Freitag, 11. Mai 2012

Bachs verlorener Sohn

Heute vor 297 Jahren, am 11. Mai 1715, wurde Johann Sebastian Bachs sechster Sprössling Johann Gottfried Bernhard Bach in Weimar geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung, die er von seinem Vater erhielt, verschaffte jener ihm eine Anstellung als Organisten in Mühlhausen.

Dazu sei gesagt, dass die Bachs auch schon lange vor Johann Sebastian Bach eine bedeutende Musikerfamilie waren. In Erfurt, wurden die Stadtmusiker, sogar nicht einmal mehr mit „Kantoren“ oder „Stadtpfeiffer“ angesprochen, sondern hießen sogar in Urkunden oder offiziellen Anweisungen einfach nur „die Bache“.

Doch Mühlhausen hatte nicht lange Freude an ihrem Organist aus traditioneller Familie, denn der schmiss nach nur zwei Jahren das Handtuch und kehrte nicht nur der Stadt, sondern auch zahlreichen Gläubigern, die ihr Geld zurückverlangen, den Rücken.

Papa Bach, der sich vor vielen Jahren selbst mal um eine Stelle in Sangerhausen beworben hatte, versuchte nun – mit Erfolg – seinen Sohn dort unterzubringen. Doch seine Hoffnung, dass dieser dort zur Vernunft kommen würde, erfüllte sich auch diesmal nicht: Als Papa Bach von einer Reise aus Dresden nach Leipzig zurückkam, erwartete ihn ein Brief vom Sangerhäuser Bürgermeister Klemm, der ihm mitteilte, dass sein Sohn spurlos verschwunden sei und niemand wüsste wohin. Daraufhin antwortete ihm Bach:

"Hochedler, Hochgeehrtester Herr Klemm,
Mit was für Schmerzen und Wehmuth ich diese Antwort abfasse, können Euer Hochedlen von selbsten als ein liebreich- und wohlmeinender Vater beurtheilen. Meinen leider mißratenen Sohn habe ich seit einem Jahr nicht mit einem Auge wieder gesehen. Nun muss ich mit äußerster Bestürtzung abermahligst vernehmen, daß er wieder hie und da ausgeborget, seine Lebens- Arth nicht im geringsten geändert, sondern sich gar absentiret und mir nicht den geringsten part seines Aufenthalts bis dato wißend gemacht. Waß soll ich mehr sagen oder thun? Da keine Vermahnung, ja gar keine liebreiche Vorsorge mehr zureichen will, so muß mein Creütz in Gedult tragen, meinen ungerathenen Sohn aber lediglich Göttlicher Barmhertzigkeit überlaßen, nicht zweifelnd, Dieselbe werde mein wehmüthiges Flehen erhören."

Und Geduld brauchte er tatsächlich. Denn, auch wenn nicht genau überliefert ist, wann oder ob Johann Sebastian Bach seinen Sohn jemals wiedersah, so hörte er zumindest von dessen Gläubigern. Erst 1739 ist eine weitere Station im Leben von Johann Gottfried Bernhard Bach überliefert: er schrieb sich an der Universität Jena für das Fach Jura ein. Wenige Monate darauf, am 27. Mai 1739, starb er ebenda im Alter von nur 24 Jahren an „hitzigen Fieber“. Und obwohl sein Vater ihn für talentiert hielt, ist keine einzige Note von ihm erhalten.

Übrigens hatte Johann Sebastian Bach insgesamt zwanzig Kinder aus zwei Ehen, von denen jedoch nur noch neun lebten, <als Bach 1750 in Leipzig starb>.

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