Die
gestrige Premiere des Don Giovanni im Berliner Schillertheater war ein
wahrhaftes Fest der Stimmen! Eine solche Traumbesetzung erlebt man wirklich
nicht alle Tage.
Allen
voran sang sich Dorothea Röschmann als Donna Elvira in mein Herz. Bei ihr
stimmte einfach ALLES! Sie sang mit einer ungeheuren Ausdruckskraft und einem
Facettenreichtum, der mich echt umgehauen und schwer beeindruckt hat.
Maria
Bengtsson als Donna Anna hat mir im ersten Akt gut gefallen, aber sie hat mich
emotional einfach nicht sonderlich berührt. Irgendwie fehlte da, trotz
wunderschöne Stimme, der letzte Kick. Doch nach der Pause, da hat sie mich dann
gekriegt – und zwar richtig! :) War vielleicht auch die Aufregung: Für Anna
Netrebko einzuspringen ist sicherlich nicht gerade nervenschonend. Lag aber
vielleicht auch an mir, denn, wie die meisten von euch wissen dürften, war ich
nicht gerade begeistert, als ich von der Netrebko-Absage gehört habe – um es
mal sparsam auszudrücken.
Die
dritte Dame im Stück, die Zerlina, wurde von Anna Prohaska gesungen und sie war
wirklich verdammt gut: Sie sang die Partie mit viel Leichtigkeit und wunderbar
zart. Dennoch: Ich muss sagen, dass ich bei
dem ganzen Hype um sie, ziemlich hohe Erwartungen in ihren Auftritt
gelegt habe – vielleicht zu hohe. Denn ich habe sie zuvor noch nie live gesehen.
Das
Gespann Don Giovanni und Leporello wurde von Christopher Maltman und Erwin
Schrott bestritten, die ohne Frage wunderbar zusammen agierten und auch stimmlich
dem hohen Niveau des Abends gerecht wurden. Und irgendwie richtig fasziniert
hat mich Stefan Kocan als Masetto, seine Stimme hat’s mir einfach angetan. Guiseppe
Filianotis Don Ottavio hat mich auch überzeugt und mir wesentlich besser
gefallen als sein Rodolfo in Hamburg. Last but not least ist Alexander
Tsymbalyuk als Komtur zu nennen. Ich kenne ihn recht gut aus den Hamburger
Aufführungen und freue mich immer, wenn er auf dem Besetzungszettel steht. Und dies auch diesmal absolut zu Recht!
Das
Dirigat von Daniel Barenboim war ein echter Knüller. Richtig schön rasant – und
trotzdem konnte er sein Orchester genug zügeln, um den Sängern nicht zu viel
Raum zu nehmen! Wirklich genau mein Geschmack! Denn ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich finde es nahezu
unerträglich, wenn die Registerarie nur langsam-lustlos vor sich hinplätschert.
Das war gestern zum Glück ganz und gar nicht der Fall.
Die
Inszenierung von Claus Guth hat mir, wie zu erwarten, wunderbar gefallen, da ich
sie a) schon aus der Salzburger Fernsehübertragung kannte und ich b) ein echter
Fan von Claus Guth bin. Er interpretiert den Don Giovanni nicht als reinen
Frauenheld, sondern auch als Opfer der Umstände. Zudem endet die Oper nicht mit
dem plötzlichen Tod, des Protagonisten, sondern sie beginnt quasi damit: Im
Handgemenge mit dem Komtur löst sich ein Schuss, der nicht nur den Komtur
trifft, sondern auch Don Giovanni tötlich verletzt. Von nun an beginnt er
langsam zu verbluten. Don Giovanni und Leporello reisen außerdem nicht als reiche
Herrschaften durch die Handlung, sondern als Landstreicher, die Dosenbier und
improvisierte Mahlzeiten vertilgen.
Das
Bühnenbild von Christian Schmidt legt die gesamte Szenerie in einen
wunderschönen Rahmen. Er hat eine Waldlandschaft kreiert, die zusammen mit der
genialen Beleuchtung von Olaf Winter ein ästhetischer Hochgenuss ist.
Am Ende gab es viel Applaus - und leider auch einige Buhs für das Regieteam. Ist mir zwar ein echtes Rätsel, wie man diese Inszenierung nicht mögen kann, aber es beweist wohl mal wieder, dass Geschmäcker einfach verschieden sind.
Und hier noch einige (Backstage)Einblicke in die Produktion:
Und hier noch einige (Backstage)Einblicke in die Produktion:
Es war übrigens auch einige Politiker-Prominenz da. Z.B. Thierse und Wowereit.
