Montag, 29. November 2010

Die erste Oper der Welt

©Sarah-Maria
Die Oper ist in Italien in der Zeit der Renaissance entstanden. Denn damals orientierte sich nicht nur die Architektur und Malerei an den Idealen der Antike, sondern es gab auch einige Gelehrte und Künstler, die sich mit dem antiken griechischem Theater beschäftigten - von dem man wusste, dass es Musik und Text miteinander verbunden hat. Unter diesen Forschern befand sich auch der Musiker Vincenzo Galilei (übrigens der Vater von Galileo Galilei), der in seinen Schriften z.B. auch einige erhaltene antike musikalische Überreste publizierte.

Bald bildete sich um den italienischen Grafen Giovanni Bardi die „Camerata“ – eine Art Club, der sich für die Wiederbelebung des antiken Theaters einsetzte. Unter ihnen befand sich auch der Komponist Jacopo Peri. Er komponierte schließlich zwischen 1594 und 1598 die Musik zur ersten Oper: dem Stück Dafne. Der Text wurde von dem Dichter Ottaio Rinuccini verfasst, welcher demnach der aller erste Librettist der Geschichte ist. Uraufgeführt wurde diese erste Oper in Florenz, im Haus von Jacopo Corsi, der zu diesem Zeitpunkt das Oberhaupt der Camerata war und selbst auch einige Vorschläge zur musikalischen Gestaltung beigetragen hat. Eine komplette Abschrift der Oper ist heute leider nicht mehr erhalten – nur noch einige Fragmente. Dennoch ist zu erkennen, dass Peris Stück nicht sehr viel mit dem griechischem Theater gemein hatte, sondern eine neue Kunstform geschaffen wurde: die Oper.

Wenige Jahre später wurde Peris zweite Oper L‘Euridice anlässlich der Hochzeit von Heinrich IV. von Frankreich und der Prinzessin Maria de Medici im Palazzo Pitti (Florenz) aufgeführt. Das Orchester bestand aus einem Cembalo, einer Lyra, zwei Lauten und drei Flöten. Zudem gab es neben elf Solisten einen Chor und ein Ballett. 1607 wurde der Mythos um Orfeo und Euridice erneut von Monteverdi vertont (welche fälschlich oft als erste Oper in der Geschichte betitelt wird): in seinem Orchester waren bereits 33 Instrumente vertreten.

Doch auch schon vor den ersten „richtigen“ Opern gab es z.T. aufwändig gestaltete Singspiele: Im Mittelalter wurde dem Volk z.B. anlässlich großer kirchlicher Festtage durch Mysterienspiele der Inhalt der Bibel näher gebracht. Später etablierte sich eine weitere Form: die Pastorale oder Hirtenspiele, zu denen gemeinhin Lieder und Chöre gehörten. Einige typische Elemente wurden später von der Oper übernommen: Verwechslungsspiele, Einschübe von komischen Nebenfiguren oder auch das Happy End haben in den Hirtenspielen ihre Wurzeln. Etwa zeitgleich entwickelte sich der Brauch die Pausen von Theaterstücken mit kurzen Intermezzi zu füllen. In der ältesten Form (Madrigalkomödien) dieser „Mini-Opern“ gab es die Besonderheit, dass zwischen dem Chor und den Protagonisten nicht unterschieden wurde. Es wurde immer alles Mehrstimmig gesungen. Bei den Adeligen wurden in den Intermezzi meist antike oder komische (die Haupthandlung nicht betreffende) Themen gewählt, während sich in der Kirche oftmals für allegorische Darstellungen von Figuren wie die Seele, der Körper, der Verstand, die Zeit oder die Welt entschieden wurde. Diese sinnbildlichen Figuren debattierten singend über die Prioritäten im Weltgeschehen.

Jene inhaltliche Form blieb noch lange etabliert: In Mozarts erster Oper „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ (1767) treten z.B. neben einem „lauen und hinnach eifrigen Christen“ die Barmherzigkeit, die Gerechtigkeit, ein Christgeist und ein Weltgeist auf. Das Stück war eine Auftragsarbeit und alle drei Teile wurden von unterschiedlichen Komponisten geschrieben. Allerdings ist nur die Komposition von Mozart bis heute erhalten. Er schrieb das Stück mit elf Jahren. Einige Jahre später (1775) schrieb Mozart mit „Il re Pastore“ außerdem ein Stück, welches inhaltlich an die Hirtenspiele erinnerte.

Das Wort „Oper“ hat sich übrigens erst Mitte des 17 Jahrhunderts etabliert und bedeutet eigentlich nix anderes als Werk. Zuvor nannte man Opern einfach „Drama per Musica“ oder „Favola in Musica“ (Favola = Fabel). Das Wort „Inszenierung“ geht ursprünglich auf das griechische „skene” zurück, was so viel wie „Zelt” oder „Hütte” bedeutet. So wurde im antiken Theater das hölzerne Hintergrundgebäude im Anschluss zur Bühne bezeichnete.

Auf eine spektakuläre Inszenierung wurde schon in der Geburtsstunde der Oper Wert gelegt: Eine komplizierte Bühnenmaschinierie machte es möglich, dass Götter, Musen, usw. aus dem Nix auftauchen konnten oder Bühnenbilder im Nu wechselten.

Quellen:
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.
Der Brockhaus: Oper. Gütersloh: Brockhaus in der Wissenmedia, 2002.

2 Kommentare:

  1. Hoch interessant! Danke für den Bericht.

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  2. Spannend! Die aller erste Oper wurde also in Florenz aufgeführt und sollte eigentlich das antike Theater nachempfinden.... Nicht nur Asperin haben wir demnach einem "Unfall" zu verdanken. ;)

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