Montag, 20. August 2012

Tristan und Isolde - Bayreuther Festspiele

Dem einen oder der anderen ist meine Abwesenheit vielleicht aufgefallen: Ich war im Urlaub. Erst in Kassel und dann in Bayreuth:

Warm war’s am 14.8. im Festspielhaus – aber das ist ja nix Neues. Auch nicht, dass der eine oder die andere das net so gut verkraftet und zusammenklappt. Etwaige Fotos vor dem Festspielhaus sollte man daher immer vorher machen. ;) Ebenfalls nicht neu war, dass die Inszenierung von Marthaler ein ziemlicher Reinfall war. Die positivsten Kommentare, die ich in Bezug darauf gehört habe, waren das berühmte: Na, zumindest stört sie nicht. Und genau das dürfte ein entscheidendes Indiz dafür sein, dass das Konzept von Herrn Marthaler nicht aufgegangen ist. Denn in der Einführung oben auf dem Hügel wurde uns von Herrn Dr. Sven Friedrich (sehr charmant und sehr zu empfehlen) erläutert, dass Herr Marthaler mit seiner Inszenierung aber genau das wollte: Nämlich stören.

Tristan und Isolde bewegen sich laut Konzept in einem biederen, spießigen und von Konventionen erzeugtem beziehungslosen Umfeld. Jeder, Tristan, Isolde und König Marke steht alleine mit seinen Sehnsüchten. Unfähig diese in individueller und liebevoller Form zu artikulieren, nimmt die Liebe zwischen Tristan und Isolde die abgekupferten und vorhersehbaren Züge einer Hollywood-Liebschaft an. Es wird lasziv mit den Beinen geschwungen und der Seidenhandschuh mit den Zähnen ausgezogen. Eben das abgespult, was man in Filmen gelernt hat und man halt eben so macht. In dieser Pseudo-Erotik ist weder Platz für Kommunikation, noch für die Erfüllung jedweder Sehnsucht und schon gar nicht für Liebe.

Die Inszenierung sollte quasi das Negativbild der Musik sein. Die Umkehrung. Die Idee fand ich schon vor zwei Jahren gar nicht so schlecht. Die innere Welt wird durch die äußere verhindert. Passt ja auch zu Wagners Liebe zu Mathilde Wesendonk. Soweit die Theorie.

Doch in der Praxis stellte sich in mir nicht die beabsichtigte Wahrnehmung der beklemmenden Diskrepanz zwischen dem Geschehen auf der Bühne und der Musik ein. Ich fand’s einfach nur öde. Gestört hat mich zwar was, und zwar die Kulissen- und Kostümfarben: Gelb, blau, orange – das ist einfach nicht meins. Ansonsten schließe ich mich in Hinblick auf die Störung der mehrheitlichen Meinung an: Sie hat eben nicht gestört.

Musikalisch hingegen war die Aufführung wunderbar! Der Klang des Hauses haut mich jedesmal wieder um (gut sooo oft war ich noch net da – ist erst das dritte Jahr ;)). Dennoch. Ich bin immer wieder auf’s Neue begeistert! Die Besetzung war zudem durchweg gut. Insbesondere Robert Dean Smith als Tristan hat mich begeistert. Iréne Theorins Isolde, die ich in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal gehört habe, war ebenfalls sehr stimmig - wenn auch nicht immer perfekt. König Marke wurde sehr eindrucksvoll von Kwangchul Youn gesungen. Jukka Rasilainen und Michelle Breedt als Kurwenal bzw. Brangäne passten sich ebenfalls gut in die Sängerriege ein. Ganz besonders gut gefallen hat mir das Dirigat von Peter Schneider: Sehr durchdacht, ohne Protz und dennoch tiefenintensiv.

3 Kommentare:

  1. Hallo Sarah, Du Glückliche, in den Genuß zu kommen in Bayreuth dabei zu sein.
    Das alleine ist doch schon ein Ereignis, meines Wissens sind die Karten ruck-zuck verkauft und die Preise in einer Höhe, dass ich mir kaum leisten kann.
    Gratulation, dass Du also in diesen Genuß kamst.
    Deine Kriterien sagen mir sehr wenig, kann halt nicht davon mitreden, aber wenn die Sänger wenigstens überzeugen, die Akustik im Festspielhaus optimal ist, dann warst Du letztendlich trotz der angebrachten Kritik zufrieden.
    LG
    Agnes

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  2. Wie? Gar nichts los in Hamburg? Da weiß ich ja gar nicht mehr, was in der Hamburger Staatsoper los ist!! :-)
    Schlatz aus Berlin

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    1. hehe^^ - doch klar. als nächstes gehe ich in den tannhäuser - dann gibt's auch wieder einen bericht :D

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