Montag, 12. März 2012

L'Elisir d'Amore - Staatsoper Berlin

Ich war ein paar Tage in Berlin und habe das Kulturangebot der Hauptstadt selbstverständlich in vollen Zügen ausgekostet. Begonnen habe ich mit Donizettis L’Elisir d’Amore mit Rolando Villazón als promiente Nemorino-Besetzung

Zuerst die gute Nachricht: an seiner wunderschönen weichen Stimmfarbe hat sich nix geändert. Die ist und bleibt spektakulär. Jedoch: Leider hat Villazóns Stimme nicht mehr die einstige Ausdruckskraft. Es fehlt ihm an dem nötigen Volumen. Verglichen mit seinen Bühnenkollegen war er daher recht leise und sparte während des Abends einiges an Kraft für sein berühmtes Una furtiva lagrima – welches ihm auch stimmschön gelang.

Villazóns Bühnenliebe Adina wurde von Anna Samuil gesungen, die ich bereits 2008 als Violetta (La Traviata) und 2009 als Tatjana (Eugen Onegin) gesehen habe. Als Violetta hat sie mir ganz und gar nicht gefallen, als Tatjana schon – damals hat Rolando Villazon übrigens den Lenski gesungen. Anna Samuils Adina fand ich ein wenig schwerfällig. Es fehlte ihr meines Erachtens an stimmlicher Leichtigkeit. Zudem wirkte ihr Schauspiel, neben Villazóns gewohnt aufgedrehter Clownerie, irgendwie recht steif.

Am besten hat mir Alfonso Antoniozzi gefallen. Er konnte mit stimmlicher Finesse und darstellerischem Witz punkten. Alfredo Daza als Belcore hat mich hingegen nicht sonderlich mitgerissen. Ich bin aber generell einfach kein Fan von ihm. Ich fand ihn noch nie richtig schlecht, aber auch noch nicht wirklich gut. Am Dirigentenpult sorgte Antonello Allemandi für die nötige italienische Würze.

Die Inszenierung von Percy Adlon war zwar kein Kracher, hatte aber durchaus einige schöne Einfälle zu bieten: es gab z.B. einen Steg vor dem Orchestergraben, auf dem die Sänger hin und wieder agierten. Passgenau war auch der herzförmige Wohnwagen in dem der Dulcamara durch’s Land reiste. Zudem ließ die Inszenierung den Sängern genügend Freiraum für eigene Interpretationen.

Nach der Vorstellung gab’s reichlich Blumen für Rolando Villazón und eine Autogrammstunde für seine Fans. Alles in allem ein runder Abend. Dennoch: Villazóns Stimme ist nicht mehr die, die sie war – und das ist mehr als tragisch, denn sein wunderbar weicher Tenor, gepaart mit seinem berühmten Feuer, der Spielfreunde und Ausdruckskraft war wirklich sensationell.

6 Kommentare:

  1. Jetzt hatte ich einen Denkfehler, ich war kurz der Meinung dass Anna Netrebko und Rolando Villazon im Juni hier in Münster vor dem Schloß singen werden.
    Aber ich hab mich vertan es sind Anna Netrebko und Erwin Schrott.
    Ich habe noch keinen dieser Solisten live gehört, Du bist zu beneiden, was Du alles hörst und siehst.
    LG
    Agnes

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  2. Ja, es sind die Eheleute. Singt nicht auch noch Jonas Kaufmann mit? Zumidest tut er das in Hamburg. :)

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  3. Eheleute sind die beiden schon gleich einmal nicht, auch wenn das in allen Zeitungen immer wieder geschrieben wird.

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    1. Stimmt, sorry. Die beiden sind bisher "nur" verlobt.... ;)

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  4. da haben sie ja ein uneheliches Kind !

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  5. Elisir und Tristan in Berlin sich anzuschauen, ist doch nun wirklich eine sinnige Kombination, denke ich.
    Was Herrn Villazon angeht, so fand ich den immer ein wenig gehypt, bzw. er hat sich selbst gehypt. Es war einer von den Tenören, die versuchten, andere Berühmtheiten stimmlich nachzuahmen (Domingo in diesem Fall), und das geht immer schief. Andere Beispiele wären Cura (auch Domingo) oder Calleja (Pavarotti).
    Man muß sich auch bloß mal den Boheme-Film mit Villazon ansehen, wie er da vor lauter Engagement und Brio seine Stimme bis zum letzten beansprucht. Das konnte auch nicht gut gehen. Nun ist er anscheinend auf seinem Normalniveau zurückgekommen, und das funktioniert.

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