Montag, 2. Januar 2012

Richard Wagner - Der fliegende Holländer

©Sarah-Maria
Am 9. Juli 1839 war der Komponist und soeben Ex-Kapellmeister des Theaters in Riga, Richard Wagner, auf der Flucht vor diversen Gläubigern – und es sollte auch nicht seine letzte Flucht gewesen sein, denn mit Geld zu haushalten gehörte Zeitlebens nicht zu seinen Stärken. Zusammen mit seiner ersten Frau Minna und dem Neufundländerhund Robber sowie nunmehr ohne Pässe überquerten er zunächst die russisch-preußische Grenze und schlich sich schließlich im damaligen Pillau (heute Baltijsk) als blinder Passagier auf das Segelschiff „Thetis“, welches mehr einer Nussschale als einem Schiff glich, und geriet auf der für etwa 10 Tage geplanten und letztlich mehr als das doppelte dauernden Überfahrt von Riga nach London in diverse fürchterliche Stürme.

Nach diesem Erlebnis schrieb Wagner: "Diese Seefahrt wird mir ewig unvergesslich bleiben; sie dauerte drei und eine halbe Woche und war reich an Unfällen. Dreimal litten wir von heftigstem Sturme, und einmal sah sich der Kapitän genötigt, in einem norwegischen Hafen einzulaufen. Die Durchfahrt durch die norwegischen Schären machte einen wunderbaren Eindruck auf meine Phantasie; die Sage vom fliegenden Holländer, wie ich sie aus dem Munde der Matrosen bestätigt erhielt, gewann in mir eine bestimmte, eigentümliche Farbe, die ihr nur die von mir erlebten Seeabenteuer verleihen konnten.“ Und an anderer Stelle: „Hier tauchte mir der `Fliegende Holländer` wieder auf: an meiner eigenen Lage gewann er Seelenkraft: an den Stürmen, den Wasserwogen, dem nordischen Felsenstrande und dem Schiffgetreibe, Physiognomie und Farbe.“ (aus: „Autobiographische Skizzen“)

Von London ging es weiter nach Paris und Wagner begann mit der Arbeit zum Holländer. Doch in Paris lösten sich seine Geldsorgen freilich nicht in Wohlgefallen auf und er sah sich gezwungen seinen französischen Prosaentwurf an den Pariser Operndirektor Léon Pillet zu verkaufen. Anfänglich hatte er noch die Hoffnung nunmehr auch mit der Komposition beauftragt zu werden, doch daraus wurde nix: am 9. Januar 1841 wurde der Holländer unter dem Titel „Le vaisseau fantôme, ou Le maudit des mers, opéra fantastique en deux actes“ in einer Komposition von Loius Dietsch aufgeführt. Wagner musste nun auch noch seine Wohnung in Paris aufgeben, um in einen billigeren Vorort zu ziehen. Dennoch arbeitete er weiter an seinem eigenen Entwurf und schloss eine erste Skizze schließlich mit dem Vermerk „Finis. Richard Wagner. Meudon, 22. August 1841 (in Not und Sorgen)“ ab.

Heute vor 170 Jahren, am 2. Januar 1843, hatte Wagners fliegender Holländer schließlich in Dresden seine Uraufführung. Doch die Oper hatte dort nur mäßigen Erfolg und wurde nach vier Vorstellungen wieder abgesetzt. Anders verlief es z.B. in Riga: von dort berichtete die Leipziger Illustrierte Zeitung, dass die Oper dort bereits populär wäre und „seine Melodien dort bereits Volksmelodien sind.“ Doch in Deutschland blieb man dem Werk gegenüber weiterhin kritisch. Die Zeitschrift für die elegante Welt schrieb am 24.01.1844: "Der fliegende Holländer, von Wagner, hat allgemeines Interesse erregt, ohne doch gerade besonders zu gefallen. Die Instrumentation weiß noch nicht recht mit dem Gesang in Einklang zu kommen. Es läuft fast immer eins dem ändern nach, und wenn sie sich treffen, tritt eins dem ändern auf den Fuß. Es ist noch viel Balgerei in der Musik, die Melodie darin ist noch in den Flegeljahren ..." In den Folgejahren unternahm Wagner noch diverse Änderungen an der Oper.

Heute ist der Holländer, nach „Die Hochzeit“, „Die Feen“, „Das Liebesverbot“ und dem „Rienzi“, Wagners früheste Oper, die noch heute auf zahlreichen Spielplänen des weltweiten Opernbetriebs zu finden ist.

Quellen:
Wagner-Verband Minden: Zeittafel zu „Der fliegende Holländer“ I. http://www.wagner-verband-minden.de/hollaender/7_hintergr/zeittafel/zeittafel_u.html (abgerufen am 02. Januar 2012).
Csampai, A./Holland, D.: Opernführer: Hamburg: Hoffmann & Campe Verlag, 1990.
Lehmann, H.J..: Auf den Spuren des Fliegenden Holländers von Richard Wagner: Norderstedt: Books on Demand GmbH, 2009.

5 Kommentare:

  1. Ich hab den fliegenden Holländer in einer tollen Inszenierung in Bern gesehen - wunderbar, und ich sage dies als sehr wagnerkritischer Mensch.
    http://www.youtube.com/watch?v=8VRhkHEuHaM

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  2. Der fliegende Holländer in Münster war ein Erlebnis der Extra-Klasse.
    Ich hatte die Oper noch nicht vorher gesehen, sie hat mich sehr begeistert.
    Wir waren gestern im Neujahrskonzert, auch in diesem Jahr wieder ein wunderschönes Konzert.
    LG
    Agnes

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  3. Leider habe ich den Holländer in Bern nicht gesehen.... Aber vielleicht findet sich ja in den kommenden Spielzeiten nochmal die Gelegenheit! ;)

    Und den in Münster fand ich musikalisch wirklich guuuuut!!!!! Die Inszenierung war jetzt nicht gerade ein Traum, aber auch nicht soooo schlecht - und irgendwas ist ja schließlich immer. ;)

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  4. Ein gutes Beispiel, die Lebenswege verlaufen meist nicht sehr gradlinig, im Nachhinein, mit dem Erfolg, sieht alles so selbstverständlich aus, dabei hätte es - wie oft? - ganz anders enden können.
    Danke für den Beitrag.

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  5. Danke für die spannenden Infos zu Richard Wagners fliegenden Hölländer.... Der liebe Wagner war schon echt eine Nummer für sich. ;)

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