Sonntag, 29. Januar 2012

Das Rheingold - Staatsoper Hamburg

It’s Ring-Time, Baby! – zumindest in Hamburg.... Klar, dass das nicht ohne mich stattfindet. :D

Die Regie von Claus Guth beginnt in einer verwüsteten Welt. Die drei Rheintöchter, welche von Katerina Tretyakova, Maria Markina und Ann-Beth Solvag (Einspringerin für Rebecca Jo Loeb) wunderbar gesungen und gespielt wurden, befanden sich auf einem überdimensionalen Bett, in einem Zuhause, welches verwüstet und verlassen zusammen mit ihnen zurückgelassen wurde. Man hatte den Eindruck, dass der Ring dort beginnt, wo er schließlich auch endet. Die Weltuntergangsstimmung ist von Anfang an zu spüren. Alberich - genial gesungen von John Wegner. Sehr stimmgewaltig und mit einer wunderschönen Stimmfarbe – betritt die Szene mit Schutzanzug und Desinfektionsrucksack auf dem Rücken. Die Rheintöchter spielen nun ihr infantiles Spiel mit Alberich, der bekanntermaßen schließlich zugunsten des Goldes der Liebe entsagt. Dies ist übrigens eine meiner Lieblingsstellen im Rheingold bzw. sogar im ganzen Ring - und John Wegner hat sie mit so viel Ausdruck gesungen, dass es mir fast das Herz rausriss. Genial! Schon allein dafür hat sich der Abend gelohnt.

Weiter ging’s mit den Göttern, die in einer Dachkammer äußerst spießbürgerlich verweilten. Mittendrin ließ sich Wotan auf einer Plattform aus, indem er dort die ersten Anfänge seiner Weltvorstellung modellierte. Jene wurde im Spielverlauf auch immer wieder selbst zur Kulisse. Der Göttervater wurde von Falk Struckmann eindrucksvoll und mit genug Donner in der Stimme gesungen. Seine Frau Fricka, Lilli Paasikvi, interpretierte ihre Rolle stimmlich und darstellerisch sehr überzeugend. Einzig Peter Galliard als Loge hat mich stimmlich nicht vom Hocker gehauen. Für mich ist er zudem, durch seinen echt passenden Mime im Siegfried, halt auch einfach irgendwie Mime. Jener wurde gestern übrigens von Jürgen Sacher gesungen und er sorgte in seiner eher kleinen Partie für Highlights. Man nahm ihm den von Alberich gequälten und unterdruckten Handlanger sofort ab und durch seine, an einigen Stellen geradezu lyrisch klingende, Interpretation sorgte er durchaus für Gänsehaut. Die beiden Riesen Fasold (Wilhelm Schwinghammer) und Fafner (Jyrki Korhonen (Einspringer für Ayk Martirossian)) wirkten mit ausgepolsterten Oberkörpern, Goldkettchen und ordentlicher Stimmführung durchaus gewaltig und Vida Mikneviciute brachte eine stimmschöne Freia auf die Bühne.

In Nibelheim, das in einem Heizungskeller untergebracht war, baute Alberich auf einer Architektenplatte (nennt man das so? Jedenfalls meine ich das Teil, auf dem Architekten ihre Pappmodelle aufbauen) seine eigene Vorstellung der Welt auf. Was Wotan sichtlich nicht passte und dem Ausdruck verlieh, indem er eines der Häuschen achtlos zu Boden warf. Die Verwandlungen zur Riesenschlange und zur Kröte wurde mithilfe von jeder Menge Dampf und der Heizungsraumkulisse charmant komisch inszeniert. Schließlich konnte Freia, wie gewohnt, erst nicht und dann doch, durch die Überzeugungskraft von Erda, gesungen von einer auch stimmlich überzeugenden Deborah Humble, zurückgetauscht werden. Fafner erstach Fasold und die Götter zogen in Champagnerstimmung und mit den Klagen der Rheinschwestern im Hintergrund in Walhall ein.

Die Publikumsreaktionen waren durchweg positiv. Simone Young und ihre Hamburger Philharmoniker wurden mit dem meisten Applaus bedacht. Mir hat das Dirigat auch sehr gut gefallen, auch wenn es mir hier und da etwas zu donner-dominant war. Ein weniger mehr Hang zum Filigranen gefällt mir persönlich einfach besser.

Ein rundum gelungener Abend! Wobei ich jetzt auch nix anderes erwartet habe, schließlich habe ich das Hamburger Rheingold, in meist ähnlicher Besetzung, nun zum 4. Mal gesehen – wobei ich’s somit noch am seltensten von den vier Ring-Teilen gesehen habe. ;)

4 Kommentare:

  1. Ich freu mich immer, wenn ich etwas Gutes von John Wegner höre. Seine erstes Engagement in Deutschland hatte er ab 1992 in Karlsruhe, wo er wirklich sehr gut sang und einer meiner ersten Lieblingssänger war. Vor allem als Wotan, Jochanaan (Strauss' Salome)und Alfio (Cavalleria rusticana) habe ich ihn stark in Erinnerung. Schön, daß er 20 Jahre später noch für große Momente sorgt!

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    1. Ich kenne John Wegner bisher nur aus dem Hamburger Ring, würde das aber sehr gerne ändern.... Ich hoffe, dass ich ihn auch noch mal in anderen Rollen zu sehen bekomme. :)

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  2. Hab Die Oper leider noch nie gesehen.
    Ich hoffe, dass Wagner mal wieder ein bißchen mehr in Münster auf den Spielplan kommt
    Unsere nächste Vorstellung wird "Die Banditen" von Offenbach sein, die Kritik der Premiere war nicht so berauschen, aber oft habe ich einen ganz anderen Eindruck als die Zeitungsschreiber.
    Lassen wir uns mal überraschen.

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    1. Wagners Ring ist ein ganz besonderes Erlebnis, aber leider auch sehr aufwendig und unglaublich teuer. Dafür muss ein Opernhaus schon ein wenig rechnen.... Aber im nächsten (Wagner)Jahr werden da sicherlich so einige Wagner-Opern rauf und runter gespielt. ;)

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