AntwortenLöschenDen Thierse habe ich auch gesehen, als er einige Minuten bervor's losging nochmal aufstehen musste, um Leute in die Reihe zu lassen. Es saß ein paar Reihen vor uns. ;)
LöschenHallo Sarah-Maria
AntwortenLöschenOh dieser Don Giovanni hätte ich auch gerne live gesehen.
Ein Feuerwerk von tollen Stimmen!!
Liebe Grüsse maggy
Das klingt absolut fantastisch, liebe Sarah-Maria! Toll, dass Du uns daran teilhaben lässt!
AntwortenLöschenViele Grüße ♡
Kristina
Klingt alles traumhaft, das hatte ich mir auch gerne angehört und angesehen.
AntwortenLöschenDanke für Deinen Bericht, wenn ich schon nicht da sein kann, so kann ich es wenigstens aus erster Hand erfahren wie es war und mich mit Dir freuen.
LG
Agnes
Seit ich Dorothea Röschmann im "Figaro" aus Salzburg gesehen und gehört habe, bin ich Röschmann-Fan und dann kam die Übertragung von "Don Giovanni", wir waren garde im Urlaub und ich hab den ersten Akt auf dem Hotelzimmer gesehen und es war so spannend aufgebaut und Röschmann war einfach super - und Christopher Maltman udn Erwin Schrott und - in Salzburg - Annette Dasch und Matthew Polenzani und Anatol Kotscherga, alle sind aufgegangen in ihren Rollen. Das sind besondere Momente, wenn alle Sänger auch so schauspielerisch ihre Rolle echt darstellen.
AntwortenLöschenaus Salzburg: http://www.youtube.com/watch?v=-LXKMZCjfao&feature=plcp
und hier, Maria Bengtsson und Christopher Maltman, Ende Akt I aus dem Film "Juan": http://www.youtube.com/watch?v=aZrXCUJgs4o
Ja, die Fernsehübertragung habe ich damals auch gesehen. Genauso wie die aus Mailand. Und war unglaublich froh, als klar wurde, dass das Mailländer-Schlussbild nicht nach Berlin passt und somit eine andere Inszenierung her musste: Die aus Salzburg. :)
LöschenDanke für die schönen Links. :)
Bitteschön, bitteschön. :D
AntwortenLöschenJa, ich bin Dorothea-Röschmann-Fan, hehe^^. Hast du mal ihre Gräfin Almaviva aus London gesehen? Seither ist Röschmann für mich DIE Gräfin! David McVicar hats inszeniert, Pappano dirigiert. Erwin Schrott singt und spielt dort auch, als Figaro.
Falls du die Aufführung noch nicht gesehen und gehört hast, kann ich's dir echt nur empfehlen. :D
Nee, die aus London kenne ich (noch) nicht! Habe bisher nur den Guth Figaro aus Salzburg mit Röschmann gesehen - aber leider nicht live.....
LöschenWerde mal nach der Aufführung suchen.... :D
Schau mal auf YouTube unter: " Le nozze di Figaro" Part 1 (Pappano) ;)
LöschenÀ propos "Don Giovanni": Heute abend geh' ich in die Staastoper im Schillertheater, um diese Inszenierung mal endlich vollständig, nicht nur partiell, mir zu Gemüte zu führen. (Hab' sonst immer nur die YouTube-Ausschnitte gehabt.) Bin schon aufgeregt.
AntwortenLöschenAuf der Seite der Staatsoper hab' ich übrigens ein gutes Backstage-Video gefunden - ich weiß nicht, ob du's schon kennst:
http://www.staatsoper-berlin.org/de_DE/calendar/9183135/further/15443/49360/171192
DANKE!!! Das ist ein super Tipp! Werde ich gleich mal oben in die Seite einbetten. :)
LöschenUnd viel Spaß heute Abend im Don Giovanni. Der ist echt 'ne Wucht. :D
Danke, danke, danke. :D
LöschenRöschmann live auf der Bühne - ich freu mich so. :) Das ist 'ne richtig gute Besetzung. :D
Hi, I cannot write in German (but I understand it quite well) but I wanted to thank you for your fantastic review of Don Giovanni. I have seen it in Berlin three times and I am also full of admiration for the production and for Dorothea Röschmann as Donna Elvira. She is always my favourite soprano - but in this role she shines especially bright. You can see my impressions of the performances in my site: http://dorothea-roschmann.operratic.pl/index.php/2012/07/07/impressions-don-giovanni-in-berlin/
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