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Mozart selbst war auch kein Kind von Traurigkeit und pflegte z.B. mit so ziemlich jeder seiner Klavierschülerinnen eine Liebschaft. Seine Frau Konstanze stand ihm da in nix nach und lebte sogar zeitweise mit dem Schüler und Vertrauten ihres Mannes Franz Xaver Süßmayr gemeinsam in Baden – was zur Folge hatte, dass der Vater des letzten Mozart-Sohnes – der bezeichnenderweise auf den Namen Franz-Xaver hörte – niemals eindeutig festgestellt werden konnte.
Doch nicht nur im Mozart’schen Eheleben ging es freizügig zu: kein geringerer als Giacomo Casanova machte zusammen mit Mozarts späteren Librettisten Lorenzo Da Ponte Europa und dessen Schlafzimmer unsicher. Da Ponte, knapp 25 Jahre jünger als Casanova und sieben Jahre älter als Mozart, wurde in ärmlichen Verhältnissen geboren, arbeitete sich jedoch bis zum Texter des kaiserlichen Hofes hoch – und war dennoch in ständiger Geldnot.
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Da Ponte führte sein Weg über Dresden nach Wien. Dort schrieb er u.a. für die beiden Hofkomponisten Salieri und Mozart Libretti. Ein Jahr nach Mozarts Tod wanderte er, hoch verschuldet und aus Wien verbannt, nach New York aus. Dort betrieb er zunächst eine italienische Buchhandlung, wurde schließlich zum Honorarprofessor an der Columbia University ernannt, gründete dort die Fakultät für italienische Sprache und Literatur, schrieb mit „Erinnerungen“ seine Autobiographie, war Initiator des ersten New Yorker Opernhauses und starb 1838 arm, fast 90jährig, in bester geistiger Verfassung und mit einer unglaublich reichen Biographie.
Begleitet von diversen Streitigkeiten zwischen Librettist und Komponist hatte Da Ponte die Libretti zu einigen der berühmtesten Mozartopern überhaupt verfasst: Die Hochzeit des Figaros (1786), Don Giovanni (1787) und Cosi fan Tutte (1790) – alle drei nicht gerade eine Ode an die Treue:
Die Hochzeit des Figaros knüpft an das Schauspiel „Le Barbier de Séville“ (Beaumarchais) und späteren Rossini-Oper an: im Schauspiel jagt der Graf Almaviva der hübschen Rosina hinterher und kann sie schließlich zu seiner Gräfin machen. Doch im Hafen der Ehe angelangt (an dem Punkt beginnt die Mozart Oper), kann er die Finger nicht von Anderen lassen und beklagt, dass er sich dazu hinreißen lassen hat „das Recht der ersten Nacht“ aufzugeben. Er ist nämlich aktuell scharf auf die bald heiratende Susanna. Sie wiederrum will den Figaro ehelichen – den aber auch Marcellina gerne hätte. Jene stellt sich im Verlauf der Handlung als seine Mutter heraus und scheidet somit als Konkurrentin aus. Die Gräfin ihrerseits pflegt ein mehr oder weniger passives Verhältnis zu dem Pagen Cherubino und am Ende singen sie alle gemeinsam im Chor: „Uns beglückt der Liebe Hand! Lacht und singet, scherzt und springet! Ewig sei der Gram verbannt!“
Don Giovanni ist eine Oper über den Don Juan Mythos – könnte aber genauso gut das Leben von Casanova bzw. Da Ponte darstellen: denn der gute Don sammelt nicht nur Liebschaften, sondern lässt sie von seinem Diener auch schriftlich festhalten und gerät schließlich in einen Konflikt mit einer Statue, die irgendwas im Dunstkreis eines Vaters, Gewissens, Gesetzes, Über-Ichs oder Moral darstellt.
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Spätere Koryphäen der Musikwelt wie etwa Beethoven reagierten angesichts Da Pontes Libretti durchaus abwertend und betitelten sie als frivol, unsittlich oder banal. Auch das war einer der Gründe, warum z.B. die Oper Cosi fan Tutte lange Zeit von den Bühnen der Opernhäuser verschwand.
Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.
Der Brockhaus: Oper. Gütersloh: Brockhaus in der Wissenmedia, 2002.
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