Donnerstag, 15. Dezember 2011

[Ballett] Der Nussknacker - Staatsoper Hamburg

©Sarah-Maria
Wir alle wissen’s: es weihnachtet sehr – auch in der Hamburgischen Staatsoper! Denn da gab’s gestern den Ballett-Weihnachts-Klassiker schlechthin – den Nussknacker! Und da mich ja Tschaikowsky durchaus recht konsequent zum jeweiligen Veranstaltungsort zieht, war ich gestern dort.

Die Handlung von John Neumeiers Ballett ist ein bisserl anders as usual: Marie (Hélène Bouchet) feiert ihren Geburtstag und nicht Weihnachten. Sie wird 12 – und bewegt sich damit im Sprint aus dem Alter heraus, in dem man mit Puppen spielt. Auf ihrer Party bekommt sie zwei Geschenke: einen Nussknacker vom Army-Kumpel ihres Bruders (Günther = Thiago Bordin) sowie ein Paar Tanzschuhe vom Ballettmeister Drosselmeier (Ivan Urban) ihrer Ballerina-Schwester (Leslie Heylmann). Das Ende vom ersten Bild ist: Marie ist in Günther verschossen und vom Ballettmeister – das heißt viel mehr auch vom Ballett – fasziniert.

Nach der Party, mitten in der Nacht, schleicht sich Marie zu ihren Geschenken und probiert ihre neuen Tanzschuhe an. Von nun an bewegen wir uns in der Traumebene: ihr erscheint der Ballettmeister, der sie in die Welt des Theaters entführt. Dort begegnet sie – freilich – Günther erneut. Nun in Form eines Balletttänzers und sie tanzt ihren ersten „richtigen“ Tanz mit ihm.

Im dritten Bild wird Marie immer tiefer in die Ballett-Welt entführt und der/ihr Ballettmeister präsentiert ihr immer neue Bühnen-Darbietungen, von denen sie schließlich auch ein Teil wird - bis sie schließlich wieder erwacht.

©Sarah-Maria
John Neumeier legt in seiner Interpretation (von 1974) den Fokus auf den Abschied aus der Kindheit „… jener ‚zierliche‘ Moment, wo man aufhört , Kind zu sein, und doch noch nicht erwachsen ist.“ (Programmheft S.3). In den Ballettmeister Drosselmeier lehnt Neumeier Petipa an, der die Orginalchoreografie zur Tschaikowskys Nussknacker geschrieben hat. Er überzeichnet die Figur bewusst, im Sinne des Unterschieds zwischen den „normalen“ Menschen, denen wir im Alltag begegnen und der faszinierenden Welt des Theaters „….in seinem Dschungel, im Theater, ist er wunderbar geistig gesund und mächtig.“ (S.3) Dabei sieht Neumeier den Nussknacker bzw. die Schuhe als Symbole für die Entwicklung vom Traum zu einer echten Idee und Chance in der Realität.

Wie von Neumeier, der sich gestern Abend das Stück übrigens auch selbst angesehen hat, gewohnt, war die Choreographie absolut intuitiv und versetzt mit ungewöhnlichen Tanz-Bildern, die aber in ihrer Art 100%ig ästhetisch und reiz-end waren. Da merkt man richtig, wie sich im Hirn neue Synapsen-Vernetzungen bilden.

Das Hamburg Ballett und insbesondere die Solisten waren durchweg grandios. Besonders spannend fand ich die Interpretation von Hélène Bouchets Marie: ihre Bewegungen waren fragil, tastend, fragend - aber gleichzeitig so gekonnt und irgendwie intuitiv grazil. Ja ja, die Leichtigkeit ist ja schließlich eine Frage des Seins. ;)

Fazit: ein wunderbarer Abend! :)

3 Kommentare:

  1. Da haben wir gestern beide den Nußknacker genießen können :-)

    Ausschnitte zur kitschig schönen Karlsruher Produktion sind übrigens hier zu sehen:
    http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/video/1014/


    John Neumeier und das Hamburger Ballett sind ja regelmäßig in Baden-Baden im Festspielhaus: tolle Tänzer und ich kann mir gut vorstellen, dass das gestern sehr schön in Hamburg war!

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  2. Es weihnachtet da offenbar auch noch in anderen Häusern vor sich hin. ;)

    Vielen Dank für den Link. Da wird ja einiges aufgefahren auf der Bühne! Wirklich sehr schön - schön kitschig. :D

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  3. Hab ich leider noch nie gesehen.
    Kenne die Nußknacker Suite nur von einer CD.
    Hört sich gut an.
    Ich sollte mir mal eine Oper in Hamburg gönnen.

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