Dienstag, 29. Mai 2012

Zweimal Beethoven

Eine Partitur (Die 3. Sinfonie/ Eroica), zwei Schläge - und x verschiedenen Klänge....



....doch nicht immer hat der Dirigent das Sagen. ;) - (5. Sinfonie/ Schicksalssinfonie)


Samstag, 26. Mai 2012

Morgen: "Giulio Cesare in Egitto" live aus Salzburg

Morgen Abend, am 27. Mai, sendet arte live aber zeitversetzt ab 20:40h die Händel-Oper „Giulio Cesare in Egitto“ von den Salzburger Pfingstfestspielen. Geboten wird eine großartige Besetzung:

Giovanni Antonini - Musikalische Leitung
Andreas Scholl - Giulio Cesare
Cecilia Bartoli - Cleopatra
Anne Sofie von Otter - Cornelia
Philippe Jaroussky - Sesto
Christophe Dumaux - Tolomeo
Jochen Kowalski - Nireno
Ruben Drole - Achilla
Peter Kálmán - Curio
Moshe Leiser & Patrice Caurier - Inszenierung

Das Viedo steht 59 Tage als Stream in der <arte-Mediathek> zur verfügung.

Außerdem auf dem <Festspielprogramm> (wird nicht komplett übertragen), welches sich ganz und gar der legendären Königin Cleopatra widmet, stand bzw. steht:

Freitag - 25.05.
19:00h: Giulio Cesare in Egitto

Samstag – 26.05.
11:00h: Eine szenische Lesung mit dem Titel „Cleopatra amorosa“. Dahinter steckt die Tragödie „Antonius und Cleopatra“ von Willliam Shakespeare.

19:30h: Barockkonzert mit Werken von Antonio Sartorio, Daniele Da Castrovillari, Georg F. Hände, Johann Adolph Hasse, Carl Heinrich Graun
Künstler: Giovanni Antonini, Cecilia Bartoli, Il Giardino Armonico

Sonntag – 27.05.
11:00h: konzertante Aufführung der Oper „Cléopâtre“ von Jules Massenet
Musikalische Leitung: Vladimir Fedoseyev. Besetzung: Sophie Koch, Ludovic Tézier, Benjamin Bernheim, Sandrine Piau, Mariangela Sicilia, Omar Montanari, Jean-Luc Ballestra, Gezim Myshketa, Biagio Pizzuti.

17:00h: Giulio Cesare in Egitto

21:30h: Ägyptisches Dinner mit ägyptischer Musik

Montag – 28.05.
11:00h: Cleopatra tragica
Werke von Robert Schumann, Hector Berlioz, Johannes Brahms
Künstler: Sir John Eliot Gardiner, Vesselina Kasarova, Piotr Beczala
 
18:00h Cleopatra orientale
Werke von Anton Rubinstein, Charles Gounod, Wolfgang A. Mozart, Rodion Shchedrin, Sergej Prokofjew
Künstler: Valery Gergiev, Mojca Erdmann, Cecilia Bartoli, Chulpan Khamatova, Yevgeny Mironov, Alexei Tanovitski. (Anna Netrebko hat das Konzert aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.)

Eröffnung der Berliner Staatsoper auf 2015 verschoben

Eigentlich wollte die Berliner Staatsoper am 3. Oktober 2013 ihr frisch renoviertes Stammhaus Unter den Linden wiedereröffnen, doch dann kam der kalte Winter und aufwändige Sicherungsmaßnahmen, so dass alles um 12 Monate verschoben wurde. Doch auch daraus wird wohl nix. Erst 2015 soll die Lindenoper fertig werden. Schuld daran sind nun Funde von mittelalterlichen Holzpfählen auf denen einst die Berliner Stadtmauer errichtet wurde.

Das Problem an den 17 Meter tief liegenden Pfählen ist, dass sie in Punkto Wasserdichte den Verbindungsbau zwischen dem Opernhaus und den Probebühnen behindern. Daher müsse neu geplant werden. Andernfalls könne mit der Zeit Grundwasser eindringen. „Nach einer Weile könnte es dann im umliegenden Bereich zu Absenkungen kommen, was eine Gefahr für die nebenstehenden Häuser bedeutet“, so Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in der Berliner Morgenpost.

Staatsopernintendant Jürgen Flimm und Generalmusikdirektor Daniel Barenboim sind damit jedoch ganz und gar nicht einverstanden und Herr Barenboim hält fest, dass „können wir weder vom Inhalt noch von der Form akzeptieren.“ Doch ohne den Tunnel wird’s schwer gehen, da durch ihn nicht nur Kulissen und Technik zur Bühne befördert werden sollen, sondern er auch eine Rolle bei Belüftung und Brandschutz zu spielen hat.

Tja, bleibt abzuwarten, was passiert. Die Elbphilharmonie-Baustelle hat mich jedoch eins gelehrt: so was kann dauern – und dauern – und dauern….. ;)

Mittwoch, 23. Mai 2012

Anna Netrebko sagt zu....

....und zwar für die Mailänder Manon.

Ihr erinnert euch sicher noch an <meinen erbosten Bericht>, dass Frau Netrebko alle Berliner Don Giovanni Vorstellungen abgesagt hat, um sich mehr um ihren Sohn kümmern zu können? Das scheint mir aber nur Tränendrüsengedrücke gewesen zu sein, denn nun hat sie nicht einmal eine Woche vor der Berliner Don Giovanni Premiere (24. Juni) zwei Vorstellungen in der Mailänder Scala für die Partie der Manon zugesagt (19., 22. Juni). Sie springt für Natalie Dessay ein. Aha. In Mailand, während Papa Schrott in Berlin ist, kann man sich also besser um die Familie kümmern?!

Ich für meinen Teil komme mir einfach nur verarscht vor – und ich denke, das kann man an dieser Stelle mal so völlig unverblümt sagen. Und es ist zwar einiges nötig, um mich langfristig vom Kartenkauf eines bestimmten Sängers/ einer bestimmten Sängerin abzuhalten, aber das, was sich Anna Netrebko nun geleistet hat, und da ist die seltsame Absage der Münchener Bellini-Vorstellungen nur ein kleines Puzzleteil, ist in meinen Augen eine dermaßen bodenlose Dreistigkeit, dass ich mir ernsthaft überlege diese Sängerin in Zukunft komplett zu meiden (inklusive CD’s und DVD’s) – völlig egal, wie gut sie ist!

