Nach 37 Jahren und über 260 Vorstellungen hat es sich in Hamburg ausgetraviatert. Es wurde zwar schon geklebt, gekittet und geschraubt, aber die Kulissen der Inszenierung von Folke Abenius brechen unweigerlich auseinander. Viele Hamburger Opernfreunde trauern nun um diese klassisch schöne, in the Art of dahinschmelzing Produktion und auch ich wollte noch ein letztes Mal „Bye Bye“ sagen.
Leider gab es in der gestrigen Vorstellung jedoch einen wirklich bedauernswerten Alfredo-Ausfall: Massimi Giordano wurde durch Leonardo Capalbo ersetzt. Und mit ihm bin ich einfach nicht warm geworden. Seine Arien im zweiten Akt/ erstes Bild hat er zwar wirklich ordentlich gesungen, aber insgesamt fehlte mir da das Feuer - die Achs und Hachs. Zudem fand‘ ich sein Schauspiel mitunter wirklich extrem affektiert.
Dafür hat seine Partnerin Ailyn Pérez einiges an schönem Schmelz wieder rausgeholt. Sie hat die Rolle der Violetta gesanglich wie darstellerisch wunderschön, mitten ins Herz und mit genug bühnenechter Verzweiflung gesungen. Einfach genauso, wie man sich das vorstellt. Ebenso eindrucksvoll war Dalibor Jenis als Giorgio Germont, den ich zudem auch nicht zum ersten Mal in dieser Partie gesehen habe: stimmsicher und mit bestimmter versus gefühlsweicher Väterlichkeit hat er seine Rolle auf den Punkt interpretiert.
Die musikalische Leitung hatte der 29-jährige Alexander Soddy inne, welcher 2005 in Hamburg als Korrepetitor und bald darauf als 1. Assistent von Generalmusikdirektorin Simone Young begann, in der Saison 2008/09 mit der Zauberflöte seine erste Vorstellung im großen Haus dirigierte und seit der letzten Spielzeit an der Hamburgischen Staatsoper als Kapellmeister tätig ist.
Mir hat sein gestriges Dirigat sehr gut gefallen. Das Italienische liegt ihm irgendwie und er versteht es die Mischung aus leisem, zerbrechlich Schönen mit den ganz großen Emotionswellen zu vereinen.
Es gibt noch sechs Vorstellungen am 8.,9.,11.,14.,16. und 18. Februar in unterschiedlicher Besetzung:
Violetta: Ailyn Pérez (2.,8.)/ Inga Kalna (9., 11., 14., 16., 18.)
Alfredo: Massimo Giordano (2., 8., 14.)/ Francesco Meli (9., 11., 16., 18.)
Giorgio Germont: Dalibor Jenis (2., 8., 14.)/ George Petean (11.)/ James Rutherford (9., 16., 18.)
"Demnächst" (aus Journal - Magazin der Hamburgischen Staatsoper) wird es dann eine Neuproduktion der Traviata geben. Ich vermute, dass sich diese vage Formulierung in der nächsten Spielzeit, anlässlich des Verdi-Jahres, ansiedeln wird.....
Freitag, 3. Februar 2012
7 Kommentare:
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Freut mich sehr, dass es Dir insgesamt doch so gut gefallen hat.
AntwortenLöschenDanke für die Termine, aber ---- die liegen leider alle so ungünstig und so nah beieinander, das läßt sich nicht reglen.
Da ich nicht nur für einen Tag nach Hamburg reisen möchte, paßt das jetzt überhaupt nicht zu meinen anderen Terminen.
Wieso habe ich eigentlich als Rentner so viele Termine ;-) ???
An einem Termin haben wir in Münster Theaterkarten, dann fahren wir noch ein paar Tage weg, einmal sind wir zum Grünkohl essen eingeladen usw.
Es läßt sich nicht regeln. :-((
Die Vorstellung hätte ich mir gerne angesehen.
LG
Agnes
Ich geh auch sehr gerne in die Oper!
AntwortenLöschenAm 13. 2. in La Traviata!
http://www.staatstheater-nuernberg.de/inhalte/index.php?menu=1121&rezensionen=29288;29281;29286;29282;29283;29284;29285;29272;29271;29270;29279;29277&stueckid=26490
Grüße!
♥ Franka
...auch ich habe mich am Samstag von der schönen alten kultigen Traviata-Inszenierung verabschiedet.
AntwortenLöschenDa man weiss, wie die Neudeutungen zu Verdis Klassiker aussehen, befürchte ich Schlimmes für die Neuproduktion 2013. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass die Neuinszenierung nicht halb so erfolgreich werden wird wie die Produktion von 1975.
Mir blutet das Herz um die schöne alte hamburgische Traviata.
Ja, die Inszenierung war wirklich sehr schön. Allerdings bin ich da nicht soooo pessimistisch, dass eine modernere Inszenierung automatisch schlecht sein muss. Die Salzburger Traviata von Willy Decker ist z.B. absolut genial, wie ich finde. Auch sein Bochumer Tristan war grandios - trotz oder wegen den oftmals so gehassten Videoinstallationen.
LöschenMich persönlich würde z.B eine Traviata von Stefan Herheim ganz besonders interessieren.
Johannes Erath hat ein ganz tolles Otello in Frankfurt gemacht. Ich bin sehr gespannt auf die Traviata. Ich verstehe den "cult" status von der alte Inszenierung, aber die kulissen waren teilweise verschimmelt und verrottet, und es war inzwischen keine inszenierung mehr. Die sänger standen einfach da mehr oder weniger.
AntwortenLöschenAch so, ja, die neue Spielzeit wurde schon veröffentlich. :)
AntwortenLöschenAls die neue Spielzeit online war, habe ich mich natürlich auch sofort durch die Programmvorschau geklickt und mich echt gefreut, als ich gelesen habe, dass Johannes Erath die Traviata machen soll, denn von dem Otello habe ich auch schon viel Gutes gehört! Ich bin echt gespannt! :)
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