Samstag, 13. November 2010

Metanoia - Staatsoper Berlin (im Schillertheater)

Annette Dasch auf der Premierenfeier ©Sarah-Maria
Jens Joneleits Stück Metanoia sollte eigentlich von Christoph Schlingensief inszeniert werden. Doch wenige Wochen vor der Uraufführung starb der Regisseur. Die Produktion wurde mit Hilfe des gesamten Teams dennoch auf die Bühne gebracht.

Erste Eindrücke
Nach der Vorstellung hat sich der Mann neben mir irritiert zu mir umgedreht, zunächst rückversichernd gefragt, ob’s mir gefallen hat und nachdem ich mich in einige Ähm’s und Mhm’s verwickelt hatte, hinzugefügt, dass Rossini nachdem er den Lohengrin gehört hat, gesagt haben soll, dass er sich kein Urteil über das Stück erlauben will, weil man dafür eine Oper mindestens 20 Mal gehört haben muss. Er würde in Bezug auf Metanoia daher vermutlich niemals zu einem Urteil kommen, weil er sie kein zweites Mal anhören wird…… Dem schließe ich mich an.

Die Oper
Schon in der improvisiert wirkenden Einführung wurde die Musik vom Komponisten höchstselbst als sich nicht festlegend, umhersuchend und neutral beschrieben. Erfahrungsgemäß bedeuten solch vage  Formulierungen nix Gutes.  Das Libretto war auf Grundlage von Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“ geschrieben und bestimmt schwer durchdacht und gut, nur leider hatte ich im Anspielungs- und Namedropping Wettstreit mit dem Librettisten nicht den Hauch einer Chance. Während ich noch mein Halbwissen zu Dante und seiner göttlichen Komödie sortiert habe, war der schon längst irgendwo bei Hegel, hat mir die Zunge rausgestreckt und noch nachgelegt, indem er fortan den gesungenen Text zeitgleich durch gesprochenen und projizierten Text ergänzt hat….. Grob gesagt ging es aber wie im Buch um das apollinische und dionysische Prinzip. Und es gab einen sowohl programmatischen als auch schönen Schlusssatz: Erinnern heißt vergessen.

Die Inszenierung
Eine Inszenierung war vorhanden, allerdings war sie genauso schwer zu durchschauen, wie das Libretto: Es wurden z.B. unterschiedliche menschliche Organe in das Bühnenbild  eingebunden. Meist haben die Kulissen aber gleichzeitig kahl und chaotisch auf mich gewirkt. Die Kostüme waren weiß Gott nicht hübsch, aber am schlimmsten hat es den Chor erwischt, der kollektiv in pissgelben Ganzkörper Strickanzügen mit Kapuze gedemütigt wurde.

Und sonst noch.....
Wirklich schade war, dass die Technik im Schillertheater offenbar noch einige Schönheitsfehler aufwies und es ein konstantes leises Brummen im Hintergrund gab. Zudem ist es zwar toll, dass man auf allen Plätzen eine gute Sicht auf die Bühne hat, aber es entsprechend auch keine richtig günstigen Hörkarten für 6 EUR mehr gibt. 

Die Premierenfeier wurde mit Reden von Daniel Barenboim und co. eröffnet und als gefühlte Entschädigungsleitung für den Abend gab’s anschließend  noch kostenlose Häppchen und literweise Alkohol für alle - und bestimmt insbesondere für das Erinnerungsvermögen der anwesenden Presse.

1 Kommentar:

  1. Toll! Du hast Annette Dasch erwischt!
    Danke für den ausführlichen, humorvollen Bericht.

    LG

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