Dienstag, 22. Mai 2012

Berlin - Staatsoper für Alle

Bald ist es wieder soweit: Die Berliner Staatsoper überträgt am 30. Juni eine Oper live & kostenlos auf den Bebelplatz (gegenüber der Humboldt-Uni und neben der Staatsoper Unter den Linden) und spielt am 01. Juli ein Konzert ebenda. Hier das Programm:

30. Juni – 19:00h – Don Giovanni
(mit Daniel Barenboim, Christopher Maltman, Maria Bengtsson, Guiseppe Filianoti, Alexander Tsymbalyuk, Dorothea Röschmann, Erwin Schrott, Stefan Kocan, Anna Prohaska)

01. Juli – 13:00h – Konzert der Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim - Klavier: Yefim Bronfman
Programm:
Peter I. Tschaikowsky
Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36

Ich war selbst auch schon einmal vor ein paar Jahren dort - und es empfiehlt sich recht früh da zu sein, wenn man recht weit vorne einen Platz bekommen möchte. Zudem sollte man sich ein paar Kissen, Decken und/ oder Klappstühle mitnehmen, um es sich vor der Leinwand/ Bühne bequem machen zu können.

Anna Netrebko sagt Münchener "I Capuleti e i Montecchi" ab

Anna Netrebko hat soeben die beiden Münchener "I Capuleti e i Montecchi" Vorstellungen am 23. und 26. Mai aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Für sie springt Eri Nakamura ein. Die japanische Sopranistin hat die Giulietta bereits in der Premierenserie gesungen. Einige Berichte über die Premiere hatte ich zur Vorbereitung auf die Liveübertragung am letzten Samstag gelesen und dort wurde Eri Nakamura durchweg in den höchsten Tönen gelobt. Dennoch ist dies für Fans sicherlich nur ein schwacher Trost.

Auf der Website der Bayerischen Staatsoper heißt es zum Thema Karten-Erstattung:
"Bereits gekaufte Karten können nicht zurückgegeben werden, die Bayerische Staatsoper erklärt sich jedoch aus Kulanzgründen bereit, 50% des Kartenpreises zurückzuerstatten. Die Originaleintrittskarten können nach Besuch der Vorstellung inklusive Formular innerhalb von fünf Tagen (Eingangsdatum) beim Kartenverkauf eingereicht werden oder direkt nach der Vorstellung inklusive Formular beim Einlasspersonal abgeben werden." 

Die Formulare zur Rückerstattung können <hier> runtergeladen werden.

Ich hoffe, dass niemand von euch betroffen ist. Denn ich weiß selber nur zu gut, wie schmerzlich so was sein kann....

Und P.S.: Auch wenn's eigentlich ganz und gar nicht zum Post passt: Happy Birthday Meister Richard! Denn Richard Wagner wäre heute 199 Jahre alt geworden - und nächstes Jahr entsprechend 200. Nur so zur Info für alle, die sich über die vielen Wagner-Opern in den Spielplänen der nächsten Saison wundern. ;) Und gleiches gilt übrigens für Verdi, denn der wurde ebenfalls im Jahre 1813 geboren.

Sonntag, 20. Mai 2012

[Livestream] I Capuleti e i Montecchi - Bayerische Staatsoper

Viele von euch mussten gestern Abend sicherlich eine Entscheidung zwischen Fußball und Oper treffen – nur ich nicht, denn ich gucke nie Fußball und daher gab’s da auch nix zu entscheiden. Gut, wir haben in der Opern-Pause einmal kurz reingeschaltet, aber nur um den Auftritt von Jonas Kaufmann und David Garrett zu sehen. Doch das war irgendwie Zeitverschwendung, denn der Moderator hat die ganze Zeit dazwischengequatscht und man konnte fast nix vom Auftritt hören oder wenigstens sehen.

Egal. Ich fand‘ mich mit der Oper ohnehin besser bedient! Und der Stream aus München funktionierte, bis auf ein oder zwei kleine Hänger, auch einwandfrei. Besonders positiv überrascht war ich darüber, dass es nun zum ersten Mal auch Untertitel gab. Das hat zwar mein zuvoriges Libretto-Überfliegen überflüssig gemacht, aber so war ich wenigstens gut vorbereitet. Denn es ist schon eine Weile her, dass ich die Oper gesehen habe. Um genau zu sein war es im April 2009 in London. Damals auch mit Anna Netrebko aber Elina Garanca statt Vesselina Kasarova als Romeo.

Das gestrige Stream-Erlebnis kam sicherlich nicht einmal ansatzweise an der Erlebnis einer Aufführung im Opernhaus heran, jedoch hatte es durchaus was für sich die Oper draußen bei gutem Wetter zu genießen - und das obwohl meine PC-Boxen nicht gerade in der Oberliga spielen. Es war einfach ein Genuss den beiden Hauptdarstellerinnen Anna Netrebko und Vesselina Kasarova zuzuhören. Dass dort zwei absolute Topstars allerfeinsten Belcanto trällerten war wirklich nicht schwer zu erkennen. Und dies sage ich, obwohl ich mir vorher angesichts <Netrebkos fadenscheiniger Don Giovanni-Absage> vorgenommen hatte, mir jeden noch so kleinsten Patzer bockig zu notieren. Doch, ach: mein Gram war mir einfach irgendwann zuwider und ich wollte einfach nur die Oper genießen.

Jedoch empfand ich ihre Kostüme als Zumutung – insbesondere für Frau Netrebko selbst. Und zwar nicht in ihrem eigentlichen Design, denn Modemacher Christian Lacriox hat zwei wirklich wunderschöne Kleider entworfen. Allerdings schienen diese, wie das mit Haut Couture nunmal so ist, eher auf Frauen, die 1,80m groß und dabei 50 kg schwer sind, zugeschnitten zu sein. Und da Frau Netrebko zwar eine wirklich schöne Frau ist, jedoch weder das eine noch das andere erfüllt und zu allem Überfluss auch noch ohne Pumps, sprich barfuß, auftrat, sahen die Kleider an ihr leider völlig unpassend aus. Okay, als Frau mit eigenen Eitelkeiten trifft einen so ein Fauxpas vielleicht besonders hart und andere sind da vielleicht weniger pingelig, aber ich konnte stellenweise kaum hingucken und fühlte mich leider sogar äußerst hartnäckig an ein Daisy-Duck-Kostüm erinnert.

