Nach Janáček schwirrt in mir stets die Frage, warum seine Opern nicht wie Verdi, Wagner, Mozart
oder auch Rossini, Puccini oder Strauss rauf und runter gedudelt werden. Denn ich finde sie einfach nur genial! Die
Oldenburger Kátja Kabanová werde ich daher am Donnerstag (12.04.2012) mit
Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen haben!
Die beiden größten Pluspunkte, neben der Oper an und für sich natürlich ;), war das Dirigat von Thomas Dorsch und die Inszenierung von Lydia Steier. Der musikalische Oberleiter des Staatstheaters Oldenburg holte alles aus dem Orchestergraben raus, was ging. Die Musik hat mich so dermaßen in den Bann gezogen und mitgerissen, dass ich hinterher fix und fertig war. Es kam mir tatsächlich so vor, als hätte ich in der Musik die Handlung selbst durchleiden müssen - man hatte keine Chance dem zu entkommen. Der emotionale Overkill!
Die beiden größten Pluspunkte, neben der Oper an und für sich natürlich ;), war das Dirigat von Thomas Dorsch und die Inszenierung von Lydia Steier. Der musikalische Oberleiter des Staatstheaters Oldenburg holte alles aus dem Orchestergraben raus, was ging. Die Musik hat mich so dermaßen in den Bann gezogen und mitgerissen, dass ich hinterher fix und fertig war. Es kam mir tatsächlich so vor, als hätte ich in der Musik die Handlung selbst durchleiden müssen - man hatte keine Chance dem zu entkommen. Der emotionale Overkill!
Die Regisseurin
Lydia Steier inszenierte auf der neuen Oldenburger Drehbühne und nahm die
Hauptfigur in einem spießigen Wohnzimmer in Haft. Indem sie das Zimmer nach
hinten immer schmaler werden ließ, wirkte es gleichzeitig endlos und beenget.
Ein wirklich gelungenes Bild! Rechts davon war das Wolgaufer an dem sich die
beiden Liebespaare Varvara & Vanja und Kátja & Boris des nachts
heimlich trafen. Links eine Puppenfabrik, in der Kátjas Schwiegermutter Marfa
Kabanová herrschte. Dort wurden sinnbildlich kleine willenlose und perfekte
Püppchen gezüchtet. Die Szenerie begleitete stets ein Mädchen, das ich als eine
Art Kátja der nächsten Generation interpretiere. Sie spielte z.B. mit
einer der Puppen, saß wimmernd unter einem der Tische der Fabrik, als Mafa
Kabanová (die vermutlich ihre Mutter war) mit dem Priester schlief und hielt
sich bei Streitereien im Haus schützend die Ohren zu.
Die, wie ich
finde, geniale Idee mit der Puppenfabrik nutze Lydia Steier auch dazu, um den
inneren Kampf Kátjas zu unterstreichen: Zu ihrem heimlichen, ehebrecherischen Treffen mit Boris,
tauchte sie in einer traditionellen Tracht auf, die auch die Puppen trugen. Sie
war nicht nur Opfer der äußeren Zwänge, sondern trug sie selbst auch tief in
sich verwurzelt, als ein Teil von sich. In diesem Zusammenhang steht auch Lydia
Steiers Dekonstruktion der Kulissen gegen Ende der Oper: Das einstige Zimmer
war nur noch ein Gerüst und hatte noch nicht einmal Wände. Trotzdem konnte
Kátja nicht einfach zusammen mit Boris fliehen. Ganz im Gegensatz zu Varvara
und Vanja, die innerlich frei waren und ganz simpel und einfach in eine Gondel gestiegen
und gegangen sind. Schließlich wurde Kátja von den Puppen (nun auf der Bühne
als lebendige Frauen) bzw. sich selbst
erdrückt. Die Puppen kullerten zwar teilweise leb- und willenlos durch den Raum
– zogen sie jedoch an anderer Stelle einfach zu Boden.
Das
Sängerensemble war wirklich toll ausgewählt! Die Titelpartie sang Valérie Suty
absolut hingebungsvoll. Die Rolle nahm man ihr in jeder Sekunde ab. Da wirkte
nix gekünstelt oder übertrieben. Ihre Stimme hat mich sehr beeindruckt und ich
würde sehr gerne noch viel mehr von ihr hören. Auch wenn ihr in den leiseren
und langsameren Stellen, für meinen Geschmack, etwas der Samt in der Stimme
fehlte. Ihren Liebsten Boris sang Mark Duffin einfach nur großartig. Kátjas
Ehemann Tichon übernahm Mark Rosenthal als Einspringer und hat mich ehrlich
gesagt nicht wirklich überzeugt. Seine Mutter Marfa musste ebenfalls
kurzfristig neu besetzt werden und wurde von Gabriela Künzler übernommen – und ich
habe eindeutig Angst vor ihr! Sie hat die böse Schwiegermutter wirklich, wirklich
böse interpretiert. Wirklich richtig, richtig gut hat mir Linda Sommerhagens
Varvara gefallen. Ihre Stimmfarbe ist wunderschön und absolut klar. Ganz genau
mein Fall. Michael Pegher steht
noch ganz am Anfang seiner Karriere und konnte als Vanja Kudejasch durchaus
punkten.
Hast Du Kátja Kabanová vor ein oder zwei Jahren auch in Münster gesehen?
AntwortenLöschenIch habe sie gesehen, aber mich hat sie nicht so sehr begeistert.
Das Oldenburger Theater scheint Dir gut zu gefallen, Du bist häufiger dort.
Ich sollte es mal anpeilen in der nächsten Spielzeit dort eine Oper anzusehen.
LG
Agnes
Nee, die Produktion in Münster habe ich nicht gesehen - und ehrlich gesagt wusste ich auch gar nicht, dass die das auf dem Spielplan hatten. Aber vielleicht gibt's ja mal eine Wiederaufnahme. ;)
LöschenUnd vom Theater Oldenburg bin ich ein echter Fan! Sicher, sie haben natürlich nicht das Budget, sich die großen Opernsänger einzukaufen, aber sie haben ein großartiges Ensemble und auch immer mal wieder spannende Gastsolisten. Außerdem finde ich die Regie dort sehr oft richtig, richtig gut, so dass mir in Oldenburg regelmäßig wundervolle Opernabende beschert werden.
Ich denke nicht, dass die Oper wieder aufgenommen wird, sie kam nicht so besonders an.
LöschenWenn nach der Pause das Theater merklich leerer ist, dann ist das ein schlechtes Zeichen.
Übrigens wird La Traviata in der nächsten Saison wieder aufgenommen.
Ich hoffe sehr, dass Henrike Jacob und Johannes Schwärsky wieder dabei sind.
LG
Agnes
Katja Kabanowa
Löschenhttp://www.stadttheater.muenster.de/stadt/theater/presse_76142.htm
Mhhhhhm. Vielleicht ist die Oper doch nicht so massentauglich, wie ich dachte. Oder war sie so schlecht besetzt, dass die Leute es nicht ausgehalten haben. ;)
LöschenUnd Danke für die Traviata-Info! Dann habe ich ja doch noch eine Chance sie zu sehen.....