dem Chor und den Protagonisten nicht unterschieden wurde. Es wurde immer alles Mehrstimmig gesungen. Bei den Adeligen wurden in den Intermezzi meist antike oder komische (die Haupthandlung nicht betreffende) Themen gewählt, während sich in der Kirche oftmals für allegorische Darstellungen von Figuren wie die Seele, der Körper, der Verstand, die Zeit oder die Welt entschieden wurde. Diese sinnbildlichen Figuren debattierten singend über die Prioritäten im Weltgeschehen.

Jene inhaltliche Form blieb noch lange etabliert: In Mozarts erster Oper „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ (1767) treten z.B. neben einem „lauen und hinnach eifrigen Christen“ die Barmherzigkeit, die Gerechtigkeit, ein Christgeist und ein Weltgeist auf. Das Stück war eine Auftragsarbeit und alle drei Teile wurden von unterschiedlichen Komponisten geschrieben. Allerdings ist nur die Komposition von Mozart bis heute erhalten. Er schrieb das Stück mit elf Jahren. Einige Jahre später (1775) schrieb Mozart mit „Il re Pastore“ außerdem ein Stück, welches inhaltlich an die Hirtenspiele erinnerte.

Das Wort „Oper“ hat sich übrigens erst Mitte des 17 Jahrhunderts etabliert und bedeutet eigentlich nix anderes als Werk. Zuvor nannte man Opern einfach „Drama per Musica“ oder „Favola in Musica“ (Favola = Fabel). Das Wort „Inszenierung“ geht ursprünglich auf das griechische „skene” zurück, was so viel wie „Zelt” oder „Hütte” bedeutet. So wurde im antiken Theater das hölzerne Hintergrundgebäude im Anschluss zur Bühne bezeichnete.

Auf eine spektakuläre Inszenierung wurde schon in der Geburtsstunde der Oper Wert gelegt: Eine komplizierte Bühnenmaschinierie machte es möglich, dass Götter, Musen, usw. aus dem Nix auftauchen konnten oder Bühnenbilder im Nu wechselten.

Quellen:
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.
Der Brockhaus: Oper. Gütersloh: Brockhaus in der Wissenmedia, 2002.

Dienstag, 23. November 2010

Gottfried Semper und seine berühmten Barrikaden

©Sarah-Maria
Im Zuge der deutschen Revolution von 1848/49 kam es in Dresden zu schweren Straßenschlachten. Gottfried Semper, Architekt der berühmten Semper-Oper, beteiligte sich Seite an Seite mit anderen Intelektuellen wie z.B. Richard Wagner oder Michail Bakunin an den Aufständen. Er war damals Professor für Architektur an der Königlichen Akademie der bildenden Künste zu Dresden und schon damals ein berühmter Mann: die Bauarbeiten des von ihm entworfenen Dresdener Hoftheaters wurden bereits 1841 abgeschlossen.

Während der Straßenkämpfe nahm Semper die Barrikaden genauer unter die Lupe und stellte fest, dass sie kaum einem Kampf standhalten würden. Er ließ sie kurzerhand umbauen. Unter seiner Leitung entstand auch die Hauptbarrikade in der Wilsdruffer Gasse, die schon damals als „Semper-Barrikade“ berühmt berüchtigt war. Denn sie konnte letztendlich nur bezwungen werden, indem die Truppen der Regierung die umstehenden Gebäude z.T. einrissen. Semper selbst hatte das Kommando über die Barrikade Nr. 13 unweit seiner Wohnung in der Waisenhausstraße inne.