Insgesamt war die Inszenierung von Vincent Boussard jetzt zwar nicht gerade von ausufernd genialen Einfällen durchzogen und vermutlich wirkt das minimalistisch fatalistische Bühnenbild (Vincent Lemaire) um einiges eindruckvoller, wenn man es im Zuschauerraum auf sich wirken lassen würde, aber mir hat alles insgesamt ganz gut gefallen. Manchmal sind solche Inszenierungen, in denen der Fokus auf der Interaktion zwischen den Personen liegt, eben nicht das Schlechteste – insbesondere dann nicht, wenn man eine solche Starbesetzung, wie am gestrigen Abend, auffährt.

Wirklich schön fand ich die Szene, in der Romeo Giuliettas Hand ein letztes Mal vor ihrem gemeinsamen Tod ergreifen wollte und dabei ein Bild entstand, das stark an Michelangelos Hände in „Die Erschaffung Adams“ erinnerte. Passend dazu traten die beiden auch im Tod ihren gemeinsamen Weg in eine „neue Welt“ an.

Neben Frau Kasarova und Netrebko standen noch Dimitri Pittas als Tebaldo mit einer wunderschönen hellen und ausgefeilten Tenorstimme, Ante Jerkunica als Capellio und Paul Gay als Lorenzo auf der Bühne. Im Orchestergraben hatte Yves Abel das Zepter in der Hand und dirigierte einen klangschönen, zartschmelzenden Bellini.

Alles in allem ein wunderbarer Abend und auch wenn man sich mitunter sehnsüchtig gewünscht hat, nicht vor’m PC, sondern im Publikum zu sitzen, werde ich mir den nächsten Münchener Livestream-Termin rot im Kalender anstreichen und ihn auch wieder hier im Blog bekannt geben.

Hat es sonst noch jemand von euch gesehen? Und wie hat es euch gefallen?

 Und hier noch der Backstage-Clip, der auch schon während der Pause lief:

Freitag, 18. Mai 2012

Jahrhundert-Bariton Dietrich Fischer-Dieskau gestorben

Heute, am 18. Mai 10012, ist der Jahrhundert-Bariton Dietrich Fischer-Dieskau im bayrischen Berg am Starnberger See zehn Tage vor seinem 87. Geburtstag verstorben.

Sein Gesangsdebüt gab er mit nur 23 Jahren in seiner Geburtsstadt Berlin als Marquis Posa in Verdis Don Carlos. In Wilhelm Furtwängler fand er früh einen Förderer seiner Karriere und studierte mit ihm Brahms "Deutsches Requiem", Mahlers "Lieder eines fahrenden Gesellen" und die Rolle des Kurwenal aus "Tristan und Isolde" ein. 

Bereits 1947 konnte er seine ersten Erfolg feiern, als er für einen erkrankten Kollegen ohne Probe (!) in Brahms Deutsches Requiem einsprang. Ab da ging es mit seiner Karriere steil bergauf: Noch im selben Jahr gab er seinen ersten Liederabend in Leipzig, dann führte ihn sein Weg zurück nach Berlin. Dort wurde er 1948 zum Ensemblesänger der damaligen Städtischen Oper und sang in diesem Jahr auch erstmals Schuberts „Winterreise“ für dessen Interpretation er bis heute berühmt ist. Seit dieser Aufnahme folgten noch acht weitere. Ab 1954 sang er regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen und zwei Jahre später debütierte er in Salzburg. Dietrich Fischer-Dieskaus sang auf allen wichtigen Bühnen der Welt und die New York Times bezeichnete ihn sogar als "besten Liedsänger der Welt".

Er wirkte zudem in diversen Uraufführungen mit: z.B. bei Brittens „War Requiem“ (1962). In Hans Werner Henzes „Elegie für junge Liebende“ sang er die Hauptrolle, die eigens für Fischer-Dieskaus Stimme geschrieben wurde. Und er sang die Titelpartie in Reimanns „Lear“ während der Münchener Uraufführung, die ebenfalls eigens für ihn komponiert wurde.

1983 beendete er seine Karriere als Opernsänger und am 31. Dezember 1992 verabschiedete er sich in München mit einer Silvestergala auch als Liedsänger von der Konzertbühne.

Zu seinen Schülern gehörten u.a. Thomas Quasthoff und Christian Gerhaher. Bis zuletzt hat er Meisterklassen gegeben und andere an seinem Wissen teilhaben lassen. Ihm wurde der Ehrendoktor in Oxford, Heidelberg, Yale und an der Sorbonne verliehen und er lehrte an der Hochschule der Künste in Berlin. Er publizierte zudem mehrere Bücher, u.a.: „Töne sprechen. Worte klingen. Zur Geschichte der Interpretation des Gesangs“ (1985), „Fern die Klage des Fauns. Claude Debussy und seine Welt“ (1993), „Die Welt des Gesangs“ (1999) oder "Musik im Gespräch" (2005).

Donnerstag, 17. Mai 2012

[Ballett] Ein Sommernachtstraum - Staatsoper Hamburg

Da John Neumeiers Sommernachtstraum eines meiner Lieblingsballette ist – vielleicht mein Lieblingsballett überhaupt – war es nicht so eine große Überraschung, dass ich gestern mal wieder ins Opernhaus gepilgert bin - genau wie Herr Neumeier, der wie so oft im Parkett saß. Und ich habe mich, angesichts der 276. Vorstellung seit der Premiere 1977 gefragt, wie oft er sich das gute Stück wohl mittlerweile schon reingezogen hat….

Unter der musikalischen Leitung von Simon Hewett wurde der Shakespeare-Klassiker in Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy und György Ligeti auf die Bühne gebracht. Und nennt mich einen Banausen, aber für letzteren habe ich außerhalb dieses Ballettes bisher noch keine Möglichkeit gefunden ihn zu hören – ohne mich permanent zu fragen, ob das nun ein Tinnitus ist oder zur Musik gehört. Aber in diesem Ballett sorgt Ligeti für einen wundervollen atmosphärischen Kontrast zur Musik von Mendelssohn Bartholdy, hinein in die Märchenwelt der Elfen. Diese traten in kühlen silbernen Kostümen auf und tanzten majestätische Figuren, die wirklich nicht von dieser Welt waren! Hélène Bouchet als Elfenkönigin Titania und Ivan Urban als Oberon gaben ein tolles Paar ab. Puck (Alexandr Trusch) wurde von Oberon mit der Liebebringenden Rose losgeschickt und die Liebeswirrungen zwischen Helena (Leslie Heylmann), Hermia (Mariana Zanotto), Lysander (Carsten Jung) und Demetrius (Kiran West) nahmen ihren Lauf….


