Freitag, 27. April 2012

Turandot - Staatsoper Hamburg

Ach ja, die Turandot. – wer steht nicht auf diese Oper? Und umso besser die Oper an und für sich ist, umso höher sind die Erwartungen – zumal die Turandot sich in letzter Zeit nicht in meiner Reichweite hat blicken lassen. Wahrhaft historische war auch der Termin der heutigen Aufführung – zumindest fast: denn gestern vor genau 86 Jahren, also am 25. April 1926, hatte die Turandot ihre Uraufführung in der Scala. Toscanini dirigierte diese nur bis zu dem Tod von Liù. Denn bis zu diesem Punkt ist Puccini vor seinem eigenem Tod gekommen. Das damals schon vorliegende "Ende", welches ein enger Freund Puccinis, Franco Alfano, nach den Skizzen des Komponisten fertig gestellt hatte, wurde erst in späteren Vorstellungen aufgeführt.

Mehr als meinen Erwartungen gerecht wurde das Dirigat von Carlo Montanaro. Es war wirklich eindrucksVOLL – und die Betonung liegt dabei auf "voll": Einen klangopulenten, düsteren und rasanten Puccini zeichnete er zusammen mit seinem Orchester.

Catherine Foster als Turandot war ebenfalls grandios – und fies. Nach ihrer wunderbar lyrischen Siegfried-Brünnhilde 2009, wurde ich ja zu ihrem Fan – jedoch habe ich mich im Vorfeld ernsthaft gefragt, ob sie das Zeug für die unnahbare Kühle einer Turandot hat. Und sie hat! Aber so was von!

Carl Tanner als Calaf war wiederrum nicht wirklich mein Fall: Ich fand ihn in erster Linie laut. Gut – zusammen mit dem Chor und dem Orchester hat das durchaus auf der Gänsehaut-Front punkten können, aber seiner Stimme fehlte sozusagen im Abgang einfach der Schmelz. Ja, ich fand ihn mitunter fast heiser. Dennoch: das Turandot-Calaf-Duett nach dem zwanghaft verpassten „Dornröschen-Kuss“ war wirklich beeindruckend!

Die Liù von Mirjam Tola war gut, aber: Mhm. Ist vielleicht Jammern auf hohem Niveau, aber irgendwie hat sich bei mir nicht das typisch bodenlose Liù-Mitleid eingestellt. Sie ist für mich einfach zu viel Diva für diese Rolle. Überaus großartig hingegen war Alexander Tsymbalyuks Timur! Seine Stimme geht einfach direkt ins Rückenmark! Schade, dass man ihn in Hamburg in der nächsten Spielzeit nicht sehen wird. Ping (Moritz Gogg), Pang (Paulo Paolillo) und Pong (Peter Galliard, der für den erkrankten Dovlet Nurglediyev eingesprungen ist) fanden leider erst nach der ersten Pause zueinander. Und Haus-Debütant Peter Maus (Altoum) machte sich wirklich gut. Zu erwähnen bei einer Chor-Oper wie der Turandot ist natürlich auch der Chor: Und zwar in diesem Fall als positiv! ;) 

Die mir schon bekannte Inszenierung nach Gian-Carlo del Monaco war eine Turandot-Inszenierung. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Die Kuslissen waren düster und wenig hoffnungsvoll. Der Chor lag stets in Ketten. Er duckte sich und kauerte zusammengepfercht links und rechts beieinander. Über der Bühne schwebte eine massive Mauer, die klar machte: hier gibt es kein Entkommen.

Danach ging für mich, leider, mal wieder das, mittlerweile doch recht gut durchchoreographierte, Gerenne zum Hauptbahnhof los. Denn seit sie den Zug um 23:15h gestrichen haben und statt dessen einen um 23:38h angeschafft haben, den sie dann aber wiederrum an Werktagen gestrichen haben, fährt mein letzter Zug um 22:38h - und es ist immer ein wenig Glück im Spiel, ob ich ihn auch bekomme.

Auf der Rückfahrt habe ich dann noch darüber sinniert, welche der drei Fragen ich bei meiner ersten Turandot nochmal richtig hatte. Ich weiß noch recht sicher, dass es zwei waren - und ich mich darüber 'nen Keks gefreut habe. Das hätte mich zwar auch nicht vor der Guillotine bewahrt, aber so what. ;) Jedenfalls. Ich glaube ich hatte „Blut“ & „Turandot“ richtig. Wobei ich bei der II. auch mit Liùs „Liebe“ geliebäugelt habe. Aber das kann man ja praktischerweise ausblenden und vor sich behauten, dass man im Fall der Fälle gaaaanz sicher richtig geantwortet hätte. ;)

Und ihr?

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