Während der Kampfhandlungen brannte übrigens das am Zwinger ansässige barocke Pöppelmannsche Opernhaus nieder. Es war zum Zeitpunkt seiner Erbauung mit 2000 Plätzen das größte Theater in Deutschland. Es wurde in der Nacht des 6. Mais, wahrscheinlich aus taktischen Gründen, angezündet. Wagner soll dies folgendermaßen kommentiert haben: „Man sagte mir, es sei, um einen gefährlichen Angriff der Truppen von dieser bloßgelegten Seite zu begegnen und zugleich die berühmte Sempersche Barrikade vor einer übermächtigen Überrumplung zu schützen, aus strategischen Gründen in Brand gesteckt worden: woraus ich mir entnahm, daß derlei Gründe in der Welt ein für allemal mächtiger als ästhetische Motive bleiben, aus welchen seit längerer Zeit vergeblich nach Abtragung dieses häßlichen, den eleganten Zwinger so arg entstellenden Gebäudes verlangt war.“ In der Nacht vor dem Brand saß Wagner nahe der Hauptbarrikade auf dem Turm der Kreuzkirche und beobachtete die Truppenbewegungen der Regierung.

Semper, Wagner und viele andere mussten nach der Niederschlagung der Aufstände fliehen. Aber schon 1852, drei Jahre nach den Straßenkämpfen, soll Semper beklagt haben: „Was habe ich denn 48 getan, dass man mich ewig verfolget? Eine einzige Barrikade habe ich gebaut – hat aber standgehalten, weil sie practisch war und weil sie practisch war, war sie schön.“ Doch selbst nachdem das von ihm erbaute Dresdener Hoftheater 1871 niederbrannte und er auf Drängen der Bevölkerung gebeten wurde ein neues Gebäude zu entwerfen, wurde der Haftbefehl dennoch nicht aufgehoben. Semper entwarf zwar die Pläne für das neue Opernhaus, die Bauarbeiten leitete jedoch sein ältester Sohn. Semper durfte die Stadt nicht betreten und hat daher seine berühmte (zweite) Semperoper niemals gesehen.

Sonntag, 21. November 2010

Der Kaiser von Atlantis – Staatstheater Oldenburg

©Ira Schulte
Ein Krieg wird ausgerufen: Alle gegen alle. Doch der Tod entsagt diesem ziellosen Kampf und verweigert allen Beteiligten seinen Dienst. Die Figuren können weder leben noch sterben.

Die Protagonisten befinden sich in einer grausam bedeutungslosen Zwischenwelt, in der alles ist und es doch keinerlei Handlungsspielraum gibt. Handeln ist kein Willensakt mehr, sondern eine externe Unmöglichkeit. Jedes Tun, jede Bewegung scheint absurd und sogar überflüssig. Die Musik ist beklemmend und suchend – wie eine Erinnerung an eine Harmonie. Eine Erinnerung, die angesichts des Grauens nicht mehr zum Leben gehört. Sich jenseits davon befindet. Sie spielt mit Motiven und Ideen, ohne sie jemals auflösen zu können. Zu heroischen Wahnvorstellungen des Kaisers, er könne den Tod doch noch besiegen, ertönt Swing – ohne einer zu sein. Der Tod tritt auf und  besteht auf die Sinnhaftigkeit seiner Selbst als Gärtner des Lebens. Der Kaiser von Atlantis legt sich ihm in den Schoß und die einzig wirkliche Arie erklingt. Zu seinem Tod erheben sich sakrale Gesänge, während eine Geige endlos um Erlösung flehend fidelt. Sterben ohne Tod.

Der Komponist Viktor Ullmann schrieb das Stück im Jahre 1943/44 in Theresienstadt. Wenige Monate später wurde er in Auschwitz ermordet. Er selbst konnte die Aufführung seiner Oper nicht erleben. Die untrennbar mit diesem Stück verbundenen geschichtlichen Ereignisse werden in der Oldenburger Inszenierung aufgegriffen, ohne sie in den Vordergrund zu stellen. Es bleiben Zitate, die als gemeingültige Metaphern bestehen können: Der Harlekin, in einem Meer von Kleidungsstücken hockend, definiert den Beginn eines neuen Tages nur noch danach, ob er seine Kleidung gewechselt hat. Der Trommler – eine Frau – hat trotz Messern im Unterleib und aufgeschnittenen Pulsadern andauernde Wehen, während der Kaiser mit seinem Haustier kuschelt. Ein Lautsprecher verkündet und unterstreicht alle Ereignisse, fast wie ein Prä-Brecht’scher V-Effekt. Berge von Kleidern erheben sich gen Himmel. Herabhängende Kieselsteine, die traditionell auf jüdische Gräber gelegt werden, befinden sich über der gesamten Szenerie.