Ganz besonders meisterhaft komisch ist Herrn Neumeier zudem die Choreographie der Handwerker gelungen, die letztendlich zu Leierkasten-Musik aus Verdis Traviata das Stück "Pyramus und Thisbe" auf der Hochzeitsfeier aufführten.

Übrigens: in einem <Interview mit "Die Berliner Literaturkritik"> 2008 verriet John Neumeier, dass er sich für jedes seiner Ballette ein Arbeitsbuch mit einer speziellen Farbe zulegt. Das des Sommernachtstraums ist dunkelblau und lässt somit schon einiges über die Gesamtatmosphäre erahnen....

Und hier nun noch der Trailer:

P.S.: Das Stück begann übrigens pünktlich um 19:30h und war exakt um 22:03 zu Ende. Dies schreibe ich deswegen, weil nach meinem Blogpost zur <Meerjungfrau>, laut meiner Blogstatistik, einige auf ihrer Suche nach der exakten Schluss-Uhrzeit bei mir im Blog gelandet sind. Allerdings sei noch angemerkt, dass natürlich noch der Applaus hinzukam und selbstverstänlich gibt es immer ein paar Schwankungen. 

Nächste Aufführungen
18., 19., 27. Mai, 20. Juni
1., 3., 8., 9. März, 23. Juni (noch kein Vorverkauf) 
Die Karten kosten zwischen 4-89 EUR bzw. Samstag & Sonntag zwischen 5-97 EUR
  

Montag, 14. Mai 2012

Ariadne auf Naxos - Staatsoper Hamburg

Zu der heutigen Hamburger Premiere der „Ariadne auf Naxos“ ist vor allem eins zu sagen: BRAVO! Und genau das hat das Publikum auch getan! Bis auf Einen – aber zu dem komme ich später noch.

Musikalisch war es wirklich großartig! Die Ariadne wurde wunderschön von Anne Schwanewilms gesungen. Sie sang sehr intensiv und ganz besonders im großen Finale mit Johan Botha als Bacchus legte sie unglaublich viele Emotionen in ihre Interpretation. Johan Botha sang, wie nicht anders zu erwarten, mit einem unglaublichen Volumen und jeder Menge Samt. Allein wegen dieser Schluss-Szene lohnte sich der Abend! Insbesondere auch deswegen, weil dort die, sowieso schon sehr gute Inszenierung von Christian Stückl, ihren ästhetischen Höhepunkt fand: Bacchus kam auf einem riesigen roten Schiff mit einem eindrucksvollen Sternenhimmel im Hintergrund auf die Bühne - und brach damit auch durch die Oper in die Oper. Sämtliche Fragen in Richtung, was gehört nun zum Theater und was nicht, wurden hinfällig und es gab nur noch diese EINE Szene. Man konnte gar nicht anders, als sich dem einfach nur vollkommen hinzugeben.

Hayoung Lee (die sich früher immer und überall „Ha Young Lee“ schrieb – was ist passiert? Und warum?) spielte und sang großartig – auch wenn sie wohl nicht meine Lieblings-Zerbinetta werden wird! Und sie erntete am Schluss großen Applaus – und auch den einzigen Zwischenapplaus. Warum der aber, vermutlich, nicht nur ihr galt, hat etwas mit dem schon erwähnten ominösen Einen zu tun – und auch dazu komme ich später noch. Ja, ja, es wird immer geheimnisvoller. ;) Zerbinettas vier Liebhaber sangen und spielten Viktor Rud, Chris Lysack, Adrian Sâmpetrean und Jun-Sang Han toll! An dieser Stelle sei auch in Bezug auf die komplette Besetzung gesagt, dass ihre Spielfreude echt ansteckend war!

Den Musiklehrer sang Franz Grundheber – und auch wenn die Rolle sehr klein ist, merkte man, was für ein <großartiger Sänger> er ist! Cristina Damian als Komponist war auch sehr gut, aber ich fand‘ sie am Anfang oftmals ein wenig zu hektisch in ihrer Stimmführung. Die Töne waren mir persönlich manchmal einfach ein wenig zu kurzatmig und schrill. Jürgen Sacher als Tanzmeister, Thomas Florio als Perückenmacher, Levente Páll als Haushofmeister vervollständigten das gesamt-positive Bild. Und definitiv toll waren die drei Nymphen Katerina Tretyakova, Rebecca Jo Leob und Gabriele Rossmanith. Sie traten in der Regie als Opernpublikum auf und sorgten durch eine durchdachte Personenregie durchaus für Lacher!

Die Inszenierung von Christian Stückl war ganz großes Tennis! Die bestechende Komik der Ariadne, die im Libretto in Passagen, wie „KOMPONIST: Ariadne auf Naxos, Herr. Sie ist das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit TANZMEISTER: Eben darum braucht sie Gesellschaft!“ steckt, hat Stückl punktgenau ausgemacht und auf die Bühne gebracht: Der Komponist z.B. trug einen Anzug mit einem weißen Schal und die Ariadne mimte die von Natur aus leidende Operndiva, während die Zerbinatta mit ihren vier Liebhabern in Jogginganzügen den Szenerie betrat – und die Herrschaften Künstler sich allein davon provoziert sahen. Diese beiden völlig konträren Welten wurden von Richard Strauss musikalisch sehr klar charakterisiert und dies wusste Stückl in seiner Personenregie gekonnt zu nutzen. Den Witz, der schon da war, brachte er direkt auf die Bühne. Und solange der Trailer noch nicht online istt, kann man hier ein paar Eindrücke sammeln:
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Das Konzept sah vor, dass es von Anbeginn eine Bühne auf eine Bühne gab, um die rundherum Publikumsplätze waren. Das besondere Special dabei war, dass nach der Pause 20 Zuschauer aus dem Publikum auf der Bühne platznehmen durften. Die „Bühnentickets“ erhält man übrigens auf Nachfrage beim Kartenkauf an der Theaterkasse. Und so ein Zuschauerplatz auf der Bühne ist durchaus ein Erlebnis. Denn auch wenn ich heute Abend im Zuschauerraum saß, durfte ich während einer Probe auf der Bühne sitzen und kann so aus beiden Perspektiven berichten:

Auf der Bühne bekommt man hautnah die Auf- und Abgänge der Sänger mit und kann zudem auch die Arbeit hinter den Kulissen ein wenig verfolgen. Will sagen: dort wird durchaus der eine oder andere Satz gesprochen. Doch das hat schon seinen Reiz – auch wenn es den szenischen und musikalischen Gesamteindruck reduziert – denn wann bekommt man schon mal die Chance so nah hinter die Kulissen zu blicken.

