Samstag, 8. Januar 2011

Tosca - Stadttheater Bremerhaven

©Sarah-Maria
Wieso war ich nochmal vor über einem Jahr das letzte Mal in einer Tosca-Vorstellung?! Der gestrige Abend war DER Hammer und es war definitiv eine DER Vorstellungen des Jahres – auch wenn das angesichts des Datums irgendwie lächerlich klingt.

Die Besetzung war nahezu perfekt! Miriam Gordon-Stewart, bis neulich noch Ensemblemitglied in Hamburg, als Tosca war insbesondere im zweiten und dritten Akt einfach nur genial. In Hamburg gehörte sie nicht unbedingt zu meinen Lieblingssängerinnen und im ersten Akt fand ich sie manchmal auch etwas affektiert, manchmal auch stimmlich irgendwie unterkühlt; Aber die Szene in Scarpias Büro und alles was dann folgte, war eine so durchdachte, intelligente und spannende Interpretation ihrerseits: sie hat nicht nur stimmlich so Einiges und echt Vieles gezeigt, sondern hat durch eine punktgenaue Gestik und Mimik irgendwie so was wie einen Zoom-Effekt geschaffen. Gänsehaut pur! Ihr Liebhaber Eduardo Aladrén alias Cavaradossi stand ihr in nix nach. Ganz im Gegenteil: er kam auf die Bühne, machte den Mund auf und Zack haben sich die Härchen auf meinem Arm in die Senkrechte positioniert. Er hat eine Stimmfarbe, die ich einfach liebe! Matthias Klein als Scarpia war ebenso ein echter Kracher! Er hat zwar nicht jeden Ton so 100%ig ausgesungen, hat das aber durch seine Interpretation und Stimmgewaltigkeit wieder mehr als wett gemacht. Das Dirigat von Stephan Tetzlaff war für mich neu, logisch, emotional, voluminös und zugleich klirrend ausdifferenziert. Kurz: Spannung pur!

Die Inszenierung von Gregor Horres hatte in ihrem düsteren Minimalismus durchaus ihre Momente und insbesondere die Schlussszene war wirklich sehr eindrucksvoll in Punkto Raumgestaltung, Beleuchtung und Personenregie. Auch das „Va Tosca“ war spannend inszeniert: es passte wie Faust auf’s Auge, dass sich der Kirchenboden hebt und darunter eine Massenhinrichtung ans Tageslicht gelangt. Dennoch hat die Inszenierung mich jetzt nicht wirklich von Hocker gerissen: die Gefolgsleute Scarpias als Nazis mit historischen (Armbinden – hier weiß) und aktuellen (Baseballschläger) Kostümelementen zu versehen, kann man, muss man aber nicht machen und das Bild der Attavanti in der Kirche fand ich ehrlich gesagt furchtbar.

Alles in Allem ein absolutes Muss, wenn man sich mal irgendwo im Dunstkreis von Bremerhaven aufhält! Es gibt noch Vorstellungen am 22. und 30.01. sowie am 02.,06.,10. und 27.02. (am 06.,10. und 27.02. singt Heiko Börner die Partie des Cavaradossi)

2 Kommentare:

  1. Dear Sarah-Maria,
    Tosca is one of my favourite operas. How nice to read your description and how good it must have been to see this performance. Thanks for the report. I regret I live so far away, otherwise I would go there, following your advice!

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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