Freitag, 19. November 2010

Architekt der Wiener Staatsoper wurde in den Tod getrieben

©Sarah-Maria
In der Bevölkerung und Presse wurden die Baupläne der beiden Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg für das neue Wiener Opernhaus gnadenlos niedergemetzelt. Der für das Jahr 1863 geplante Bau setzte eine Anhebung der voranliegenden Straße voraus und bekam daher von der Bevölkerung kurzerhand den Namen „versunkener Kasten“ verpasst. Als spöttische Bezeichnung war ebenfalls „Königgrätz der Baukunst“ recht beliebt. In jener kurz zuvor stattgefundenen Schlacht bei Königgrätz kämpften Österreicher und Sachsen gegen die Preußische Armee und verloren dabei echt bitter. Die Verluste betrugen: 5.658 Tote, 7.410 Vermisste, 7.574 Verletzte, 22.170 Gefangene, 6.000 Pferde und 116 Kanonen.

Sogar der Kaiser Franz Jospeh höchstselbst hat sich rege an der Hetzkampagne beteiligt. Doch als sich van der Nüll aus Frust und Gram noch vor der Fertigstellung des Gebäudes erhängte, verschlug es dem Kaiser die Sprache. Er war so geschockt, dass er sich fortan zu allen Kunstwerken nur noch wie folgt geäußert haben soll: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“.

Übrigens keiner der beiden Architekten erlebte die Fertigstellung des Gebäudes: August Sicard von Sicardsburg erlag nur 10 Wochen nach dem Selbstmord seines Kollegen einem Herzinfarkt. Das umstrittene Haus wurde dennoch fertiggestellt und schließlich 1869 mit der Mozart-Oper Don Giovanni eröffnet. Allerdings nicht einmal 100 Jahre später im II. Weltkrieg zu einem erheblichen Teil wieder zerstört. Die Wiener schienen sich aber mittlerweile so sehr mit dem Bau angefreundet zu haben, dass das Gebäude nach Kriegsende dem Original nachempfunden wieder aufgebaut haben.

Mittwoch, 17. November 2010

Pedition Kulturraumgesetz Sachsen

©Sarah-Maria
Die Mittel des Gewandhauses und der Oper Leipzig sollen drastisch gekürzt werden. Derzeit befindet sich eine Petition gegen die Kürzungen im Umlauf: Es haben bereits 6178 Menschen mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert:


Gelder im Bildungs- und Kultursektor zu streichen ist einfach zu kurzfristig gedacht! Denn ein vielfältiges, aufgefächertes, kritisches und differenziertes Angebot zu garantieren sollte nicht nur als Prestigeprojekt betrachtet werden, sondern als Wegweiser und Garant für die Zukunft.

Montag, 15. November 2010

Götterdämmerung – Theater Lübeck

©Sarah-Maria
Trotz mehrfacher Berichte habe ich vorab nicht so ganz glauben können, dass die Lübecker Brünnhilde Rebecca Teem DIE Brünnhilde überhaupt ist. Aber nach dem gestrigen Abend beschäftigt mich vor allem die Frage, wie es eigentlich passieren kann, dass in einigen A-Häusern die Partie weiterhin ausgiebig gekreischt, statt gesungen wird, während eine so volle, klare und emotionale Interpretin der Rolle im kleinen Theater Lübeck verweilt…. Na ja, Glück für Lübeck, Pech für den Rest der Welt.

Der Anfang
Wie die vorherigen Regiearbeiten von Pilavachie erwarten ließen, war die Inszenierung sehr kurzweilig, witzig und mit viel Bohei: Die Geschichte beginnt vor den Füßen zwei großer Büsten Wagners und Cosimas, die die Nornen mit Friedhofskränzen schmücken, während sie im allwissenden Buch die Zukunft nachschlagen und es letztlich zerfleddern. Der Walkürenfelsen, das Liebesnest von Siegfried und Brünnhilde, wurde erweitert durch eine Schar Kinder: alles kleine Heldinnen und Helden - inklusive einem kleinen Hilter als Erziehungspanne und Seitenhieb an die Aufführungsgeschichte. Die Wandfarbe des trauten Heims erinnert an das Einheits-Hellgelb von 90% aller Klassenräume und ist geschmückt mit etlichen Kinderzeichnungen. Siegfried im Flammenhemd und Brünnhilde in Flammenschürze probierten die Meute zu bändigen, bevor Siegfried sie verlässt.