Weiter ist es so, dass man die Musik dort auf der Bühne ganz anders hört: man hört hauptsächlich die Sänger - vorausgesetzt sie stehen nicht gerade komplett vorne und mit dem Rücken zu einem: was zum Glück beim Auftritt von Johan Botha als Bacchus ganz und gar nicht der Fall und somit ein ganz spezielles Highlight war. Seine Stimme hautnah und nur einige Meter von mir entfernt zu hören, war definitiv grandios. Doch, trotzdem, war die Oper im Zuschauerraum um ein vielfaches eindrucksvoller! Denn vieles von der Musik und der Regie (u.a. der unglaublich schöne Sternenhimmel) entfaltet auf den Bühnenplätzen einfach nicht seine volle Wirkung....

Und nun kommen wir zu diesem Einen:
Denn jener hatte einen fast schon tragisch blamablen Auftritt. Er fand Frau Young offenbar so furchtbar, dass er sich dazu im Recht sah, seine Meinung zu einem Bestandteil der Vorstellung zu machen und nach der Pause, just vor Beginn von Frau Youngs Dirigat, ein lautes und deutliches „Aufhören“ vom Rang hinunter rief - woraufhin er ausgebuht wurde. Kann allerdings auch sein, dass ihm einige im Herdentrieb zugestimmt haben - das ist schwer zu sagen, wem nun was galt und wieso. Jedenfalls gab’s dann eine Runde Bravi für Frau Young. Doch das hat diesen einen nicht davon abbringen lassen, sich weiter wie der letzte Depp aufzuführen und als es endlich still im Saal war, rief er erneut und diesmal doppelt und dreifach: Aufhören, aufhören, aufhören ….. Peinlich, peinlich, peinlich – sollte man sich dazu nur denken – und es damit belassen. Denn die Fronten waren klar: Er war einer gegen alle – oder zumindest gegen die allermeisten. An dieser Stelle sollte man sich noch mal vor Augen halten, dass die Hamburgische Staatsoper 1690 Plätze hat!.... Darauf gab’s dann jedoch Rufe in seine Richtung vom Publikum, er solle Ruhe geben – und noch andere, ähm, sagen wir mal "Sachen". Doch er rief immer wieder „Aufhören“ und wollte offenbar partout das letzte Wort haben….

Wir hier im Internet sagen ja dazu: Don’t feed the Troll. Und wer jetzt nicht weiß, was das nun wieder ist, der findet bei <Wikipedia> eine Antwort und wer weiterführende Infos zum Umgang mit Trollen möchte, kann sich diesen sehr unterhaltsamen <Vortrag anhören> (das mit den Trollen beginnt aber eigentlich erst so richtig ;) ab Minute 13:00 - sollte man sich komplett anschauen). Und wie das mit Trollen nunmal so ist, sind ihre Aktionen oftmals nicht wirklich logisch. Zumindest in diesem Fall dann nicht, wenn ihn keiner am Stuhl festgebunden hatte und er sich durch verzweifelte Rufe „Aufhören, aufhören“ aus dieser Zwangslage befreien wollte. Denn wenn's für ihn wirklich so eine Qual gewesen wäre, hätte er doch einfach in der Pause gehen können.... 

Nun ja: letztlich ging's dann irgendwann weiter – und, ach, irgendwie merkte man die Verunsicherung auf der Bühne. Das war wirklich traurig und der eigentliche Grund, warum ich dieser Sache hier so viel Raum gebe. Denn auch wenn jedem der Künstler dort vermutlich bewusst war, dass das nur einer im Gegensatz zu vielen war, blieb ein bitterer Beigeschmack. Von den Auswirkungen solcher Angriffe kann sich wohl niemand ganz frei machen. Und genau das ist das eigentlich asoziale an so einem Verhalten: Denn wenn's einem wirklich so gar nicht gefällt, ist das zwar schade für den einzelnen, aber wirklich kein Grund allen anderen den Abend zu ruinieren.

Zum Glück fanden alle aber bald wieder zu ihrem Faden. Und nach Zerbinettas Arie gab es großen Applaus. In diesen mischten sich aber erneut ein, vielleicht auch zwei Buhrufer – auf jene wiederrum viele Brava und Bravi folgten. Es war, wie ich daher annehme, eher ein Kräftemessen, sowie auch eine allgemeine Solidaritätsbekundung des Publikums.

Zum Schlussapplaus trat derjenige welche nochmals seinen Kampf gegen den Rest der Welt an. Zumindest nehme ich an, dass er es war, denn es gab nur einen einzigen Buhrufer – und der widmete sich Frau Young. Ansonsten gab es zurecht eindeutige Zustimmung für Simone Young. Zudem wurden alle Sänger außnahmslos vom Publikum gefeiert – und auch das Regieteam erntete ausschließlich Zustimmung! Ein seltener Moment!! Wann gibt’s für die Regie schonmal nicht wenigstens, egal ob berechtig oder nicht, ein paar Buhs? Also, ich hab’s jedenfalls noch nicht erlebt! Zumindest nicht auf den großen Bühnen, wie Hamburg, Berlin, etc. pp. Denn auch wenn ich Christians Stückls Regie großartig finde und jedes Buh hier umfassend auseinandergefleddert hätte, glaube ich doch, dass durch die "Aufhören-Aktion" vor allem eins erreichet wurde: Jeder, der nicht anschließend mit ihm in einen Topf geschmissen werden wollte – und das waren offenbar alle – haben keinen Mucks der Kritik von sich gegeben. Und bei aller Großartigkeit dieser Premiere: Einige, denen es nicht gefällt, gibt es doch immer – wirklich IMMER.

