„All
diese Tage“ ist eine Zeitoper von Moritz Eggert mit einem Libretto (Andres
Heuser), das aus Interviews mit Bremer Jugendlichen entstanden ist. „All diese
scheinbar undramatischen Alltagssituationen, die ganz nah am Leben sind; all
die Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen und Sehnsüchte, die unter der
Alltags-Oberfläche spürbar sind, sind Thema der neuen Oper „All diese Tage“.
Zugleich ist sie auch ein Panoptikum unserer Zeit, die mit ihren Gegensätzen
von permanenter Vernetzung und Beziehungslosigkeit, von Überangebot und innerer
Einsamkeit eine große Herausforderung für den einzelnen darstellt.“ (vom Kurz-Info-Zettel
des Bremer Theaters)
Alles
gut, alles da, alles passt. Aber wo war die Oper?
Ich
meine, wo war das Risiko, das man zusammen mit den Protagonisten eingehen
durfte? Was war mit dem Jungen und seinen 143 Facebookfreunden, von denen er
niemanden kannte? Oder mit dem Vorschüler, der einen Terminkalender wie ein
Jungunternehmer hatte? Dem Mädchen, dessen Vater sie mit Schubkarren voller
Bücher überschüttete, damit sie es später einmal besser hat? Und wie ging es
mit denen weiter, die ihr Glück in den Casting-Shows suchen wollten? Man wurde völlig
allein stehen gelassen. Die „Oper“ schloss da, wo andere üblicherweise beginnen.
Nachdem alle Personen vorgestellt waren und die Mission Entschleunigung: „Rettet
den Sonntag“ ausreichend klar gemacht wurde, gab es zwar einen kurzen Akt des
Innehaltens mit dem ausdrücklichen Wunsch nach einem Happy End – und simsalabim
war es da. Punkt.
Aber
das, was wirklich wichtig ist, wurde einfach nicht erzählt. Es war, als wenn Pamina
und Tamino feststellen, dass sie mit ihren Familienverhältnissen durchaus auf
Probleme stoßen könnten – und dann PENG auf einmal heiraten sie. Wo war dann die Königin der Nacht, der Sarastro, die Schlange und Papageno?! Wir gehen,
oder zumindest ich gehe, doch aber genau wegen des Weges der Figuren in der
Oper. Wegen des Risikos und der Klippen, die man zusammen mit ihnen
hinunterspringt. Wen interessiert ein Happy End, wenn man nicht auf dem Weg
dahin mitgefiebert hat?
Ähnlich
blutleer war für mich die Musik. Also, sie war schön – keine Frage. Und
zusammen mit der Rhythmik war sie in gewisser Weise auch originell – aber der Ausdruck
fehlte. Sie war wie ein wunderschönes Gedicht - ohne Inhalt.
Und nun noch der (in musikalischer Hinsicht nicht sehr representativen) Traile:
Und nun noch der (in musikalischer Hinsicht nicht sehr representativen) Traile:
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