Im Heim von Gunther, Gutrune und Hagen
Im Gibbichungenpalast ging’s im Gegensatz zur Familienidylle freizügig her: Gunther bewegte sich irgendwo zwischen homo-, metro- und transsexuell, während Gutrune mit gegelter 20iger Jahre Frisur und rosa Kleidchen eher so in Richtung leicht dümmliches It-Girl tendierte. Zur Inneneinrichtung gehörten neben einem mondänen Canape selbstverständlich eine edel gekleidete Gesellschaft. So weit so gut. Siegfried vergisst durch den Zaubertrank Brünnhilde, vergnügt sich mit Gutrune und fragt Gunther anschließend atemlos nach ihrem Namen. Er und Siegfried schließen den Pakt Brünnhilde zu entführen und machen sich auf den Weg.

Die Entführung
Trotz goldenem Tuch als Tarnhelm auf dem Kopf schreitet der Gunter-Darsteller durch die Flammen, während der Siegfried-Darsteller aus dem Off singt. Brünnhilde stellt sich schützend vor die Kinder und reißt im Kampf um den Ring dem vermeintlich Unbekannten den Tarnhelm hinunter. Sie erkennt Siegfried, überlässt ihm den Ring und versteht die Welt nicht mehr. Sie wird ihren Kindern entrissen und in einem Käfig der Gibbichungen-Gesellschaft vorgeführt. Sie kämpft buchstäblich wie eine Löwin um die Wahrheit. Sie schüttelt, zieht und zerrt an Siegfried, doch der erkennt sie nicht und sie wird von ihm immer wieder gen Gunther geschubst.

Der Schluss
Brünnhilde verrät Siegfrieds Geheimnis. Die Rheintöchter toben sich nicht im kühlen Nass des Rheines aus, sondern feiern feucht fröhlich in einer Cocktail-Bar irgendwas zwischen Galgenhumor und Endzeitstimmung. Hagen und seine Gefolgschaft feiern da natürlich gerne mit. Siegfried erinnert sich wieder, wird erstochen und schleppt sich zur entgegeneilenden Brünnhilde. Auf dem anschließenden Totenbett streckt er ihr den Ring auf Kommando entgegen. Die mittlerweile vergewaltigte und dem Wahnsinn verfallende Gutrune ersticht Hagen, bevor er einen Versuch starten kann Brünnhilde den Ring zu entreißen. Die somit leicht feministisch angehauchte Vorbemerkung zum Untergang der Götter, wird vor dem Vorhang von einer wirklich unglaublichen Rebecca Teem und einer zusammengekauerten Gutrune weiter bestritten. Im Schlussbild geht der Ring zu den mittlerweile ausgenüchterten Rheintöchtern zurück und Siegfried & Brünnhilde sitzen samt Kinder wie in Stein gemeißelt auf dem heimischen Sofa, während die Götter das zeitliche segnet, Alberich den Vorhang schließt und alles von Neuem beginnen kann.
Die Sänger
Musikalisch war’s insgesamt einfach toll! Mit Rebecca Teem als unglaublich Brünnhilde, konnte Richard Decker als Siegfried zwar nicht mithalten, hat seine Sache aber wirklich mehr als gut gemacht! Andreas Haller als Hagen brauchte ein bisserl um warm zu werden, hat dann aber richtig durchgestartet. Wirklich gut hat mir Ausrine Stundyte als Gutrune gefallen, weil sie neben gesanglicher Ausdruckskraft auch eine tolle Bühnenpräsenz hatte und eine sehr gefühlvolle und differenzierte Interpretation hingelegt hat. Gerard Quinn als ihr Bruder Gunther war ebenfalls wirklich gut, hat mich jetzt aber nicht nachhaltig vom Hocker gehauen. Veronika Waldner hat sowohl die Partie der ersten Norn als auch die der Waltraute übernommen. Mir persönlich war die Stimme mitunter etwas zu fragil, aber ihre schauspielerische Leistung hat das allemal wieder wett gemacht. Und auch der Rest vom Fest war echt toll: Roswitha C. Müller (2. Norn & Wellgunde), Anne Ellersiek   (3. Norn & Woglinde),   Wioletta Hebrowska  (Floßhilde).