Egal! Mir soll’s Recht sein, so konnte ich wenigstens ohne große Störung feiern. :D

Und P.S.: nur für den Fall, dass ihr das mit den Bühnenkarten mal ausprobieren wollt, es euch aber unangenehm sein sollte den kompletten II. Teil von über 1000 Leuten angestarrt zu werden: keine Angst, man sieht das Publikum auf der Bühne echt nicht grell erleuchtet und in jedem Detail. ;)

Freitag, 11. Mai 2012

Patricia Kopatchinskaja auf Promo-Bustour durch Berlin

Wer am Dienstag (15. Mai) noch nix vorhat und gerade in Berlin ist, sollte sich einen Gratis-Auftritt meiner absoluten Lieblingsgeigerin Patricia Kopatchinskaja nicht entgehen lassen:

Denn sie begibt sich auf eine musikalische Promobustour für ihr Benefizkonzert am 17. Mai in der Berliner Philharmonie. Sie spielt dort zugunsten eines Klimaschutzprojektes, das unter der Schirmherrschaft des WWFs und der Stiftung NaturTon steht, und die Renaturierung der Auenwälder im Mündungsgebiet des Flusses Pruth in ihrem Geburtsland Moldawien zum Ziel hat.

Los geht‘s um 11h mit Salonmusik und moldawischen Liedern auf dem Bebelplatz neben der Staatsoper. Dann geht es weiter zum Alexanderplatz (11.40h), Lustgarten (12:20h) und zum Pariser Platz (13h).

Und falls ihr dann Lust bekommt auch das Konzert zu besuchen, findet ihr alle Infos <hier> – die Karten kosten zwischen 7-50 EUR. 

+++Nachtrag+++
Das Benefizkonzert wird am 24.5. umd 20:03h auf Deutschlandradio übertragen.

Bachs verlorener Sohn

Heute vor 297 Jahren, am 11. Mai 1715, wurde Johann Sebastian Bachs sechster Sprössling Johann Gottfried Bernhard Bach in Weimar geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung, die er von seinem Vater erhielt, verschaffte jener ihm eine Anstellung als Organisten in Mühlhausen.

Dazu sei gesagt, dass die Bachs auch schon lange vor Johann Sebastian Bach eine bedeutende Musikerfamilie waren. In Erfurt, wurden die Stadtmusiker, sogar nicht einmal mehr mit „Kantoren“ oder „Stadtpfeiffer“ angesprochen, sondern hießen sogar in Urkunden oder offiziellen Anweisungen einfach nur „die Bache“.

Doch Mühlhausen hatte nicht lange Freude an ihrem Organist aus traditioneller Familie, denn der schmiss nach nur zwei Jahren das Handtuch und kehrte nicht nur der Stadt, sondern auch zahlreichen Gläubigern, die ihr Geld zurückverlangen, den Rücken.

Papa Bach, der sich vor vielen Jahren selbst mal um eine Stelle in Sangerhausen beworben hatte, versuchte nun – mit Erfolg – seinen Sohn dort unterzubringen. Doch seine Hoffnung, dass dieser dort zur Vernunft kommen würde, erfüllte sich auch diesmal nicht: Als Papa Bach von einer Reise aus Dresden nach Leipzig zurückkam, erwartete ihn ein Brief vom Sangerhäuser Bürgermeister Klemm, der ihm mitteilte, dass sein Sohn spurlos verschwunden sei und niemand wüsste wohin. Daraufhin antwortete ihm Bach:

"Hochedler, Hochgeehrtester Herr Klemm,
Mit was für Schmerzen und Wehmuth ich diese Antwort abfasse, können Euer Hochedlen von selbsten als ein liebreich- und wohlmeinender Vater beurtheilen. Meinen leider mißratenen Sohn habe ich seit einem Jahr nicht mit einem Auge wieder gesehen. Nun muss ich mit äußerster Bestürtzung abermahligst vernehmen, daß er wieder hie und da ausgeborget, seine Lebens- Arth nicht im geringsten geändert, sondern sich gar absentiret und mir nicht den geringsten part seines Aufenthalts bis dato wißend gemacht. Waß soll ich mehr sagen oder thun? Da keine Vermahnung, ja gar keine liebreiche Vorsorge mehr zureichen will, so muß mein Creütz in Gedult tragen, meinen ungerathenen Sohn aber lediglich Göttlicher Barmhertzigkeit überlaßen, nicht zweifelnd, Dieselbe werde mein wehmüthiges Flehen erhören."

Und Geduld brauchte er tatsächlich. Denn, auch wenn nicht genau überliefert ist, wann oder ob Johann Sebastian Bach seinen Sohn jemals wiedersah, so hörte er zumindest von dessen Gläubigern. Erst 1739 ist eine weitere Station im Leben von Johann Gottfried Bernhard Bach überliefert: er schrieb sich an der Universität Jena für das Fach Jura ein. Wenige Monate darauf, am 27. Mai 1739, starb er ebenda im Alter von nur 24 Jahren an „hitzigen Fieber“. Und obwohl sein Vater ihn für talentiert hielt, ist keine einzige Note von ihm erhalten.

Übrigens hatte Johann Sebastian Bach insgesamt zwanzig Kinder aus zwei Ehen, von denen jedoch nur noch neun lebten, <als Bach 1750 in Leipzig starb>.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Peer Gynt Flashmob in Copenhagen


Die Versuchung des heiligen Antonius - Staatstheater Oldenburg

Uraufführungen haben ja immer einen ganz besonderen Reiz. Es ist was Wundervolles, wenn ein neues Werk, sozusagen, geboren wird. Wenn es durch die Wirkung auf die Zuschauer beginnt zu leben.

Die Oper „Die Versuchung des heiligen Antonius“ verlangt in diesem Sinne die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers. Denn auch wenn man als vorbildlicher Operngänger zwar vorher die Handlung im Programm gelesen hat, war es nicht immer leicht den Geschehnissen zu folgen. Da, anders, als bei vielen anderen Stücken, das Libretto durchaus eine tragende Rolle hatte und in seiner Länge und Komplexität nicht unbedingt den Zuschauer an die Hand nahm, hinkte man oft mit seinen Gedanken ein weniger hinterher. Doch da einfach ja nicht immer auch gleich gut ist – lohnt sich die Konzentration durchaus! Der Text stammt aus der Feder von Patrick Hahn und Martina Stütz nach Gustave Flauberts gleichnamigen Roman „Le Tentation de Saint Antoine“. Und wie der Titel schon sagt, geht es um Versuchung. Weltgewandtheit vs. Verzicht zugunsten einer inneren vermeidlich höheren Erkenntnis im Religiösen.

