Mittwoch, 9. Mai 2012

Die Versuchung des heiligen Antonius - Staatstheater Oldenburg

Uraufführungen haben ja immer einen ganz besonderen Reiz. Es ist was Wundervolles, wenn ein neues Werk, sozusagen, geboren wird. Wenn es durch die Wirkung auf die Zuschauer beginnt zu leben.

Die Oper „Die Versuchung des heiligen Antonius“ verlangt in diesem Sinne die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers. Denn auch wenn man als vorbildlicher Operngänger zwar vorher die Handlung im Programm gelesen hat, war es nicht immer leicht den Geschehnissen zu folgen. Da, anders, als bei vielen anderen Stücken, das Libretto durchaus eine tragende Rolle hatte und in seiner Länge und Komplexität nicht unbedingt den Zuschauer an die Hand nahm, hinkte man oft mit seinen Gedanken ein weniger hinterher. Doch da einfach ja nicht immer auch gleich gut ist – lohnt sich die Konzentration durchaus! Der Text stammt aus der Feder von Patrick Hahn und Martina Stütz nach Gustave Flauberts gleichnamigen Roman „Le Tentation de Saint Antoine“. Und wie der Titel schon sagt, geht es um Versuchung. Weltgewandtheit vs. Verzicht zugunsten einer inneren vermeidlich höheren Erkenntnis im Religiösen.

Wenn das Libretto um die Aufmerksamkeit der Zuschauer ringt, hat es die Inszenierung naturgemäß nicht leicht: Doch Alexander Fahima hatte den Bogen raus, die Bilder so zu ordnen und in ihrer Wirkung zu entfalten, dass sie effektvoll und sinnvoll durch die Handlung trugen. Das Bühnenbild war stets bewundernswert - niemals überladen oder einfallslos. Einzig die zwei kurzen Szenen, die vor dem geschlossenen Vorhang spielten, waren ganz und gar keine gute Idee, da hinter dem Vorhang auch die Tafel mit den Übertexten verschlossen wurde. Ein wirklich tolles Zusammenspiel zwischen dem Komponisten (Ulrich Kreppein) und dem Regieteam hingegen gelang, als der heilige Antonius mit dem Wunsch „Ich will sie hören, die Harmonie der Sphären“ einen Flug ins Weltall unternahm. Durch Videoprojektionen, sphärischen Chorgesang vom dritten Rang und anschließendem, sich in die Musik einfügenden, Stimmgewirr ist wirklich ein eindrucksvoller Moment entstanden!

Insgesamt hat es aber der Musik, für meinen Geschmack, an mehreren solchen Höhepunkten gefehlt. Sie war zwar faszinierend, vielschichtig und absolut klangvoll. Und ich habe die Musik von Ulrich Kreppein schon vorab, nach kurzem Reinhören in andere seiner Werke auf seiner <Website>, als sphärisch beschrieben – und das ist sie auch definitiv. Für einen Film mit effektvollen Bildern, der vielleicht im Weltall oder auf dem Meeresgrund spielt, wäre sie perfekt. Aber für eine Oper fehlten mir die emotionalen Ausbrüche. Und so entstanden leider einige Längen. Zumal, wie man vielleicht hinzufügen muss, die Oper mit 1 ¾ h zwar nicht unbedingt lang ist, aber ohne Pause verlangt es dem Hirn schon einiges an Konzentration ab.

Die musikalische Leitung hatte Lennart Dohms inne und führte das nicht gerade kleine Orchester, welches noch in den Seitenlogen ergänzt wurde, souverän. Das Sängerensemble war, wie mittlerweile von Oldenburg gewohnt, absolut großartig! Paul Brady gab einen gesanglich wie schauspielerisch genialen Antonius ab! Antonius ehemaliger Schüler Hilarion trat in dreierlei Gestalten auf und wurde von Michael Pegher (Tenor), Peter Felix Bauer (Bariton) sowie Henry Kiichli (Bass) eindrucksvoll auf die Bühne gebracht. Desweiteren interpretierte Inga-Britt Anderson ihre Rolle als Königin Saba großartig und mit viel Temperament. Marcia Parks als der Tod stand ihr in nix nach und auch René Schack als Apollonius sowie René Oley als Damis waren mit Herz, Lunge und Seele dabei. Das Vokalensemble trat ebenfalls effektvoll auf.

Fazit: Nix für Unausgeschlafene, passagenweise zu langatmig und danach ist man echt geplättet – aber dennoch eine großartige Oper mit wunder-voller Musik, tollen Sängern sowie einer genialen Regie. Und tatsächlich wirklich mal was Neues, denn in dieser musikalischen Form (die Musik von Ulrich Kreppein hat durchaus einen hohen Wiedererkennungswert) habe ich noch keine Oper gesehen.    

1 Kommentar:

  1. Ich war auch dort und fand es extrem anstrengend. Aber ich bin auch definitiv kein Liebhaber von jedweder Oper nach R. Strauss. Und selbst den mag ich nur bedingt. Aber dennoch probiere ich alle paar Jahre aus, ob sich mein Geschmack verändert hat. Fazit: er hat es nicht. ;-)

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