Über’s Orchester und dessen musikalische Leitung (Roman Brogli-Sacher) ließ sich anschließend noch in großer Runde ausgiebig streiten. ;) Mir persönlich hat’s gefallen.

Und sonst so….
Toller Abend! Eine wirklich sehenswerte Inszenierung mit starken emotionalen Bildern! Auch wenn die spritzige Inszenierung manchmal auf Kosten des Tiefgangs ging. Richtig schade waren allerdings die Umbauphasen, die mit – wie ich finde – nicht sooo passenden Verlegenheits-Projektionen der Rheinfahrt, etc. überbrückt wurden sowie das mitunter recht spartanische Bühnenbild. Die sowieso schon recht kleine Lübecker Bühne wurde oftmals zusätzlich verkleinert oder mit großen klobigen Elementen gefüllt. Der Abend lebte insbesondere von dem musikalisch hohen Niveau und der wirklich tollen schauspielerischen Leistung. Gerne hätte ich ein Foto vom Schlussaplaus gemacht, wurde aber umgehend daran gehindert. Denn fotographieren ist offensichtlich im Lübecker Theater generell verboten - warum auch immer....

Samstag, 13. November 2010

Metanoia - Staatsoper Berlin (im Schillertheater)

Annette Dasch auf der Premierenfeier ©Sarah-Maria
Jens Joneleits Stück Metanoia sollte eigentlich von Christoph Schlingensief inszeniert werden. Doch wenige Wochen vor der Uraufführung starb der Regisseur. Die Produktion wurde mit Hilfe des gesamten Teams dennoch auf die Bühne gebracht.

Erste Eindrücke
Nach der Vorstellung hat sich der Mann neben mir irritiert zu mir umgedreht, zunächst rückversichernd gefragt, ob’s mir gefallen hat und nachdem ich mich in einige Ähm’s und Mhm’s verwickelt hatte, hinzugefügt, dass Rossini nachdem er den Lohengrin gehört hat, gesagt haben soll, dass er sich kein Urteil über das Stück erlauben will, weil man dafür eine Oper mindestens 20 Mal gehört haben muss. Er würde in Bezug auf Metanoia daher vermutlich niemals zu einem Urteil kommen, weil er sie kein zweites Mal anhören wird…… Dem schließe ich mich an.

Die Oper
Schon in der improvisiert wirkenden Einführung wurde die Musik vom Komponisten höchstselbst als sich nicht festlegend, umhersuchend und neutral beschrieben. Erfahrungsgemäß bedeuten solch vage  Formulierungen nix Gutes.  Das Libretto war auf Grundlage von Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ geschrieben und bestimmt schwer durchdacht und gut, nur leider hatte ich im Anspielungs- und Namedropping Wettstreit mit dem Librettisten nicht den Hauch einer Chance. Während ich noch mein Halbwissen zu Dante und seiner göttlichen Komödie sortiert habe, war der schon längst irgendwo bei Hegel, hat mir die Zunge rausgestreckt und noch nachgelegt, indem er fortan den gesungenen Text zeitgleich durch gesprochenen und projizierten Text ergänzt hat….. Grob gesagt ging es aber wie im Buch um das apollinische und dionysische Prinzip. Und es gab einen sowohl programmatischen als auch schönen Schlusssatz: Erinnern heißt vergessen.