Wenn das Libretto um die Aufmerksamkeit der Zuschauer ringt, hat es die Inszenierung naturgemäß nicht leicht: Doch Alexander Fahima hatte den Bogen raus, die Bilder so zu ordnen und in ihrer Wirkung zu entfalten, dass sie effektvoll und sinnvoll durch die Handlung trugen. Das Bühnenbild war stets bewundernswert - niemals überladen oder einfallslos. Einzig die zwei kurzen Szenen, die vor dem geschlossenen Vorhang spielten, waren ganz und gar keine gute Idee, da hinter dem Vorhang auch die Tafel mit den Übertexten verschlossen wurde. Ein wirklich tolles Zusammenspiel zwischen dem Komponisten (Ulrich Kreppein) und dem Regieteam hingegen gelang, als der heilige Antonius mit dem Wunsch „Ich will sie hören, die Harmonie der Sphären“ einen Flug ins Weltall unternahm. Durch Videoprojektionen, sphärischen Chorgesang vom dritten Rang und anschließendem, sich in die Musik einfügenden, Stimmgewirr ist wirklich ein eindrucksvoller Moment entstanden!

Insgesamt hat es aber der Musik, für meinen Geschmack, an mehreren solchen Höhepunkten gefehlt. Sie war zwar faszinierend, vielschichtig und absolut klangvoll. Und ich habe die Musik von Ulrich Kreppein schon vorab, nach kurzem Reinhören in andere seiner Werke auf seiner <Website>, als sphärisch beschrieben – und das ist sie auch definitiv. Für einen Film mit effektvollen Bildern, der vielleicht im Weltall oder auf dem Meeresgrund spielt, wäre sie perfekt. Aber für eine Oper fehlten mir die emotionalen Ausbrüche. Und so entstanden leider einige Längen. Zumal, wie man vielleicht hinzufügen muss, die Oper mit 1 ¾ h zwar nicht unbedingt lang ist, aber ohne Pause verlangt es dem Hirn schon einiges an Konzentration ab.

Die musikalische Leitung hatte Lennart Dohms inne und führte das nicht gerade kleine Orchester, welches noch in den Seitenlogen ergänzt wurde, souverän. Das Sängerensemble war, wie mittlerweile von Oldenburg gewohnt, absolut großartig! Paul Brady gab einen gesanglich wie schauspielerisch genialen Antonius ab! Antonius ehemaliger Schüler Hilarion trat in dreierlei Gestalten auf und wurde von Michael Pegher (Tenor), Peter Felix Bauer (Bariton) sowie Henry Kiichli (Bass) eindrucksvoll auf die Bühne gebracht. Desweiteren interpretierte Inga-Britt Anderson ihre Rolle als Königin Saba großartig und mit viel Temperament. Marcia Parks als der Tod stand ihr in nix nach und auch René Schack als Apollonius sowie René Oley als Damis waren mit Herz, Lunge und Seele dabei. Das Vokalensemble trat ebenfalls effektvoll auf.

Fazit: Nix für Unausgeschlafene, passagenweise zu langatmig und danach ist man echt geplättet – aber dennoch eine großartige Oper mit wunder-voller Musik, tollen Sängern sowie einer genialen Regie. Und tatsächlich wirklich mal was Neues, denn in dieser musikalischen Form (die Musik von Ulrich Kreppein hat durchaus einen hohen Wiedererkennungswert) habe ich noch keine Oper gesehen.    

Sonntag, 6. Mai 2012

[Übertragung] Die Krönung der Poppea - Opéra de Lille


Wenn man den halben Sonntagvormittag ohnehin schon verschlafen hat, gibt es nur eine Sache, die es noch schöner machen kann: eine Barock-Oper zum Frühstück auf dem Sofa! Z.B. „Die Krönung der Poppea“ von Claudio Monteverdi aus der Oper von Lille:


 








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Besetzung (vom 26.03.2012):
Inszenierung: Jean-François Sivadier
Musikalische Leitung: Emmanuelle Haïm
Poppea: Sonya Yoncheva
Nerone: Max Emanuel Cencic
Ottavia: Ann Hallenberg
Ottone: Tim Mead
Seneca: Paul Whelan
Drusilla: Amel Brahim-Djelloul
Nutrice / Famigliare di Seneca: Rachid Ben Abdeslam
Arnalta: Emiliano Gonzalez Toro
Fortuna / Venere / Pallade: Anna Wall
Valetto / Virtù: Khatouna Gadelia
Mercurio / Console: Aimery Lefèvre,
Damigella / Amore: Camille Poul
Littore / Famigliare di Seneca /Console: Patrick Schramm
Lucano / soldato / tribuno / Famigliare di Seneca: Mathias Vidal
Liberto Capitano / soldato / tribune: Nicholas Mulroy
Comédien: Rachid Zanouda

Das Video ist noch 142 Tage und 12 Stunden auf der <Arte-Websitesite> online.Und weil's leider keine Untertitel gibt, <hier> noch ein Link zum Libretto

Donnerstag, 3. Mai 2012

Anna Netrebko sagt den Berliner Don Giovanni ab

Es gibt schlechte Nachrichten für alle, die die sündhaftteuren G-Preis Karten (60-220 EUR) gekauft haben, um Anna Netrebko als Donna Anna live zu erleben. Denn Frau Netrebko hat alle Vorstellungen des Don Giovanni in der Berliner Staatsoper abgesagt. Statt dessen singt nun Maria Bengtsson die Partie.

Als Begründung für die Absage steht auf der Website der Berliner Staatsoper:
"In einem Brief an Generalmusikdirektor Daniel Barenboim und Intendant Jürgen Flimm bittet Anna Netrebko die Staatsoper und ihr Publikum um Verständnis. Ihre Gründe seien rein persönlich. Sie wolle sich nach einem sehr arbeitsreichen Jahr ihrem Sohn Tiago widmen. Die Staatsoper nimmt dies mit großem Bedauern, aber auch mit Verständnis entgegen und freut sich auf ein Wiedersehen mit Anna Netrebko im November 2013."

