Freitag, 12. Oktober 2012

Salome - Staatstheater Oldenburg

Kurz. Knapp. Und mit einer enormen, irgendwie epischen Motivvielfalt. So ist die Salome – perfekt. Sie gehört zu meinen Lieblingsopern. Irgendwie klar daher, dass ich mir die gestrige Premiere in Oldenburg nicht hab entgehen lassen!

Die musikalische Leitung hatte der frisch gebackene oldenburgische Generalmusikdirektor Roger Epple inne; und was soll man sagen…. Chapeau! Da darf man sich auf einige geniale Opernaufführungen in Oldenburg freuen. Er führte sein Orchester äußerst präzise und zugleich filigran durch die sich ineinanderfächernde Motivvielfalt.

Und was für eine Salome! Allison Oakes - den Namen sollte man sich schonmal merken. Ich bin sicher, dass man von ihr in Zukunft noch einiges hören wird. Hoffentlich! Sie hat die Salome mit einem solch eindringlichen Ausdruck gesungen, dass die Gänsehaut gar nicht mehr wusste, wo sie noch hin soll vor lauter Gänsehaut.... Schaut mal auf ihrer Website vorbei. Da gibt’s einige Ausschnitte zu hören. Zusammen mit Derrick Ballard (Jochanaan) war der Abend einfach perfekt! Denn ich steh total drauf, wenn der Jochanaan schön bassig im Kontrast zur Salome gesungen wird. Das passt so schön zu den fast schon lyrischen Leitmotiven des Jochanaan..... Albert Bonnema als Herodes, Saskia Klumpp als Herodias sowie Daniel Ohlmann als Narraboth komplettierten das wirklich großartige Sängerensemble.

Das Regieteam - K.D. Schmidt (Inszenierung), Maren Greinke (Bühne), Britta Leonhardt (Kostüme) – legte die Szenerie in einen sich im Verfall befindenden Repräsentationssaales des Königreiches von Herodes. Leichtbekleidete Mädchen begleiteten Soldaten, einfache Bürger und die Herrscher auf ihrem gemeinsamen Weg dem Untergang entgegen. Alle Figuren waren stets auf der Bühne. Somit geiferte nicht nur Herodes Richtung Salome, sondern der komplette (Hof)Staat suhlte sich in Lust, während Salome die Hüllen fallen ließ. Dies tat sie in der Regie allerdings nicht tatsächlich. Genau genommen hat sie nichteinmal getanzt, sondern ihr Innerstes wurde dem Zuschauer gezeigt: Sie setzte sich zunächst zwischen ihre Mutter und Herodes, kuschelte sich an die Mutter, wünschte sich Versöhnung zwischen den beiden. Die Sehnsucht nach Kleinfamilienidylle.... Doch als sie schließlich ihre Ohnmacht diesbezüglich und ihre Macht andersbezüglich erkannte, ließ sie die Herren vor Geilheit hecheln - sich die Klamotten vom Leib reißen. 

Der Tanz ist in dem Konzept für Salome etwas wie eine Reise zu sich selbst. Das Verlangen nach dem Kopf des Jochanaan, als Symbol für den endgültigen Todesstoß für das Reich Herodes, ist in der Oldenburger Inszenierung nicht nur ein Akt der Emanzipation, sondern auch der Wille sowie die Möglichkeit zur Neuordnung der Verhältnisse. Die Regie schließt mit dem gemeinsamen Aufbruch Salomes und Jochanaans in eine neue Zeit.

Die Idee ist echt gut! Wirklich gut! Zusammen mit der eindringlichen Personenregie, gepaart mit wirklich starken und bedeutungsschwangeren Bildern eine tolle Produktion. Dennoch. Ich persönlich mag die Salome as evil as possible. Für mich macht die Salome erst in ihrem Extrem Sinn; wenn die beiden Gegenpole Salome und Jochanaan im Unterbewusstsein rühren. Die, mhhm…. ja sozusagen Vermenschlichung der Salome passt mir daher nicht wirklich in den Kram. Aber das ist Geschmackssache.

Am Ende gab's jede Menge Applaus für alle Beteiligten und etliche Bravo, Brava und Bravi. Zu Recht! 

1 Kommentar:

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