Die Inszenierung
Eine Inszenierung war vorhanden, allerdings war sie genauso schwer zu durchschauen, wie das Libretto: Es wurden z.B. unterschiedliche menschliche Organe in das Bühnenbild  eingebunden. Meist haben die Kulissen aber gleichzeitig kahl und chaotisch auf mich gewirkt. Die Kostüme waren weiß Gott nicht hübsch, aber am schlimmsten hat es den Chor erwischt, der kollektiv in pissgelben Ganzkörper Strickanzügen mit Kapuze gedemütigt wurde.

Und sonst noch.....
Wirklich schade war, dass die Technik im Schillertheater offenbar noch einige Schönheitsfehler aufwies und es ein konstantes leises Brummen im Hintergrund gab. Zudem ist es zwar toll, dass man auf allen Plätzen eine gute Sicht auf die Bühne hat, aber es entsprechend auch keine richtig günstigen Hörkarten für 6 EUR mehr gibt. 

Die Premierenfeier wurde mit Reden von Daniel Barenboim und co. eröffnet und als gefühlte Entschädigungsleitung für den Abend gab’s anschließend  noch kostenlose Häppchen und literweise Alkohol für alle - und bestimmt insbesondere für das Erinnerungsvermögen der anwesenden Presse.

Mittwoch, 10. November 2010

Erstes öffentliches deutsches Opernhaus

©Sarah-Maria
Schon gewusst, dass in Hamburg 1678 das erste deutsche Opernhaus gebaut wurde, welches seine Türen für alle Bevölkerungsschichten öffnete? Denn bis dahin fanden Opernaufführungen meist nur zu festlichen Anlässen in den Palästen der Adeligen statt.

Das erste öffentliche Opernhaus überhaupt wurde 1637 in Venedig eröffnet und war vor allem für das Volk gedacht, denn der Adel frönte den Opernaufführungen weiterhin in ihren Palästen. Später, als private Aufführungen des Adels seltener wurden, war es vielerorts üblich die Stände weiterhin strikt zu trennen, indem separate Eingänge und Treppen zu den unterschiedlichen Rängen gebaut wurden. Diese Relikte sind z.B. heute noch  in der Royal Opera in London vorhanden.

Das Hamburger Opernhaus wurde am Gänsemarkt, unweit des aktuellen Standortes der Hamburgischen Staatsoper, errichtet. Der Bau löste einen heftigen Streit innerhalb der christlichen Gemeinden aus. Die Gegner, pietistische Pastoren, lehnten Opernaufführungen und Schauspiele strikt ab. In der Schrift „Theatromania“ bezeichnete der Pastor Anton Reiser die Oper sogar als „Wercke der Finsternis“. Der zunächst in den Kirchen ausgetragene Streit, schwappte bald auch in den Senat und die Bürgerschaft über. 1686 wurden Opernaufführungen in Hamburg sogar grundsätzlich verboten – dieser Beschluss wurde allerdings noch im selben Jahr wieder aufgehoben und das Hamburger Opernhaus entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Ort im musikalischen Weltgeschehen.

Die Hamburger Oper war z.B. die Wirkungsstätte Händels. Hier wurde seine erste Oper überhaupt uraufgeführt: Almira. Und es folgten noch drei weitere: Nero, Florindo und Daphne, dessen Musik leider heute als verschollen gilt.

Vor Händels Durchbruch als Komponist spielte er im Hamburger Orchester Geige und Cembalo. Während einer Aufführung kam es zwischen ihm und dem Komponisten Johann Mattheson zu einem handfesten Streit um die musikalische Leitung. Das Ganze endete in einem Degenduell vor dem Opernhaus, bei dem sich aber keiner der beiden Kontrahenten ernsthaft verletzte: ein Knopf an Händels Jacke federte einen Stoß ab und verhinderte Schlimmeres.

1738 musste das Haus aufgrund von Misswirtschaft und ausbleibenden Zuschauern geschlossen werden. 25 Jahre später wurde es schließlich komplett abgerissen. Bis dahin bespielten noch einige umherziehende Wandertheater das Haus. Auf diesem Weg gelangte nicht nur die italienische Oper nach Hamburg, sondern auch der damals 32 jährige Christoph Willibald Gluck, dessen Werke die damalige Form der Oper revolutioniert haben und bis heute weltweit auf den Spielplänen stehen. Erst 2009 wurde seine Oper „Iphigenie auf Tauris“ in Hamburg neuinszeniert.