Sorry, aber dafür habe ich echt keinerlei Verständnis! Man kann doch nicht ein Engagement annehmen und dann einfach entscheiden: Och nööö! Net schon wieder so’n Stress. Ich bleib lieber zu Hause.

Nachtrag:
Und nun zu der Kartenfrage: Denn anfänglich hatte ich geschrieben: "Und die Differenz zu einer anderen Preiskategorie gibt’s auch nicht zurück – ich hab angerufen und nachgefragt. Sie würden aus Kulanz (?) die Karten zurück nehmen – dann jedoch nur einen Gutschein über die Hälfte (!!) des Kartenpreises ausstellen." Doch wie sich nun herausgestellt hat, ist das nicht mehr aktuell - oder war's niemals. Denn auf ihrer Facebook-Seite hat die Staatsoper nun verlauten lassen, dass sie Gutscheine bereitgestellt haben, die sie auch schon per Post verschickt haben. Was ich bestätigen kann, denn auch wenn ich selbst noch nichts bekommen habe, haben Bekannte von mir bereits einen Gutschein im Briefkasten erhalten.

Nun frage ich mich natürich ernsthaft, wie es zu diesem Missverständnis kommen konnte, denn schließlich möchte man ja nicht der Depp sein, der falsche Nachrichten verbreitet. Ich bin das Gespräch mit der Opernkasse daher noch mehrmals in Gedanken durchgegangen - und nein: Da kann ich wirklich nix missverstanden haben. Denn ich habe klar und deutlich gleich zu Beginn gefragt: Gibt es, da Anna Netrebko nun abgesagt hat, einen Teil des Betrages zurück? Dies wurde verneint und von Gutscheinen war auch keine Rede. Die kamen erst ins Spiel, als ich mich schon wieder verabschieden wollte: denn da wurde mir noch mitgegeben, dass ich die Karten, obwohl sie das normalerweise nicht machen, aber zurückgeben könnte (ich hatte danach gar nicht gefragt, weil es ohnehin nicht in Frage kommt). Und nachdem man mich nach meiner Platzkategorie gefragt hatte, sagte man mir, dass ich dafür dann pro Karte 30 EUR als Gutschein bekommen würde. Da war aber ausdrücklich davon die Rede, dass das passieren würde, wenn ich die Tickets zurückgebe. Echt merkwürdig. Ich frag mich, was da wieder los war? Und die Frage, ob man die Karten nun überhaupt zurück geben kann, kann ich leider immer noch nicht beantworten. <- Für all diejenigen, die über Google-Suche zu mir gelangen und offenbar nach einer Antwort suchen, ob das nun möglich ist, oder nicht.

Mittwoch, 2. Mai 2012

All diese Tage - Goethetheater Bremen

„All diese Tage“ ist eine Zeitoper von Moritz Eggert mit einem Libretto (Andres Heuser), das aus Interviews mit Bremer Jugendlichen entstanden ist. „All diese scheinbar undramatischen Alltagssituationen, die ganz nah am Leben sind; all die Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen und Sehnsüchte, die unter der Alltags-Oberfläche spürbar sind, sind Thema der neuen Oper „All diese Tage“. Zugleich ist sie auch ein Panoptikum unserer Zeit, die mit ihren Gegensätzen von permanenter Vernetzung und Beziehungslosigkeit, von Überangebot und innerer Einsamkeit eine große Herausforderung für den einzelnen darstellt.“ (vom Kurz-Info-Zettel des Bremer Theaters)

Alles gut, alles da, alles passt. Aber wo war die Oper?

Ich meine, wo war das Risiko, das man zusammen mit den Protagonisten eingehen durfte? Was war mit dem Jungen und seinen 143 Facebookfreunden, von denen er niemanden kannte? Oder mit dem Vorschüler, der einen Terminkalender wie ein Jungunternehmer hatte? Dem Mädchen, dessen Vater sie mit Schubkarren voller Bücher überschüttete, damit sie es später einmal besser hat? Und wie ging es mit denen weiter, die ihr Glück in den Casting-Shows suchen wollten? Man wurde völlig allein stehen gelassen. Die „Oper“ schloss da, wo andere üblicherweise beginnen. Nachdem alle Personen vorgestellt waren und die Mission Entschleunigung: „Rettet den Sonntag“ ausreichend klar gemacht wurde, gab es zwar einen kurzen Akt des Innehaltens mit dem ausdrücklichen Wunsch nach einem Happy End – und simsalabim war es da. Punkt.

Aber das, was wirklich wichtig ist, wurde einfach nicht erzählt. Es war, als wenn Pamina und Tamino feststellen, dass sie mit ihren Familienverhältnissen durchaus auf Probleme stoßen könnten – und dann PENG auf einmal heiraten sie. Wo war dann die Königin der Nacht, der Sarastro, die Schlange und Papageno?! Wir gehen, oder zumindest ich gehe, doch aber genau wegen des Weges der Figuren in der Oper. Wegen des Risikos und der Klippen, die man zusammen mit ihnen hinunterspringt. Wen interessiert ein Happy End, wenn man nicht auf dem Weg dahin mitgefiebert hat?

Ähnlich blutleer war für mich die Musik. Also, sie war schön – keine Frage. Und zusammen mit der Rhythmik war sie in gewisser Weise auch originell – aber der Ausdruck fehlte. Sie war wie ein wunderschönes Gedicht - ohne Inhalt. 

Und nun noch der (in musikalischer Hinsicht nicht sehr representativen) Traile:

Livestream aus München - I Capuleti e i Montecchi

Am 19. Mai um 19h ist es wieder so weit! Die Bayrische Staatsoper in München überträgt erneut eine Vorstellung via Live-Stream im Internet. Gezeigt wird Bellinis Oper „I Capuleti e i Montecchi“ in der Regie von Vincent Boussard und unter der musikalischen Leitung von Yves Abel. Alle weitere Informationen findet ihr <hier>

Besetzung:
Romeo: Vesselina Kasarova
Giulietta: Anna Netrebko
Tebaldo: Dimitri Pittas
Capellio: Ante Jerkunica
Lorenzo: Paul Gay

Und hier zur Einstimmung schonmal der Trailer: