Ja, ja, ich weiß, gestern
konzentrierte sich das Berliner Opernleben eher auf die Deutsche Oper und ihre
Lohengrin-Premiere (mit dem kurzfristig eingesprungenen Klaus Florian Vogt), aber
dafür hat unser aller Kartenbudget bei weitem nicht gereicht. Daher sind wir in
die Nachmittagsvorstellung ins Schillertheater gegangen.
Die verkaufte Braut von
Bedrich Smetana habe ich gestern zum ersten Mal gesehen und fand sie zwar gut,
aber sie hat sich keinen Platz auf der Liste meiner Lieblingsopern erobert. Die
Ouvertüre könnte ich allerdings hoch und runter hören. ;)
Vielleicht lag’s aber auch
ein wenig an der Besetzung, dass der Funke bei mir nicht übergesprungen ist,
denn die war insgesamt so mittel. Vor allem aber passten die Stimmen für mein
Empfinden nicht wirklich zusammen und dadurch wirkte alles irgendwie ein wenig eckig
und verschroben. Mit Anna Samuil (Marenka) habe ich ja ohnehin so meine
Probleme. Bisher hat mir nur ihre Tatjana (Eugen Onegin) gut gefallen. Und auch
gestern war sie mir viel zu schrill und zu undifferenziert. Ihre Bühnenliebe Jeník
hat Jeffrey Dowd gesungen. Und das war ein echtes Besetzungsfiasko. Die beiden
haben weder optisch noch stimmlich zusammen gepasst. Herr Dowd war viel zu
steif und wirkte in der knallig bunten Inszenierung äußerst fehlplatziert. Wie
ein Banker in Woodstock. Und nicht nur das: auch seine Stimme passte so gar
nicht zur Oper. Es hörte sich ein wenig so an, als wenn Siegfried auf einmal
zum Rudolfo werden soll. Na ja, und um ehrlich zu sein, kann ich ihn mir auch
nicht als Siegfried vorstellen.
Florian Hoffmann als Vasek
fand ich hingegen super besetzt! Er hat grandios gespielt und auch seine Stimme
hat durchaus beeindruckt. Pavlo Hunka als Kecal steht für mich ebenfalls auf
der Positivseite. Genau wie Adriane Queiroz, die als Esmeralda zwar nur einen
kurzen, aber dafür sehr eindrucksvollen Auftritt hatte. Zum Dirigat von
Karl-Heinz Steffens fällt es mir schwer was zu sagen, da ich die Oper ja wie
gesagt zum ersten Mal gesehen habe, aber irgendwie machte es auf mich den
Eindruck, als wenn es - das klingt jetzt vielleicht seltsam - zu sehr
deutsche-operetten-mäßig war. Das kann aber durchaus auch damit
zusammenhängen, dass die Oper nicht in der Originalsprache (Tschechisch) gesungen
wurde, sondern auf Deutsch. Schüttel....
Die Inszenierung von Balázs
Kovalik war bunt und verdreht. Es hat sich mir zwar nicht alles erschlossen,
aber ich habe mich dennoch ganz gut unterhalten gefühlt und es war halt immer
was los auf der Bühne. Hier ist ein <Link> zu dem Trailer des
Schillertheaters. Die Idee, die Figur des Vaseks überaus deutlich
herauszuarbeiten hat mir aber sehr gut gefallen. Er wurde als etwas
zurückgebliebener schüchterner Junge dargestellt, dessen Emotionen mit Füßen getreten
wurden und von allen als Spielball benutzt wurde. Dadurch ist das Glück des
Titel-Liebespaar fast ein wenig in den Hintergrund gerückt. Dass er dann aber
zum Schluss zum (erfolglosen) Amoklauf antrat, fand ich völlig unvermittelt und
irgendwie daneben.
Ein wirkliches Ärgernis hingegen,
war eine Frau (sie hat durchaus ein Recht darauf als Mitwirkende erwähnt zu werden) zwei Reihen hinter mir, die ein Armband mit vielen kleinen Glöckchen trug, das bei jeder Bewegung wie blöd klingelte. So was geht echt nicht in
meinen Kopf rein?! Wie kann man nur? Selbst wenn man so gedankenlos war es zu
Hause anzulegen, merkt man doch allerspätestens zu Beginn der Vorstellung, dass
man bei jeder noch so kleinsten Bewegung Töne produziert, die nicht in der
Partitur stehen. Ich verstehe einfach nicht, dass sie sich damit nicht selber
fürchterlich auf den Keks gegangen ist. Mal ganz abgesehen davon, dass ich es ohnehin
ein seltsames Schmuckstück finde – hat irgendwie was von einer Kuhglocke.
Früher war alles besser. Da sang Peter Seiffert in der Deutschen Oper einen Tobias Micha, in der deutschen Übersetzung von Kurt Honolka, daß ich fünfmal im Jahr dorthin gehen konnte, und die verkaufte Braut seither ohne jeden Zweifel zu meinen Lieblingsopern zählt. Nun singt er Tristan - sei's drum. Immer noch ziemlich gut, weiß nicht, wen ich besser in der Rolle gehört hätte. Wenkoff ? Kollo ? Nää. Heppner ? Kann schon sein. Aber das bringt alles nichts, denn mein alter Opernfreund aus New York würde uns alle herausragenden Sänger der letzten 70 Jahre aufzählen, die ohne Zweifel besser waren, als diese (abgesehen von ein paar, natürlich)
AntwortenLöschenIn Chicago haben wir mal bei einem Konzert von Andras Schiff im zweiten Rang der Concert Hall eine Lehrerin getroffen, die dabei Klausuren ihrer Schüler korrigierte. Als wir sie fragten, ob sie denn nicht bitte leise sein könnte, fragte sie frech zurück : Is it against the rules ? Ich sagte : Yes !. Ich drohte ihr an, sie dem (in Amerika ziemlich rigorosen) Einlaßpersonal zu melden, und nach der Pause war sie weg.
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