Quellen:
Staatsoper Hamburg.de: Oper für das Volk. http://www.hamburgische-staatsoper.de/de/1_staatsoper/hso/geschichte/index.php (abgerufen am 08. Mai 2011).

Sonntag, 7. November 2010

Karten-Ermäßigungen für Jugendliche und junge Erwachsene

©Sarah-Maria
Die meisten Opernhäuser bieten Ermäßigungen für Jugendliche und Junge Erwachsene an. Hier ein kleiner  Überblick (noch im Aufbau)

Berliner Opernhäuser:
Für jährlich 15 EUR gibt's für alle unter 30 die Classic-Card. Sie kann in allen der drei der Berliner Opernhäuser (Staatsoper, Deutsche Oper, Komische Oper) gekauft werden und ist auch für alle gültig. Die Classic-Card berechtigt alle noch verfügbaren Karten eine Stunde vor Vorstellungsbeginn für 10 EUR zu kaufen. Ohne Classic-Card kosten die Abendkassenkarten 13 EUR und werden an Studenten unter 30 rausgegeben.
Staatsoper Berlin:
Mit der Staatsopern-Card (kostet für Studenten unter 30 im Jahr 15 EUR) können alle Karten im Vorverkauf für 20% Rabatt gekauft werden. Zudem gibt es nach Verfügbarkeit in einigen Kategorien vier Wochen vor der Vorstellung 50% Rabatt. 
Deutsche Oper Berlin:
Eine Woche vor der Vorstellung können Studenten unter 30 alle noch verfügbaren Karten mit 25% Rabatt kaufen.

©Sarah-Mari
Bremen Goethetheater:
Studenten bis einschließlich 26 Jahren können alle Karten mit 50% Rabatt kaufen. Sowie ab Kategorie III alle Karten für 10 EUR. Für alle über 26 gibt es die Theater-Card (60 EUR jährlich). Sie bietet ebenfalls 50% Rabatt.


Bremerhaven Stadttheater:
Auf der Website steht, dass alle Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte bis 30 Jahre auf alle Karten 50%  Rabatt bekommen. De Fakto stimmt das aber nicht. Die erste Kategorie kostet z.B. 29,70 EUR (Original) bzw. 17,30 EUR (ermäßigt) (Stand 01.2011). Wer ganz sicher gehen will, sollte daher die Preise an der Theaterkasse erfragen.

Hamburgische Staatsoper:
Alle unter 30 können eine Stunde vor Vorstellungsbeginn Karten für 15 EUR kaufen. Es gibt keine Ermäßigungen im Vorverkauf.
Eine Mitgliedschaft bei den Junge Opernfreunden Hamburg e.V. kostet 20 EUR im Jahr und bietet folgene Vorteile:
- Jugendermäßigung (Karten zu 15 Euro) bereits zwei Wochen vor den Vorstellungen von Oper und Ballett
- kostenlose Programmhefte der Staatsoper bei unseren Veranstaltungen
- 30 % Ermäßigung auf Getränke in den Pausen im Parkettfoyer
- exklusive Probenbesuche und Einblicke hinter die Kulissen
- ermäßigte Karten (5 statt 7 Euro) für die Veranstaltungen "Vor der Premiere"

©Sarah-Maria
Hannover Staatsoper:
Ermäßigungsberichtigte (Studenten bis 30) können Karten im Vorverkauf für 7,50 € (So-Do) und 9 € (Fr/Sa) in den Platzgruppen d, e und f kaufen. Und eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn in allen noch verfügbaren Preiskategorien. Premierenrestkarten gibt's für 11 € an der Abendkasse.

Oldenburg Staatstheater:
Ermäßigungsberechtigte (Studenten bis 32 Jahre) können im Vorverkauf Karten ab der II. Kategorie für die Hälfte und an der Abendkasse (ca. 45 vor Vorstellungsbeginn) alle noch verfügbaren Karten für 9,50 EUR kaufen.

