Freitag, 9. Dezember 2011

Zur Biographie Brahms in Hamburg

Brahms Geburtshaus:
©Sarah-Maria
Im Hamburger Gängeviertel, das Viertel in dem derzeit ein neues Künslterquartier entsteht, wurde am 7. Mai 1833 Johannes Brahms im Specksgang 24 (heute Speckstraße 60) geboren. Das Haus „liegt in einer der krümmsten, engsten und dunkelsten Gassen des anrüchigen Gängeviertels, das Gesindel aller Art in seinen lichtscheuen Spelunken beherbergte“, beschrieb der Brahms Biograph Max Kalbeck das Elternhaus des Komponisten.

Auch das Innere des Hauses war Max Kalbeck zufolge nicht gerade einem Schöner-Wohnen-Katalog entsprungen: „Zwischen zwei, bei Tage immer geöffneten Türen, die unmittelbar in das Innere des Erdgeschosses rechts und links gehen, stolpert man durch den Eingang über die ausgetretenen Stufen einer steilen, kaum einen Schritt breiten hühnersteigartigen Holztreppe zum ersten ,Sahl' hinauf und tritt durch eine niedrige Tür zur Linken in die Brahmssche Wohnung. Zuerst in die einfensterige Küche, die sich als solche dadurch ausweist, dass eine mit dem Schornstein durch ein Blechrohr verbundene Mauernische den Ort anzeigt, wo ein eiserner Ofen, nicht viel größer als ein Puppenherd, aufgestellt werden kann. Von dort gelangt man in das zweifensterige Wohnzimmer, das von der holperigen Diele bis zur rissigen Decke keine sieben Schuh misst. Daran stößt der Alkoven, die Schlafstube, welche sich den Anschein gibt, ein Fenster auf einen zweiten Hof zu besitzen. Hier, in dem winzigen, dumpfen und atembeklemmenden Kämmerchen mussten, falls der Vater nicht vorzog, im Wohnzimmer zu schlafen, seit dem 7. Mai 1833 vier arme Menschenkinder ihre Nächte zubringen."

©Sarah-Maria

Brahms in Hamburg
Schon früh in seiner Biographie versuchte Johannes Brahms immer wieder eine feste Anstellung in Hamburgs Musikleben zu bekommen - wurde aber mehrfach enttäuscht. 1861 war z.B. der Posten des musikalischen Leiters der Philharmonischen Konzerte zum Greifen nah, doch er wurde letztlich an seinen Freund und Kollegen Julius Stockhausen vergeben. „Die Kränkung Johannes‘ wird die Kunstgeschichte nicht vergessen“, schrieb Brahms Freund Joseph Joachim in einem Brief an das damalige Auswahl-Komitee. Davon offenbar unbeirrt vergaben jene einige Jahre später die Nachfolge Stockhausens nicht an Brahms, sondern an Julius von Bernuth. Nicht nur im Nachhinein eine Fehlentscheidung, wenn man bedenkt, wie berühmt Brahms schon zu Lebzeiten war. Sein Geburtshaus war längst zu einer Pilgerstätte für Musikliebhaber geworden - und blieb dies auch, bis das Haus im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurde.

Spät aber immerhin: 1889 erkannte der Hamburger Senat, dass sie irgendetwas in Sachen Brahms unternehmen mussten und verliehen ihm die Ehrenbürgerwürde. Der Komponist war für diese Würdigung zwar außerordentlich dankbar, lehnte aber, die ihm 1894 endlich angebotene, Nachfolge von Julis von Bernuth dennoch ab: „Es ist nicht Vieles, was ich mir so lange und lebhaft gewünscht hätte s. Zt. - d. h. aber zur rechten Zeit! Es hat auch lange gewährt, bis ich mich an den Gedanken gewöhnte, andere Wege gehen zu müssen. Wär's also nach meinem Wunsch gegangen, so feierte ich heute etwa ein Jubiläum bei Ihnen, Sie aber wären in dem gleichen Falle, wie eben heute, sich nach einer jüngeren tüchtigen Kraft umsehen zu müssen […] Ihr sehr und hochachtungsvoll ergebener J. Brahms."

Drei Jahre später starb er in Wien. Über das Hamburger Publikum fand er in einem, hier im Blog schon erwähnten, Brief an Gustav Mahler, der von 1892-1897 erster Kapellmeister des Hamburger Opernhauses war, übrigens keine sonderlich löblichen Worte: „Die Bremer sind unmusikalisch, aber die Hamburger antimusikalisch.“



P.S.: Übrigens: wer schon mal im Hamburger Alsterpavillion einen Kaffee getrunken hat, sollte bereuen, dass er dies nicht vor knapp 200 Jahren getan hat, denn damals war der Vater von Johannes Brahms dort Kontrabassist und das Alsterpavillion war damals eine Eisdiele - und zwar die erste in ganz Deutschland.

Quellen:
Bahnsen, U./Stürmer K.: Das Geburtshaus des verkannten Genies. In: Hamburger Abendblatt, 21.11.2003.
Borchardt, G.: Sehr unberühmt und sehr unaufgeführt - Gustav Mahlers Hamburger Jahre. http://www.gustav-mahler-vereinigung.de/1891-1897/body_1891-1897.html (abgerufen am 19. Juni 2011).

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für diese spannenden Infos zu Johannes Brahms und seiner Biographie in Hamburg. Vieles Davon habe ich nicht gewusst, obwohl ich aus Hamburg komme und mehrmals die Woche an seinem Geburtshaus vorbei gehe. Nächstes Mal werde ich mir den Ort mal ein wenig genauer ansehen.

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