Uraufführungen
haben ja immer einen ganz besonderen Reiz. Es ist was Wundervolles,
wenn ein neues Werk, sozusagen, geboren wird. Wenn es durch die Wirkung auf die
Zuschauer beginnt zu leben.
Die
Oper „Die Versuchung des heiligen Antonius“ verlangt in diesem Sinne die ganze
Aufmerksamkeit des Zuschauers. Denn auch wenn man als vorbildlicher Operngänger
zwar vorher die Handlung im Programm gelesen hat, war es nicht immer leicht den
Geschehnissen zu folgen. Da, anders, als bei vielen anderen Stücken, das Libretto
durchaus eine tragende Rolle hatte und in seiner Länge und Komplexität nicht
unbedingt den Zuschauer an die Hand nahm, hinkte man oft mit seinen Gedanken
ein weniger hinterher. Doch da einfach ja nicht immer auch gleich gut ist –
lohnt sich die Konzentration durchaus! Der Text stammt aus der Feder von
Patrick Hahn und Martina Stütz nach Gustave Flauberts gleichnamigen Roman „Le
Tentation de Saint Antoine“. Und wie der Titel schon sagt, geht es um
Versuchung. Weltgewandtheit vs. Verzicht zugunsten einer inneren vermeidlich
höheren Erkenntnis im Religiösen.
Wenn
das Libretto um die Aufmerksamkeit der Zuschauer ringt, hat es die Inszenierung
naturgemäß nicht leicht: Doch Alexander Fahima hatte den Bogen raus, die Bilder
so zu ordnen und in ihrer Wirkung zu entfalten, dass sie effektvoll und
sinnvoll durch die Handlung trugen. Das Bühnenbild war stets bewundernswert -
niemals überladen oder einfallslos. Einzig die zwei kurzen Szenen, die vor dem geschlossenen Vorhang spielten, waren ganz und gar keine gute Idee, da hinter dem Vorhang auch die Tafel mit den Übertexten verschlossen wurde. Ein wirklich tolles Zusammenspiel
zwischen dem Komponisten (Ulrich Kreppein) und dem Regieteam hingegen gelang, als
der heilige Antonius mit dem Wunsch „Ich will sie hören, die Harmonie der Sphären“
einen Flug ins Weltall unternahm. Durch Videoprojektionen, sphärischen
Chorgesang vom dritten Rang und anschließendem, sich in die Musik einfügenden, Stimmgewirr ist wirklich ein eindrucksvoller Moment entstanden!
Insgesamt
hat es aber der Musik, für meinen Geschmack, an mehreren solchen Höhepunkten
gefehlt. Sie war zwar faszinierend, vielschichtig und absolut klangvoll. Und ich habe
die Musik von Ulrich Kreppein schon vorab, nach kurzem Reinhören in andere
seiner Werke auf seiner <Website>, als sphärisch beschrieben – und das ist sie
auch definitiv. Für einen Film mit effektvollen Bildern, der vielleicht im
Weltall oder auf dem Meeresgrund spielt, wäre sie perfekt. Aber für eine Oper
fehlten mir die emotionalen Ausbrüche. Und so entstanden leider einige Längen. Zumal,
wie man vielleicht hinzufügen muss, die Oper mit 1 ¾ h zwar nicht unbedingt
lang ist, aber ohne Pause verlangt es dem Hirn schon einiges an Konzentration
ab.
Die
musikalische Leitung hatte Lennart Dohms inne und führte das nicht gerade
kleine Orchester, welches noch in den Seitenlogen ergänzt wurde, souverän. Das
Sängerensemble war, wie mittlerweile von Oldenburg gewohnt, absolut großartig! Paul
Brady gab einen gesanglich wie schauspielerisch genialen Antonius ab! Antonius
ehemaliger Schüler Hilarion trat in dreierlei Gestalten auf und wurde von
Michael Pegher (Tenor), Peter Felix Bauer (Bariton) sowie Henry Kiichli (Bass) eindrucksvoll
auf die Bühne gebracht. Desweiteren interpretierte Inga-Britt Anderson ihre
Rolle als Königin Saba großartig und mit viel Temperament. Marcia Parks als der
Tod stand ihr in nix nach und auch René Schack als Apollonius sowie René Oley
als Damis waren mit Herz, Lunge und Seele dabei. Das Vokalensemble trat ebenfalls effektvoll auf.
Fazit:
Nix für Unausgeschlafene, passagenweise zu langatmig und danach ist man echt geplättet – aber dennoch eine
großartige Oper mit wunder-voller Musik, tollen Sängern sowie einer genialen
Regie. Und tatsächlich wirklich mal was Neues, denn in dieser musikalischen
Form (die Musik von Ulrich Kreppein hat durchaus einen hohen
Wiedererkennungswert) habe ich noch keine Oper gesehen.
Ich war auch dort und fand es extrem anstrengend. Aber ich bin auch definitiv kein Liebhaber von jedweder Oper nach R. Strauss. Und selbst den mag ich nur bedingt. Aber dennoch probiere ich alle paar Jahre aus, ob sich mein Geschmack verändert hat. Fazit: er hat es nicht. ;-)
AntwortenLöschen