Jonas Kaufmann

Samstag, 6. November 2010

Das Opern-ABC für Beginner

©Sarah-Maria
Abendgarderobe ist kein Muss. (weiter unten dazu mehr)
Bellini, Belcanto und La Boheme lassen sich auch in Jeans genießen.
Crashkurse worum es in der Oper geht, sind aber wichtig!
Doch das Stück muss vorher nicht ausgiebig studiert und auswendig gelernt werden.
Erhebt euren Blick über die Bühne, da werden während der Vorstellung die Texte hinprojiziert
Genießt die Musik!
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! (aus Wagners Walküre)
Inszenierungen gibt es von klassisch bis modern. Es ist für jeden was dabei.
Jugendliche und junge Erwachsene bekommen in der Regel ermäßigte Karten.
Karten (ohne Ermäßigung) mit guter Sicht gibt’s in den meisten Opernhäusern ab ca. 10-20 EUR.
Lasst euch bei der Platzwahl von der jeweiligen Theaterkasse beraten – manche Plätze sind mit Sichteinschränkung.
Mozart, Verdi, Puccini, Bellini, Rossini, Tschaikowsky oder Donizetti sind Komponisten, die für Anfänger und Kenner gleichermaßen sind.
Natürlich kann jedes Stück auch Oper-Neulinge begeistern, aber seid euch bei Wagner bewusst: Das Ganze dauert meist um die fünf Stunden.
Opern gibt es schon seit 1639 – in ganz unterschiedlichen Stilen. Hört vorher mal auf youtube rein, was euch gefällt. Oper ist nämlich nicht gleich Oper!
Psst!
Quasselstrippen müssen sich während der Aufführung zusammenreißen.
Reichlich Platz für Gespräche gibt’s in der Pause.
Spielpläne werden jedes Jahr neu zusammengestellt: Es gibt Premieren, Uraufführungen und Wiederaufnahmen.
Trotz eines festen Sängerensembles, werden oft auch Gastsänger eingeladen. Die Besetzung der Rollen ändert sich meist jedes Jahr oder sogar öfter.
Und nun:
Vorhang auf!
Welch eine Sünde! Du hast mich ganz zerzaust. (aus Tosca von Puccini)
©Sarah-Maria
X-trem und XXL
Yuppie
und
Zugaben gibt es in der Oper leider nicht..... :(

Und P.S.: da hier viele Menschen über Google landen, die eine Antwort auf die Frage "Was ziehe ich zu einer Oper an" suchen, hier noch ein paar Tipps:

Generell gilt, dass die meisten Opernhäuser (in Deutschland) keine bestimmt Kleiderordnung haben. In Shorts und Badeschlappen könnte man vielleicht Probleme bekommen, aber sicher nicht in Jeans und T-Shirt. Dennoch ist es immer noch so, dass die meisten Menschen etwas chicer in die Oper gehen. Wenn man also nicht auffallen möchte und sich kleidungstechnisch der Masse anschließen will, dann kann man einfach ein paar chicere Schuhe und eine Anzugshose mit Hemd bzw. einen hübschen Rock bzw. Kleid anziehen. Opulente Abendkleider oder Männer im Frack sieht man in der Oper zwar ab und an - jedoch zu den regulären Aufführungen eher selten. Anders hingegen sieht es bei Premieren aus oder zu Vorstellungen in denen echte Opernstars, wie Anna Netrebko, Jonas Kaufmann oder Placido Domingo eine Rolle übernehmen, zu diesen Vorstellungen kommen die meisten Opernbesucher in gehobenerer Abendgarderobe.

Meines Erachtens ist der Garant für einen schönen Opernabend aber weniger die Beantwortund der Frage danach, was man anziehen soll, als vielmehr die Tatsache, dass man sich vorher ein wenig mit dem Opernstoff beschäftigt hat.

Also, ich hoffe ich konnte bei der Frage nach der passenden Kleidung für die Oper ein wenig behilflich sein! Und viel Spaß in der Vorstellung! :)