Freitag, 3. Juni 2011

Erfindung der Lichtorgel

©Sarah-Maria
Hier am Moskauer Konservatorium war einst Alexander Skrjabin Student. Er komponierte 1910/11 das erste Stück für ein Farbenklavier, welches es tatsächlich auch auf eine Bühne gebracht hat. Allerdings erst nach seinem Tod. Es wurde zwar zu Lebzeiten des Komponisten schon einmal im privaten Kreis und ohne ein Farbenklavier aufgeführt – mit jedoch erst 1915 in New York.

Doch schon lange vor Skrjabin hatte es diverse Versuche gegeben Farben und Klänge miteinander zu verbinden. Bereits 1725 hat der französische Mathematiker und Jesuit Louis Bertrand Castel Pläne für ein Farben- bzw. Augenklavier entwickelt: Er ordnete jedem Ton eine Farbe zu, so dass jede Taste mit einer andersfarbigen Glasplatte verbunden werden konnte. Beim Spielen einer Taste sollte sich nach Castels Idee ein Fenster in einem Kasten öffnen und darin die zugehörige Glasplatte erscheinen. Durch Kerzen sollte der Effekt zusätzlich verstärkt werden.

Berichten des Komponisten Georg Philipp Telemann zufolge soll Castel ein solches Instrument tatsächlich auch gebaut haben. Dies wurde allerdings von anderen Seiten entschieden angezweifelt. U.a. von dem Schriftsteller Diderot, der zusammen mit einem Taubstummen Castel und seinem vermeintlichen Farbklavier einen recht erfolglosen Besuch abstattete.

Der berühmte Philosoph Jean-Jacques Rousseau fand folgende Worte über Castel: „Dieser Mann ist verrückt, aber ansonsten ein guter Mensch. Er scheint mir einer jener originellen Geister zu sein, die man eher dazu ermutigen sollte, das auszuarbeiten was sie entdecken, statt sie zu neuen Entdeckungen zu ermutigen.“
Die Idee Farbe und Musik zu kombinieren hat sich – Castel hin oder her – jedenfalls schlussendlich erfolgreich durchgesetzt. Eine Lichtorgel gehört schließlich zur Standardausstattung jeder Disco.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.
Daniels, D.: Louis-Bertrand Castel „Augenklavier“. http://www.medienkunstnetz.de/werke/augenklavier/ (abgerufen am 02. Juni 2011).

Mittwoch, 1. Juni 2011

Tödlicher Liebestrank

©Sarah-Maria
Schon während Richard Wagner die Oper Tristan & Isolde komponierte, schrieb er an Mathilde Wesendonck – Vorbild zum Charakter der Isolde und Ehefrau seines Gönners Otto Wesendonck: „Kind! Dieser Tristan wird was furchtbares! Dieser letzte Akt!!! …. Ich fürchte die Oper wird verboten – falls durch schlechte Aufführung nicht das Ganze parodirt wird -: nur mittelmässige Aufführungen können mich retten! Vollständig gute müssen die Leute verrückt machen, – ich kann mir’s nicht anders denken. So weit hat’s noch mit mir kommen müssen!!…“

Nach Vollendung des Werkes 1859 hat’s einige Zeit gebraucht, bis die Oper es überhaupt auf eine Bühne geschafft hat, denn viele Theater lehnten die Partitur als unaufführbar ab. 1862 schien es dann endlich in Wien so weit zu sein, doch nach 77 Proben und weil zudem auch noch der Tenor das Handtuch schmiss, musste auch diese Aufführung abgesagt werden. Erst durch seinen Gönner Ludwig II. von Bayern bekam Wagner eine erneute Chance: am 10. Juni 1865 wurde das Werk schließlich unter der musikalischen Leitung von Hans von Bülow hier am Münchener Hof- und Nationaltheater uraufgeführt. Dessen Frau Cosima übrigens seit 1863 ein Verhältnis mit Wagner hatte. Richard Wagner und Cosima brachten 1865 ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, welches sie Isolde tauften und heirateten fünf Jahre später.

Die Publikumsreaktionen nach der Uraufführung waren zwar insgesamt eher verhalten, doch Ludwig II. äußerte sich euphorisch über die Oper: „Einziger! – Heiliger!  Wie wonnevoll! – Vollkommen. So angegriffen vom Entzücken! – Ertrinken …. versinken – unbewusst – höchste Lust. – Göttliches Werk! Ewig treu – bis über den Tod hinaus!“

Die beiden Hauptfiguren hat das Sängerehepaar Ludwig und Malvine Schnorr von Carolsfeld gesungen. Der nur 29 jährige Ludwig verstarb jedoch nach der dritten Aufführung plötzlich und wurde mit der Aktion zur Legende. Denn lange wurde die Todesursache in der unglaublich schwer zu singenden Tristan-Partie gesucht. Neuere Forschung legt aber eher eine Infektionskrankheit wie Typhus oder Meningitis nahe. Nix desto Trotz: seitdem gilt die Oper und insbesondere die Tristan-Partie als mörderisch und tödlich.

1886, drei Jahre nach Richard Wagners Tod, inszeniert Cosima Wagner den Tristan zum ersten Mal bei den Bayreuther Festspielen. Die musikalische Leitung hatte der Dirigent Felix Mottl inne, der übrigens 1911 beim Dirigieren während des II. Tristan Aktes an einem Herzinfarkt verstarb. Ebenso erging es dem erst 60-jährigen Josef Keilberth 1968 in München…..