Die
Frage, warum die kleine Meerjungfrau stets immer schon Monate vorher
ausverkauft ist, beantwortet sich einem unmittelbar dann, wenn man drinsitzt:
weil sie schlicht und einfach genial ist!
Wahnsinn,
wie Choreograph John Neumeier, der heute Abend übrigens auch, wie so oft,
selbst im Publikum saß, in der Musik von Lera Auerbach (unter der musikalische
Leitung Simon Hewett), die Unterwasserwelt gezeichnet hat! Die Bewegungen sahen
tatsächlich so aus, als wenn sie unter der Wasseroberfläche stattfinden. Hélène
Bouchet (die Meerjungfrau) tanzte in einem langen flatternden Schlauch um den
Beinen - ihre Beine hinfort. Es schien, als habe sie gar keine Knie, sondern
tatsächlich einen sich schlängelnden und windenden Fischschwanz. Die Begegnung
mit dem Prinzen (Carsten Jung) ließ sie schließlich den Meerhexer (Alexandre
Riabko) um die Verwandlung zum Menschen bitten. Diese Szene war unglaublich
eindrucksvoll. Keine Spur von romantischer Verwandlung und im perlenden
Meeresschaum ans Ufer Gespüle, sondern es war schmerzvoll, grausam, rasant und
am Ende lag ein 40 Kilo Häufchen Elend zusammengekauert am Strand.
Der
Prinz nahm sie aus Mitleid im Rollstuhl mit auf sein Schiff. Doch dort
begegnete er seinerseits seiner eigenen großen Liebe. Seiner Prinzessin (Florencia
Chinellato). In unförmigen und hilflosen Gesten versuchte die Ex-Meerjungfrau
dies zu verhindern. Jedoch ohne Erfolg. „… eine wunderschöne Geschichte über eine
Möglichkeit jemanden unsterblich zu lieben, was jedoch nicht bedeuten muss,
dass dieser mich zurück liebt. Meistens liegt in solchen Erzählungen unsere
Sympathie bei dem Liebenden. Wir werten den Nichtliebenden schnell negativ.
Andersen lehrt uns, dass eine ungleiche Liebe nicht zum Recht verhilft, in
ähnlicher Weise geliebt zu werden.“ (John Neumeier, Programmheft S.9) Die
kleine Meerjungfrau scheitert – auch in ihrer Gestalt als Mensch. Ihre
Bewegungen bleiben irgendwie – ähm – fischig.
Auf
einer völlig schwarzen Bühne bekommt sie nun fürchterliche Platzangst in einem
vermeidlich kleinen grellen Raum – der sich jedoch hinterher als Ballsaal entpuppt.
Wahnsinn, wie Hélène Bouchet das getanzt hat! Man konnte richtig ihre Panik
spüren: geduckt und gleichzeitig nach allen Seiten gestreckt stieß sie immer
nur gegen Wände.
Der
Prinz nahm die Prinzessin zur Frau. Die Meerjungfrau bekam vom Hexer die Chance
ihre Schwanzflosse wiederzubekommen, wenn sie den Prinzen tötet. Doch sie
brachte es nicht über’s Herz. Am Schluss blieb sie allein zurück, weder Mensch
noch Meerjungfrau, und begegnete ihrem Schöpfer, dem Dichter (Ivan Urban), der
sie von Anfang an begleitet hat. „Einer scheint der Schatten des anderen zu
sein. Schöpfer und Schöpfung sind eins. Die Liebe des Dichters zu seiner
kleinen Meerjungfrau gibt ihr schließlich eine Seele, die sie unsterblich
macht, wie auch seine Kreation ihn zur Unsterblichkeit verhilft“ (Programm S.
4). Vollkommen umgegeben von unzähligen Sternen in einem endlos weiten Raum,
gingen sie also zusammen auf die Suche nach etwas vollkommen Neuen. Dieses
Schlussbild war so schön, dass man sich in diesem Moment wünschte, niemals
wieder seinen Blick davon wenden zu müssen.
„Diese
wunderschöne metaphysische Beschreibung von Sehnsucht, das Nichtzufriedensein mit
dem, was man hat – sei es so schön wie eine Unterwasserwelt, sei es „so blau
wie eine Kornblume“, wie Hans Andersen beschreibt. Das heißt, die kleine Meerjungfrau
muss in ihrer Welt nicht leiden, weil sie alles hat, was eine Meerjungfrau
glücklich macht. Sie strebt aber nach einer für sie unerreichbaren Welt. In der
Meerjungfrau stecken Sehnsucht, eine fremde Welt zu entdecken, und Mut, durch
ihre Liebe diese neue Welt tatsächlich auch zu erreichen. Beides tut sie unter
größter Schwierigkeit, aus Liebe leidet sie unendliche Schmerzen. Und wenn es
schief geht, so resigniert sie nicht. In ihrer Welt würde die Meerjungfrau kein
Gesetz brechen, wenn sie den Prinzen umbrächte, aber sie tut das nicht, weil
sie ihn wirklich liebt. Und indem sie ihn liebt, wird sie in eine höhere Welt
transformiert: in die Welt der Luft“ John Neumeier im Programmheft (S. 9-10)
Was
für ein toller Abend! Und hier noch der Trailer:
Ihr Lieben - verzeiht bitte, dass ich diese Plattform nutze. Aber es liegt mir sehr am Herzen: meine Freundin hat für sich und ihre Tochter hervorragende Karten für dieses wunderschöne Ballett am 12. Mai. Nun feiere ich dann meinen 40. Geburtstag und hätte sie so unendlich gern dabei. Auf Karten (1. Reihe Parkett Mitte) einer Neumeier Aufführung kann man jedoch nicht verzichten. Daher die große Frage: Möchte jemand mit ihr zwei Karten tauschen. Für gleich gute Karten für den heutigen Samstag oder für den 09. Mai wären wir so dankbar. Eine positive Antwort wäre mir das schönste Geburtstagsgeschenk. 0162 102 96 26.
AntwortenLöschenIn Hoffnung - Tanja
Liebe Tanja, ich drück euch die Daumen! Ihr könntet es auch mal auf der Facebook-Seite des Hamburg Balletts versuchen.
LöschenUnd alles Gute zu deinem baldigen Geburtstag. :)