Donnerstag, 16. Dezember 2010

Die Liebe zu den drei Orangen - Staatsoper Hannover

©Sarah-Maria
Tja mutig war’s von mir – oder wohl eher leichtsinnig - den Zug zu nehmen, der planmäßig etwa eine dreiviertel Stunde vor Vorstellungsbeginn ankommen sollte. Aber das ist er trotz fassungslosem Massenstarren auf diverse Anzeigetafeln derjenigen Menschen mit einem anderen Reiseziel tatsächlich auch – zumindest fast. An der Abendkasse gab’s dann auch noch richtig gute Studentenkarten! Und im Anschluss legte die Erfolgsgeschichte meines Glücks noch nach: mein Zug zurück ist ebenfalls so gut wie pünktlich gefahren…. Na, da schimpfe nochmal einer auf die Bahn…. ;))

Zum Vorstellungsbeginn lieferten sich librettogemäß die Tragischen, die Komischen, die Lyrischen und die Hohlköpfe einen Schlagabtausch in Sachen Stückauswahl, bis schließlich mit dem Märchen „Die Liebe zu den drei Orangen“ von keinem geringeren als den Lächerlichen ein Kompromiss versprochen wurde - bei dem jeder auf seine Kosten kommen sollte. Es konnte also losgehen: Der Prinz (Philipp Heo = toller Tenor!) ein gelangweilter Teenager im Manga-Style sitzt mit seinen Superhelden-Freunden (ich bin leider nicht so firm in Sachen Comic, Manga, usw., so dass ich bis auf einen Turtle keine der Figuren zuordnen konnte) computerspielend in seinem Wohnbett und leidet, wie die Ärzte feststellten, an „hypochondrischer Depression“. Entsprechend seines Krankheitsbildes geht dem Prinzen die Welt außerhalb seines Bettes nix mehr an. Er verflüchtigt sich in eine Scheinwelt à la World of Warcraft: eben dieses Spiel, dessen Feldzug sicher nicht mehr lang braucht, bis es zusammen mit seinen Süchtigen einen messbaren Schaden im Bruttosozialprodukt verbuchen kann. Am Anfang ist immer alles harmlos und entsprechend trennt zu Beginn der Inszenierug (Balázs Kovalik) eine durchsichtige und –schreitbare Spiegelwand, die mich in Funktion und Aussehen ein wenig an das Stargate erinnert hat, zunächst die Realität vom Spiel - noch. Aber schon bald ist die Scheinwelt untrennbar mit dem Jetzt verworren: die zuvor im Spiel agierende böse Hexe Fata Morgana vervielfältigt sich im Kampf gegen das Gute und kündigt von Angesicht zu Angesicht an eine Heilung des Prinzens um jeden Preis zu verhindern.

Und eine Heilung kann es nur geben, wenn der werte Herr sich bequemt mal wieder so richtig zu lachen. In der Folge wird also ein Staatsakt mit viel TamTam inszeniert und diverse Showeinlagen geboten, um einen Lacher zu provozieren. Doch zeugen diese nicht gerade davon, dass dessen Gestalter Truffaldino (Ivan Tursic = ein wirklich toller Sänger mit einem echten Gespür für Komik) eine Idee davon hat, was Humor, Witz und letztlich Lachen eigentlich ist. Das Ganze endet im Frust Aller und als sich dann das Fräulein Fata Morgana auch noch einschaltet kommt es zu Handgreiflichkeiten, die in der Entblößung ihrer Brüste enden – sie hat statt üblicherweise zwei die doppelte Anzahl. Das wiederrum bringt den Prinzen auf den Plan und er lacht sich halb tot…. Ob dieser Lacher aus Schadenfreunde einen Heilungsprozess anstoßen kann, sei jetzt mal dahin gestellt, aber die Hexe verflucht den Prinzen aus Rache zu einer recht kuriosen Leidenschaft: fortan ist er unsterblich in die drei Orangen verschossen.

Dumm nur, dass diese sich in der Obhut einer bösen Köchin in rosa Lackschürzchen (Shavleg Armasi = das Gegenteil einer Hosenrolle, denn der Gute ist ein standhafter Bariton) befinden. Jene ist berühmt berüchtigt für ihren Kochlöffel mit dem sie Störenfriede kurzerhand erschlägt. Doch was soll man machen: von Liebe getrieben begibt sich der Prinz zusammen mit Truffaldino auf die Suche und sie können die drei guten Stücke auch tatsächlich ergattert. Allerdings müssen jene kurz darauf auch wieder dran glauben, denn Truffaldino überkommt angesichts der Wüste auf dem Heimweg ein schlimmer Durst und er trinkt den Saft einer Orange. Mit dem Öffnen eben jener erscheint eine Prinzessin, die Wasser von ihm verlangt. Und sich angesichts der nicht gerade optimalen geographischen Lage sogar versucht sich selbst zu behelfen, indem sie zum Äußersten greift und ihrem (Be)freier nahezu die Hose herunterreißt - zwecks Saftaustausch. Angesichts ihrer Verzweiflung opfert Truffaldino schlussendlich eine zweite Orange -  in der Hoffnung ihren Durst stillen zu können. Doch es erscheint eine zweite Prinzessin mit ähnlichem Problem. Sie sterben beide und Truffaldino ergreift die Flucht. Der Prinz, zunächst etwas verwirrt angesichts der beiden Frauenleichen, lässt sich aber nicht auf unbequeme Sinnfragen ein und entfernt diese einfach kurzerhand. Danach begeht er den Fehler seines Kumpels erneut. Allerdings weiß er sich zu helfen….. Es folgen einige Intrigen, die aber noch rechtzeitig aufgeklärt werden können und am Ende liegen die beiden gemeinsam auf seinem Bett.

Fazit: SUPER! Die Inszenierung war witzig, kurzweilig und hat auf knallende Effekte gesetzt, - ohne blödsinnig zu wirken.... Außerdem mag ich Prokofjew - zwar nicht immer, aber irgendwie doch ganz gerne und mal abgesehen davon, dass seine Oper nicht gerade frei von Rassismen ist!

2 Kommentare:

  1. Diese Oper wird demnächst auch in München aufgeführt! Im Mai soll Premiere sein. (:

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  2. Na, mal schauen, ob's mich im Mai zufällig nach München verschlägt .... ;)

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